Indiens Goldhunger steigt stark an – Newmont mit Rückenwind

Goldimporte Indiens vervielfachen sich im Mai 2022

 

Die indischen Goldimporte sind im Mai 2022 stark angestiegen und haben sich gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat mehr als versechsfacht. Ein Blick auf die Nachfragefaktoren verdeutlicht, dass die kulturellen und religiösen Institutionen und Traditionen zu einem effektiven ,,Geldwert-Management‘‘ beitragen. Vor diesem Hintergrund dürfte der Einfluss Indiens auf dem weltweiten Goldmarkt kaum abnehmen, wovon auch Newmont profitiert.

Eigentlich zeigt ein Blick auf die offiziellen Goldbestände der indischen Zentralbank nichts Außergewöhnliches. Per Ende April 2022 besaß sie nach Angaben des World Gold Council 761,3 Tonnen Gold, was 7,8 % ihrer ganzen Devisenreserven entspricht.

Der Wert ist je nach Zukunfts-Szenario ausgesprochen niedrig, insbesondere dann, wenn es zu einer (teil-) goldgedeckten Währung kommen sollte.

Dass diese Idee nicht der Welt der Fantasie entspringt, zeigt die jüngste Entwicklung. Denn China ist mit der Teilkonvertibilität des Yuan in Gold für Ölverkäufe schon vor Jahren einen großen Schritt in diese Richtung gegangen. Russland probte mit der Ankaufsgarantie für 5000 Rubel je Gramm Gold im Frühjahr ebenfalls die Nutzung von Rohstoffen zur Stabilisierung des Wechselkurses. Und die Einführung von Gold-Denar und Silber-Dirham als Alternative zu Fiatwährungen im malaysischen Bundesstaat Kelatan liegt bereits 12 Jahre zurück. Und auch wenn beide keine gesetzlichen Zahlungsmittel sind, so sind sie doch ,,Rohstoff-Geld‘‘!

Sollte die jüngst vom Iran vorgeschlagene gemeinsame Währung der Mitgliedsstaaten der Schanghaier Kooperation umgesetzt werden, würde ein Währungsraum entstehen, in dem große Beitrittsstaaten eine erkennbare Präferenz für rohstoffgedeckte Währungen haben. Man stelle sich nur vor, Iran würde sein Öl und Gas nur gegen die neue Währung verkaufen, was in etwa den Effekt am Devisenmarkt haben könnte wie die Forderung Russlands, Ölexporte in Rubel zu begleichen. Vor diesem Hintergrund gewinnt Gold als traditionelles Geld der Wirtschaftsgeschichte zusätzlichen Charme.

In Indien ist die Goldnachfrage eng mit der Kultur und den Riten der Einwohner vernetzt. Denn die Gold-(Nachfrage) resultiert auf Ritualen und Traditionen, die eine stabile Tiefenströmung der Nachfrage bilden und nicht in den offiziellen Statistiken der Notenbank sichtbar sind.

 

Einer der Gründe, die Goldnachfrage in kulturelle und religiöse Riten einzubauen und damit die individuelle Präferenz des Goldbesitzes zu erhöhen, liegt jedoch auf der Hand und ergibt sich aus dem unten stehenden Chart. Er zeigt die Entwicklung des Goldpreises in indischen Rupien je Gramm und die Entwicklung des Wechselkurses der indischen Rupie in US-Dollar.

Daraus ergibt sich direkt ein Schutzeffekt des Goldbesitzes gegenüber einer Abwertung des Außenwertes der indischen Rupie, die seit Jahrzehnten die Regel ist.

 

Gold in indischen Rupien auf TradingView

 

Neueste Bestätigung für diesen Mechanismus sind Pressemeldungen , nach denen das Land im Mai 2022 101 Tonne Gold importierte. Im Vergleich zu den 13 Tonnen im Mai 2021 ergibt sich ein explosiver Anstieg von 677 %. Der Wert der Gold-Importe sprang parallel von 678 Mio. Dollar auf 5,83 Mrd. Dollar.

Der Pressebericht verweist dabei auf die anstehende Hochzeitssaison, in der jene Eheschließungen nachgeholt werden, welche im letzten Jahr wegen Corona-Pandemie abgesagt wurden. Aber auch die schon mehrfach erwähnte negative Preiselastizität der indischen Goldnachfrage dürfte den Markt belebt haben. Die indische Goldnachfrage ist damit allein schon aufgrund ihrer absoluten Höhe ein bedeutender Stabilisierungsfaktor des Goldpreises, was große Goldproduzenten wie Newmont (US6516391066) erfreut zur Kenntnis nehmen.

 

Und was ist das Fazit?

 

Der indische Goldmarkt ist von einer hohen inneren Präferenzplausibilität geprägt, die weit über die individuelle Bedeutung religiöser Riten und kultureller Traditionen hinausgeht.

Denn mit diesen kulturellen Traditionen wird ein Risikomanagement in Bezug auf die Geldwertstabilität sichergestellt, die dem Einzelnen einen beachtlichen Schutz gegen eine Verwässerung des Geldwertes gibt.

 

07.06.2022 - Arndt Kümpel

 

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