Der erste große Börsengang im Jahr 2023 an den hiesigen Märkten verlief wenig beeindruckend und die Ionos Group musste am ersten Handelstag Verluste hinnehmen
Ein böses Omen?
Große Börsengänge sind in Zeiten ständiger Krisen schon fast zu einer Seltenheit geworden. Umso genauer schauten die Aktionäre hin, als gestern die Ionos Group-Aktie an den Start ging. Leider konnte der Digitalkonzern dabei keine Bäume ausreißen und musste zu seinem Einstand erst einmal deutliche Verluste hinnehmen.
Entstanden ist die Ionos Group (DE000A3E00M1) aus der Dachgesellschaft United Internet, welche für den Moment auch der größte Aktionär bleibt. Das Unternehmen konzentriert sich auf den digitalen Sektor und bietet neben Webhosting auch weitere Clouddienste an. In seinen Grundzügen wurde das Unternehmen bereits im Jahr 1998 gegründet und das Management zeigt sich begeistert darüber, dass 25 Jahre später nun auch der Börsengang geglückt ist.
Bei den Börsianern wollte aber am ersten Handelstag keine Euphorie aufkommen. Die Ionos Group-Aktie startete mit roten Vorzeichen und musste Abschläge hinnehmen. Zeitweise rutschte der Kurs bis auf 18 Euro herab; per Handelsschluss standen noch 18,40 Euro auf dem Ticker. Damit mussten bereits am ersten Handelstag Verluste von 2,4 Prozent verkraftet werden.
Allerdings könnte das Marktumfeld aktuell auch kaum weniger vorteilhaft ausfallen. Der Tech-Sektor tut sich sichtlich schwer und nicht nur vergleichsweise kleine Unternehmen wie die Ionos Group haben mit Gegenwind zu kämpfen. Auch bei den US-Giganten in Form von Apple (US0378331005), Alphabet (US02079K3059) und Co. wurden schon seit Längerem keine neuen Kursrekorde mehr erzielt. Enttäuschende Zahlen aus dem vierten Quartal des vergangenen Jahres lasten schwer auf der Stimmung.
Das war nur der Anfang
Nun ist der erste Handelstag für jede Aktie nur eine Momentaufnahme, was auch bei der Ionos Group-Aktie nicht anders ist. Aus Anlegersicht gibt es daher zunächst keinen Grund, um schon in Panik zu verfallen und das Papier komplett abzuschreiben. Immerhin handelt es sich nach Unternehmensangaben um den europaweit führenden Anbieter für Webhosting, Cloud-Dienstleistungen und die dafür nötige Infrastruktur. Solche Dinge dürften auch in Zukunft schwer gefragt sein, Krise(n) hin oder her.
Verglichen mit Google oder Amazon (US0231351067) haben wir es eher mit einem Zwerg in der Branche zu tun, welcher mit der Cloud im vergangenen Jahr rund 100 Millionen Euro an Umsatz erzielten konnte. Amazon hingegen blickte im gleichen Zeitraum auf einen Umsatz von schwindelerregenden 80 Milliarden USD, welche allein mit den AWS Web Services erzielt werden konnte. Die Ionog Group zeigt sich aber kämpferisch und sieht sich in einer guten Position, um auch gegen scheinbar übermächtige Konkurrenten bestehen zu können.
Die Ionos Group setzt auf Datenschutz
Als einer der Hauptvorteile wird dabei der Datenschutz genannt, der bei Ionos mehr oder weniger zwangsläufig eine größere Rolle spielt als bei US-Unternehmen. Denn weite Teile der eigenen Infrastruktur stehen in Europa, weshalb auch hiesige Gesetzte zur Anwendung kommen. Jene verlangen Unternehmen einiges mehr ab, was aus Sicht der Kundschaft aber auch für mehr Vertrauen sorgen könnte. Eben darauf setzt das Unternehmen mit Blick auf die Zukunft sehr gezielt.
Um die Aktionäre bei der Stange zu halten, wird die Ionos Group aber möglichst schnell ein ansehnliches Wachstum vorweisen müssen. Die Chancen dafür sind auf lange Sicht nicht schlecht. Im aktuelle eher angespannten Markt dürfte es aber schwer sein, die Börsianer von einem Investment zu überzeugen. Für mutige Anlegerinnen und Anleger entsteht daraus auch eine Chance. Auf lange Sicht ist das Potenzial noch immer enorm, auch wenn die Cloud nach dem KI-Hype derzeit nicht mehr ganz so hoch im Kurs steht wie noch in den letzten Jahren. Das Internet ist aber aus dem Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken und zuverlässige sowie sichere Services gehören da auch in Zukunft zu den wichtigsten Angeboten der Branche überhaupt. Perspektivisch ergibt sich also Aufwärtspotenzial und sehr wahrscheinlich wird der aktuelle Durchhänger sowohl bei Ionos selbst als auch in der gesamten Branche überwunden werden können.
09.02.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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