Amazon schwer gefragt, blanke Euphorie bei BYD, BioNTech kämpft sich wieder nach vorne und die Deutsche Bank holt IT-Spezialisten aus Russland
Können die Anleger endlich aufatmen?
Am Pfingstmontag konnten die Anleger endlich mal Dinge wie anhaltende Zinssorgen beiseiteschieben. Das Ende von Lockdowns in Shanghai und Peking überschattete im gestrigen Handel so ziemlich alles andere, und das führte querbeet für steigende Kurse. Nur wenige Titel konnten von der deutlich besseren Stimmung nicht profitieren.
Die zuletzt schwer gebeutelte Aktie von Amazon (US0231351067) konnte ihre Erholung am Montag mit einem Plus von 3,66 Prozent fortsetzen. Hier dürfte auch der erfolgte Split eine Rolle gespielt haben. Durch den kostet eine Amazon-Aktie nun nicht mehr über 2.000 Euro, sondern etwas mehr als 100 Euro. Bei Handelsschluss standen gestern 118,04 Euro auf dem Ticker und damit ist das Papier auch für kleinere Anleger wieder als erschwinglich zu bezeichnen.
Nach größeren Korrekturen scheinen die momentan ein besonders großes Interesse an Amazon zu haben, denn langfristig ist eine Erholung sehr wahrscheinlich. Das laufende Jahr dürfte wohl noch eher schwierig werden. Doch selbst wenn der Versandhandel weiter schwächelt, so hat der Online.-Gigant derart viele Wachstumssektoren, dass alles andere als eine positive Entwicklung eine große Überraschung wäre. Garantien für steigende Kurse gibt es aber dennoch nicht.
Da hat nicht viel gefehlt
Wenig überraschend konnten chinesische Aktien von den guten Neuigkeiten aus dem Reich der Mitte mit am stärksten profitieren. Sehr gefragt war am Montag die Aktie des Autobauers BYD (CNE100000296), welche sich letztlich um 4,58 Prozent verbessern konnte. Zeitweise testeten die Bullen sogar schon die Linie bei 36 Euro und befanden sich damit in direkter Nähe zum 52-Wochen-Hoch bei 36,74 Euro. Dass jenes für den Moment nicht geknackt werden konnte, ist nur eine sehr geringfügige Enttäuschung auf hohem Niveau.
In jedem Fall unterstreichen die Bullen einmal mehr den Aufwärtstrend bei BYD, der zuletzt selbst den größten Krisen relativ entspannt standhalten konnte. Damit im Hinterkopf gibt es gute Gründe, um an weitere Kursgewinne zu glauben. Viel wird aber davon abhängen, inwieweit die chinesische Wirtschaft sich nun wirklich erholen kann und ob damit die Erwartungen der Märkte erfüllt werden. Da die nicht unbedingt klein ausfallen, gibt es hier auch Raum für Enttäuschungen.
Es wird weiter gezockt bei BioNTech
Wenig Neues gab es bei BioNTech (US09075V1026) zu vermelden, doch die gute Laune allein reichte aus, um den Käufern wieder ordentlich Rückenwind zu verleihen. Mit einem Kursgewinn von 3,86 Prozent starteten jene einen Angriff auf die wichtige Linie bei 150 Euro, die mit einem Schlusskurs von 149,45 Euro nur knapp verfehlt wurde. Hält die gute Laune auch heute an, so bleiben alle Chancen erhalten, neue Signale zu setzen.
Wie gehabt bleibt BioNTech eine hochspekulative Angelegenheit. Wer hier momentan kauft, setzt sehr wahrscheinlich auf eine baldige Zulassung des Omikron-Impfstoffs sowie signifikant steigende Corona-Zahlen im Herbst. Beides ist nicht unbedingt als unwahrscheinlich anzusehen. Doch ob die Umsätze von BioNTech letztlich tatsächlich wieder Auftrieb erfahren können, darüber lässt sich momentan nur munkeln und mauscheln. Ob die Chancen hier die Risiken überwiegen, kann aktuell nur jeder für sich selbst entscheiden. Als besonders nachhaltig sind Investments in BioNTech derzeit aber nicht anzusehen.
Dasvidaniya
Westliche Konzerne können oder wollen in Russland derzeit aus offensichtlichen Gründen nicht mehr allzu gerne Geschäfte machen. Auch die Deutsche Bank (DE0005140008) arbeitet wohl unter Hochdruck daran, ihre Fachkräfte aus der russischen Föderation herauszubekommen. Das „Handelsblatt“ berichtete nun über ein neues Technologiezentrum, welches in Berlin entstehen soll. Hunderte russischer IT-Experten, die zuvor für die Deutsche Bank in Russland arbeiteten, sollen dort wohl in Zukunft zum Einsatz kommen.
Eine Bestätigung der Deutschen Bank selbst zu dem Thema steht bisher noch aus. In Anbetracht der Umstände erscheinen derartige Pläne aber tatsächlich einigermaßen realistisch. Für die Anleger wäre es allemal eine bessere Lösung, als wenn die wichtigen IT-Experten für unbestimmte Zeit in den Urlaub geschickt würden. Bei der Aktie der Deutschen Bank gab es ebenfalls Erfreuliches zu sehen. Mit einem Plus von 2,5 Prozent konnte das Papier sich bis auf 10,46 Euro hieven und damit die nicht unwichtige 10-Euro-Linie weiter festigen.
Das darf gerne so bleiben
Gute Tage gab es an den Börsen im laufenden Jahr viel zu selten zu sehen. Umso mehr dürften die Anleger sich über die vielen positiven Impulse am Montag gefreut haben. Wie schon bei vorherigen Erholungen bleibt aber abzuwarten, wie nachhaltig das Ganze sein wird. Denn die vielen Krisen, welche für satte Korrekturen in den vergangenen Monaten sorgten, sind noch längst nicht durchgestanden. Damit bleibt weiterhin Potenzial für Enttäuschungen und Kursverluste vorhanden.
07.06.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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