Rätselraten um Valneva, Bayer weiter im Würgegriff von Glyphosat, Shell stürzt in die Tiefe und Audi legt sich mit Nio an
Neue und alte Probleme machen die Anleger nervös
Die Börsen haben unter den zahlreichen Krisen und Rezessionsängsten eigentlich schon genug zu leiden und es gab zuletzt bevorzugt rote Vorzeichen zu sehen. Doch einige Unternehmen erfahren zusätzlichen Druck, indem sie mit negativen Meldungen auf sich aufmerksam machen und so die ohnehin schon kaum vorhandene Kauflaune noch weiter drücken.
Bayer (DE000BAY0017) beispielsweise hat schon seit Jahren mit Streitigkeiten rund um den Unkrautvernichter Glyphosat zu kämpfen. Vor Gericht konnte der Konzern zwar schon manchen Erfolg erzielen. Das Thema ist aber noch lange nicht vom Tisch und kürzlich wurde angeordnet, eine Überprüfung der US-Umweltbehörde EPA zu wiederholen. Letztere stellte eigentlich bereits fest, dass ein Krebsrisiko beim richtigen Gebrauch von Glyphosat nicht vorliege.
Was nun bei der neuerlichen Prüfung herauskommen wird, darüber lässt sich nur spekulieren. Die Anleger nahmen das Ganze recht gelassen zur Kenntnis und so konnte die Bayer-Aktie zumindest ein wenig von der Erholung der Märkte am Freitag profitieren. Mit einem Plus von 1,3 Prozent ging es bis zum Wochenende auf 62,55 Euro aufwärts.
Was hat das zu bedeuten?
Mehr als genug schlechte Nachrichten gab es in den letzten Monaten auch rund um Valneva (FR0004056851) zu hören. Der Corona-Totimpfstoff der Franzosen hat zwar bereits mancherorts eine Zulassung erhalten und ist in der EU (mutmaßlich) kurz davor. Doch es scheint immer mehr an Abnehmern zu fehlen. Schon bevor die EU sich aus einem Liefervertrag verabschieden wollte, hat das Vereinigte Königreich dies bereits getan.
Nun meldete Valneva allerdings, dass man mit Großbritannien eine Einigung bzw. einen Vergleich erzielt habe. Wie genau der aussehen mag, wurde allerdings nicht weiter kommuniziert. Damit können Anleger nur raten, ob und in welchem Umfang nun Impfstoff auf die Insel geliefert wird. Die Aktionäre scheinen das Ganze aber trotz dieser Wissenslücke positiv zu bewerten. Mit einem Kursplus von 7,8 Prozent zeigte die Aktie von Valneva sich am Freitag so freundlich wie schon lange nicht mehr. Den Anlegern sei gewünscht, dass es noch weitere solcher Tage zu sehen geben wird.
Die Angst geht um
Anleger von Shell (GB00BP6MXD84) hatten in diesem Jahr bisher kaum mit schlechten Neuigkeiten zu kämpfen. Zwar ist das gewohnte Hintergrundrauschen rund um die CO2-Belastung des Konzerns und fehlende Konzepte für eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe nicht verschwunden. Letztere sorgen momentan aber für massive Umsätze, was der Shell-Aktie zahlreiche neue Höchststände in schneller Folge bescherte.
Kurz vor dem Wochenende kam die Rallye allerdings schwer ins Stocken und die erfolgsverwöhnten Anteilseigner mussten einen Verlust von 5,4 Prozent hinnehmen. Der lässt sich einzig und allein auf die Ölpreise zurückführen, welche sich in einem ähnlichen Rahmen abwärts bewegt haben. Es geht an den Märkten die Befürchtung um, dass die Notenbanken mit ihrem eingeschlagenen Kurs eine Rezession nicht verhindern können werden. Das wiederum führt zu Sorgen, dass die Nachfrage nach Erdöl und damit auch Benzin in nicht allzu weit entfernter Zukunft schwer einbrechen könnte.
Audi ist nicht erfreut
Ärger scheint es aktuell bei Nio (US62914V1061) zu geben, zumindest laut einem Bericht des „Handelsblatt“, welcher sich auf Insider beruft. Demnach zieht der deutsche Autobauer Audi wohl gegen den chinesischen Elektroautokonzern vor Gericht. Stein des Anstoßes sind Modellbezeichnungen für den ES6 und ES8, welche der Klägerin viel zu nahe an den eigenen Bezeichnungen S6 und S8 sind.
Ob eine solche Klage sinnvoll ist und wie die Gerichte das Ganze einschätzen werden, darüber lässt sich momentan nach Herzenslust spekulieren. Die betroffenen Unternehmen selbst äußerten sich zu dem Ganzen bisher nicht, was aber auch nicht anders zu erwarten war. Für die Anleger von Nio mag der Vorgang vielleicht sogar positiv eingeschätzt werden. Immerhin zeigt die Klage, dass große Player der Branche den noch jungen und vergleichsweise kleinen Hersteller sehr ernst zu nehmen scheinen.
Schwere Zeiten voraus
Es ist momentan recht erfrischen, auch mal anderes als nur Sorgen um steigende Zinsen und einen konjunkturellen Abschwung zu lesen. Leider sind die wenigsten Nachrichten derzeit von positiver Natur und so müssen die Anleger sich weiterhin auf schwere Zeiten einstellen. Für die meisten Titel dürfte die dezente Erholung am Freitag nur ein Durchschnaufen sein, denn die Bären sitzen weiterhin klar am längeren Hebel. Ob das noch länger so bleibt, wird wohl hauptsächlich von den Inflationsdaten im laufenden Monat abhängen. Denn auch wenn viele das Thema nicht mehr hören können, so gibt es an den Börsen weiterhin klar den Ton an und überstrahlt dabei auch gerne mal andere Meldungen.
19.06.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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19.06.2022 20:20:02 Uhr
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