Das Schlimmste konnte bei der Lufthansa erst einmal verhindert werden, was bei manch einem schon wieder zu Kauflaune führt
Wird jetzt wieder alles besser?
Bereits am Freitag streikten bei der Lufthansa die Piloten, was zu einem weitgehenden Ausfall von Flügen der Kernmarke sowie der Tochter Lufthansa Cargo führte. Für Mittwoch und Donnerstag wurden weitere Streiks angekündigt, welche den Konzern weitere Millionen gekostet hätten. Quasi in letzter Minute konnte das aber noch abgewendet werden.
Bereits im Vorfeld ließ die Gewerkschaft Cockpit verlauten, dass ein Streik mit einem „ernstzunehmenden“ Angebot seitens der Lufthansa (DE0008232125) noch verhindert werden könnte. Ein solches Angebot scheint es nun zu geben, denn ein Sprecher der Gewerkschaft ließ verlauten, dass es einen „Deal“ gebe. Die Streiks für heute und morgen wurden dadurch abgesagt.
Was genau die beiden Parteien beschlossen haben, darüber gibt es bisher noch keine weiteren Informationen. Gefordert hatten die Piloten einen pauschalen Inflationsausgleich, durch den die Gehälter ab 2023 um 8,2 Prozent jährlich steigen sollten. Die Lufthansa lehnte das bisher mit Verweis auf die enormen Kosten ab. Wo genau nun ein Kompromiss gefunden werden konnte, darüber lässt sich erst einmal nur spekulieren.
Die Aktionäre zeigten sich aber sichtlich erfreut darüber, dass erst einmal nicht wieder gestreikt wird. Die Aktie der Lufthansa konnte sich im gestrigen Handel um immerhin 1,45 Prozent auf 5,95 Euro verbessern und damit Abstand zum 52-Wochen-Tief bei 5,24 Euro wahren. Auf einem sonderlich hohen Niveau befindet der Titel sich aber freilich nicht. Dennoch gibt es einige sehr optimistische Naturen bei der Lufthansa-Aktie.
Kühne baut Investment bei der Lufthansa aus
Klaus Michael-Kühne kündigte gestern an, bei einer sich bietenden Gelegenheit weitere Anteile an der Lufthansa erwerben zu wollen. Zu dieser Entscheidung sei es nach einem konstruktiven Gespräch mit der Konzernleitung gekommen und das Interesse von Kühne an der Lufthansa ist nach Angaben des Chefs der Kühne Holding ungebrochen. Wann genau weitere Käufe anstehen könnten und über welches Volumen wir dabei reden, wurde allerdings nicht kommuniziert.
Dennoch dürfte es einigen Anlegern guttun, dass es derzeit überhaupt noch Unterstützer für die Lufthansa gibt. Die bewegte sich an der Börse zuletzt in sehr gefährlichen und vor allem niedrigen Gewässern. Durch immer neue Probleme und Streiks wurde den Bullen die Kauflaune ordentlich verhagelt. Auch wenn es jetzt zur Abwechslung mal gute Neuigkeiten gab, so ist an eine anhaltende Kurserholung leider noch nicht zu denken. Dafür gibt es aktuell noch zu viele offene Fragen, und das gleich in mehrfacher Hinsicht.
Das wird nicht einfach
Zum einen ist fraglich, was genau es die Lufthansa gekostet hat, die Piloten zu befrieden und die jüngste Streikwelle abzuwenden. Dass der Konzern dies grundsätzlich auf die Reihe bekommen hat, wurde wie erwähnt von den Anlegern lobend anerkannt. Allerdings sollte eine Einigung nicht um jeden Preis erzielt werden und es gibt die latente Befürchtung, dass der Konzern dafür zu viel Geld in die Hand genommen haben könnte. Das dürfte für viele Anteilseigner momentan aber noch die kleinste Sorge sein. Viel größer sind Ängste mit Blick auf das Geschäft im Herbst und Winter.
Mit Blick darauf kommen die nicht enden wollenden Zins- und Rezessionsängste ins Spiel. Jene lassen viele Experten daran zweifeln, dass das Interesse an Flugreisen in der kalten Jahreszeit allzu hoch ausfallen wird. Dazu gesellen sich explodierende Energiepreise, welche an der Lufthansa nicht spurlos vorbeigehen werden. Einfach zusammengefasst steht die Airline vor dem Ausblick auf zurückgehende Buchungszahlen und gleichzeitig rasant steigender Kosten, auch durch die jüngsten Einigungen mit den Gewerkschaften. Aus Anlegersicht gibt es wohl ohne jeden Zweifel freundlichere Ausblicke und so ist es nur nachvollziehbar, dass die Lufthansa-Aktie derzeit keine großen Kurssprünge vollziehen kann. Hoffen können die Anleger nach wie vor lediglich auf eine mittel- oder langfristige Erholung. Für den Moment bleibt die Situation aber mehr als herausfordernd.
07.09.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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