Trotz katastrophaler Zahlen freut die Intel-Aktie dich über deutliche Aufschläge, denn der Blick nach vorn sieht freundlicher aus als gedacht
Intel kann bei den Aktionären wieder punkten
Am gestrigen Donnerstag legte Intel Zahlen für das dritte Quartal vor, an denen sich nichts beschönigen lässt. Der Chip-Hersteller musste sinkende Umsätze und horrende Verluste verzeichnen und scheint damit noch etwas tiefer in die Krise zu rutschen. Allerdings konzentrierten die Börsianer sich auf die Lichtblicke, welche das Unternehmen vorzuweisen hatte.
Die nackten Zahlen von Intel (US4581401001) fallen gewiss nicht in diese Kategorie. Zu sehen gab es einen Umsatz, der um sechs Prozent auf 13,3 Milliarden US-Dollar fiel. Die Verluste weiteten sich derweil auf schwindelerregende 16,6 Milliarden Dollar aus. Derartige Fehlbeträge gab es in der Geschichte des Unternehmens bisher noch nie zu sehen. Analysten stellten sich eigentlich auf deutlich weniger ein. Die Umsätze fielen aber dezent höher aus als die Befürchtungen der Märkte.
Überraschen konnte Intel aber mit dem Blick nach vorn. Im laufenden Quartal sollen die Umsätze bei 13,3 bis 14,3 Milliarden Dollar liegen, was die meisten Beobachter positiv überraschte. Die schmerzhaften Verluste sind derweil in erster Linie auf einmalige Kosten für Abschreibungen und Restrukturierungen zurückzuführen. Genau das soll aber dafür sorgen, dass Intel in Zukunft wieder über eine bessere Ertragskraft und einen steigenden Cash Flow verfügen wird.
Intel: Zahlt der Sparkurs sich aus?
Laut Finanzchef David Zinsner konnte Intel beim laufenden Sparprogramm große Fortschritte machen und CEO Pat Gelsinger gab zu verstehen, dass Umstrukturierungsmaßnahmen in diesem Quartal weitgehend abgeschlossen seien. Zumindest die Basis für eine freundlichere Zukunft scheint damit gelegt worden zu sein. Das reichte den Anlegern aus, um etwas neue Hoffnung zu gewinnen. Die Intel-Aktie sprang im nachbörslichen Handel um knapp sieben Prozent bis auf 23 Dollar in die Höhe.
Aus Richtung der Analysten gibt es ebenfalls lobende Worte zu vernehmen. Das Abschneiden in den wichtigsten Segmenten wird als solide betrachtet. Gemeint sind damit Verkäufe von Prozessoren für Rechenzentren und PCs sowie die Auftragsfertigung. Letztere bleibt bei Intel allerdings ein Sorgenkind. Das Unternehmen hat sich auf die Fahne geschrieben, seine Foundrys in Zukunft für andere Hersteller zu öffnen und auf diesem Wege TSMC Konkurrenz zu machen. Bislang werden allerdings nur Milliardenverluste eingefahren.
Nicht wenige Investoren würden es begrüßen, würde Intel dieses Vorhaben begraben und sich auf ertragreichere Sparten konzentrieren. Ein solches Umlenken kündigte das Management allerdings nicht an. Kommentiert wurden jedoch Spekulationen rund um eine mögliche Übernahme durch Qualcomm. Intel-Chef Pat Gelsinger bezeichnete dies jedoch lediglich als wenig hilfreiche Gerüchte. Dass diesbezüglich schon Gespräche stattfinden würden, darf damit wohl als dementiert angesehen werden.
Das Prinzip Hoffnung
Allzu viel hat sich bei Intel noch nicht geändert. Wie gehabt verliert der Konzern den Anschluss bei KI-Beschleunigern und muss auch beim klassischen Geschäft mit PCs voraussichtlich weitere Marktanteile an AMD abgeben. Die Aktie lebt von der Hoffnung darauf, dass der Tiefpunkt überwunden werden konnte. Dafür lässt sich allerdings momentan noch lange keine Garantie aussprechen. Letztlich ist es mit den nun vorgelegten Zahlen nur gelungen, deprimierend niedrige Erwartungen dezent zu überbieten.
Das ist fraglos besser als nichts. Es ergibt sich daraus aber noch kein allzu schlagkräftiges Argument für plötzliche Zukäufe. Intel wird unter Beweis stellen müssen, auch in Zukunft mit aktuellen Entwicklungen noch schritthalten zu können. Das betrifft insbesondere das KI-Segment, wo der Chiphersteller viel zu lange geschlafen hat. Abzuwarten bleibt zudem, ob das kriselnde Foundry-Geschäft eines Tages wirklich „bedeutende“ Umsätze generieren können wird. Technologisch kann Intel momentan mit TSMC nicht mithalten. Da scheint es fraglich, wie große Kunden wie Nvidia dazu überredet werden sollen, auf die Werke von Intel zu setzen. Unter dem Strich bleiben zu viele Fragezeichen, als dass sich schon eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen ließe.
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01.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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