Mercedes-Benz setzt den Rotstift an, Stellantis will Opel noch schneller zurechtstutzen, Volkswagen steuert auf Streiks zu und Tesla gibt Rabatt
Die Autobranche sucht ihr Heil in der Sparsamkeit
Die Lage bei den Autokonzernen scheint sich einfach nicht aufhellen zu wollen. Die Absatzzahlen enttäuschen und die Margen sinken. Ein Mittel dagegen, oder einen „Wumms“, wie der Bundeskanzler sagen würde, scheint niemand so recht zu finden. Gesetzt wird stattdessen bevorzugt auf Sparmaßnahmen.
Mercedes-Benz (DE0007100000) bekam zuletzt einen massiven Einbruch seines China-Geschäfts zu spüren, was die Gewinne fröhlich purzeln ließ. Medienberichte lassen nun erahnen, dass wohl ein tiefgreifender Sparkurs bevorsteht. Wie jener konkret aussehen könnte, das wollte das Unternehmen noch nicht verraten. Gegenüber der „FAZ“ sagte aber eine Sprecherin, dass die Kosten in den kommenden Jahren um mehrere Milliarden Euro gesenkt werden sollen.
Unangetastet soll die Beschäftigungssicherung bleiben, welche betriebsbedingte Kündigungen noch bis Ende 2029 ausschließt. Ob das Ganze dann auch noch einmal verlängert wird, steht in den Sternen. Die Anleger stellen sich derweil auf harte Zeiten ein. Am Donnerstag trat die Mercedes-Benz-Aktie auf der Stelle und ging mit 51,85 Euro aus dem Handel. Dort angekommen notiert das Papier satte 18 Prozent tiefer als zu Jahresbeginn.
Stellantis: Opel macht den Abschied wohl attraktiver
Bei Stellantis (NL00150001Q9) wird schon seit Längerem an Stellenabbauten bei der Tochter Oper gebastelt. Bereits im Jahr 2020 wurden Freiwilligenprogramme ersonnen, mit denen Angestellte zu einem Abschied überredet werden sollten. Aktuell versucht der Konzern, 1.000 weitere Jobs zu kürzen. Das scheint aber nicht mehr recht zu funktionieren; das Interesse ebbt laut einem Bericht der Rüsselsheimer Tageszeitung „Main-Spitze“ ab. Gegensteuern will man nun, indem bis Mitte Januar eine Sonderprämie für alle Kündigungswilligen ausgezahlt wird.
Stellantis selbst musste im laufenden Jahr heftige Rückgänge bei den Absatzzahlen verkraften, was aber nicht unbedingt auf Opel zurückzuführen ist. Dort lassen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes eine solide Nachfrage nach dem in Rüsselsheim gefertigten Astra erkennen. Die Anzahl der Zulassungen verdoppelte sich im bisherigen Jahr 2024 verglichen mit dem Vorjahr. Für die Anteilseigner ist es ein schwacher Trost und die Stellantis-Aktie stürzte seit Jahresbeginn um über 40 Prozent bis auf 12,17 Euro per Handelsschluss am Donnerstag ab.
Volkswagen bleibt hart
Die Sparpläne von Volkswagen (DE0007664039) dürften mittlerweile bestens bekannt sein. Sie stoßen jedoch auf Widerstand bei Betriebsrat und Gewerkschaftern. Letzter beharren weiterhin auf einer Lohnerhöhung, während die Unternehmensleitung Werksschließungen, Kündigungswellen und Lohnkürzungen eingeplant hat. Gestern kam es zur jüngsten Verhandlungsrunde, doch Fortschritte wurden dabei offensichtlich nicht erzielt. Es bleibt erst einmal bei unvereinbaren Vorstellungen über die Zukunft des größten deutschen Autobauers.
Das nächste Zusammentreffen findet erst Anfang Dezember statt, also nachdem die zu Ende des Monats auslaufende Friedenspflicht zu ihrem abläuft. Die Gewerkschaft IG Metall stimmt nun schon einmal über Warnstreiks ab, welche schon am 1. Dezember beginnen könnten. Volkswagen scheint es darauf ankommen zu lassen. Zu groß ist der Druck, die schwachen Margen endlich wieder aufzupolieren. Die Aktie bleibt derweil im Sinkflug und wertete gestern um 0,6 Prozent auf 81,24 Euro ab. 28 Prozent an Verlusten türmen sich seit Jahresbeginn auf.
Tesla gibt mächtig Rabatt auf das Model Y
Im krassen Gegensatz dazu steht die Aktie von Tesla (US88160R1014), welche aktuell gut 36 Prozent höher notiert als zu Jahresbeginn. Allerdings hat der Aktienkurs sich spätestens nach den Ergebnissen der US-Wahl von fundamentalen Überlegungen entkoppelt. Denn wenn es um die Absatzzahlen geht, glänzt auch das US-Unternehmen längst nicht mehr wie noch in vergangenen Jahren. Einstige Wachstumsziele von 50 Prozent jährlich sind längst in Vergessenheit geraten.
Eher verhalten fällt die Nachfrage momentan auch in Deutschland aus, wo Tesla zuletzt von BMW und Volkswagen auf den dritten Platz verwiesen wurde. Wie bei der „Bild“ zu lesen ist, scheint man es nun mit kräftigen Rabatten zu versuchen. Speziell das Model Y wird noch bis Jahresende besonders günstig angeboten. Wer das Gefährt sofort bezahlt, erhält 6.000 Euro „Umweltprämie“ vom Unternehmen. Bei einer Finanzierung gibt es immerhin seit einer Weile die Option für eine 0%-Finanzierung. Als Sahnehäubchen gibt es momentan ein Jahr Gratisstrom bei den Superchargern für Neukäufer. Ob dadurch die Verkaufszahlen angekurbelt werden können, bleibt abzuwarten.
Müde Zeiten
Ob bei den Preisen oder beim eigenen Personal: querbeet wird bei den großen Autokonzernen derzeit gespart, und das dürfte sich noch eine Weile fortsetzen. Die verhaltene Nachfrage ist ein weltweites Phänomen, wenn auch in Europa besonders stark ausgeprägt. Es scheint Volkswagen und Co. also gar nichts anderes übrig zu bleiben. Die Aktien erreichen zum Teil historisch günstige Kursstände, allerdings lässt sich leider nie garantieren, dass der Tiefpunkt schon überschritten wurde.
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22.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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