Mercedes-Benz macht einen Rückzieher, auch Volkswagen scheint auf die Bremse zu treten, Stellantis bleibt seinen E-Auto-Plänen treu und BMW tanzt auf vielen Hochzeiten!
Autobauer wie Mercedes-Benz und Stellantis gehen bei E-Autos unterschiedliche Wege
Die Absatzzahlen von E-Autos ließen zuletzt zu wünschen übrig und die Branche scheint sich in einer mittelschweren Krise zu befinden. Auf diese Entwicklungen folgen immer klarere Reaktionen der Hersteller, die jedoch zum Teil sehr unterschiedlich ausfallen. Aufgeben möchte dabei kein Autobauer die elektrische Revolution.
Es scheint aber, als würde jene in einigen Fällen zumindest auf die lange Bank geschoben. Einen deutlichen Schwenk gab es etwa bei Mercedes-Benz (DE0007100000) zu beobachten. Die „Electric-First“-Strategie wird auf der Unternehmenswebseite zwar weiterhin erwähnt. „Electric only“ bis zum Jahr 2030 scheint aber kein Thema mehr zu sein. Stattdessen stellte der Stuttgarter Konzern vor Kurzem in Aussicht, klassische Verbrenner noch so lange zu produzieren, wie es dafür eine Nachfrage gibt. Auch über das Jahr 2030 hinaus wird es also wohl noch neue Modelle geben.
Die Anpassung der Strategie folgt auf eher maue Verkaufszahlen im vergangenen Quartal und einen etwas ernüchternden Ausblick auf das laufende Jahr. Das ging auch an der Aktie nicht spurlos vorbei, welche sich von ihrem Hoch bei 77,45 Euro bis auf 67,13 Euro per Handelsschluss am Montag in die Tiefe bewegt hat. Bisher scheinen die Anteilseigner auch nicht davon überzeugt zu sein, dass der neue Ansatz die Margen wieder wachsen lassen wird. Im Chart ist nach wie vor eine aktive Korrekturbewegung zu erkennen.
Volkswagen: Platzt der Deal mit Renault?
Volkswagen (DE0007664039) hatte sich in Sachen E-Autos einiges vorgenommen. Unter anderem sollte bis 2027 ein Modell für unter 20.000 Euro auf die Beine gestellt werden, mit dem endlich der Durchbruch im Volumensegment gelingen könnte. Laut einem Bericht des „Handelsblatt“ scheint eine entsprechende Zusammenarbeit mit Renault aber auf der Kippe zu stehen. Insidern zufolge ging Volkswagen der Einfluss von Renault zu weit, weshalb die Kooperation aufgekündigt sei.
Offiziell wollte Volkswagen dies noch nicht bestätigen und sprach davon, dass eine Entscheidung zum Projekt noch nicht gefallen sei. Den Berichten zufolge soll es aber schon in wenigen Wochen die Bestätigung über das Projektende geben. Das scheint bei den Aktionären nicht besonders gut anzukommen. Die Volkswagen-Aktie purzelte gestern um ein Prozent auf 119,20 Euro abwärts und bleibt damit auf einem eher überschaubaren, wenn auch nicht katastrophalen Niveau.
Stellantis bleibt sich treu
Nicht vom Kurs abbringen lässt sich derweil der viertgrößte Autokonzern auf dem Planeten in Form von Stellantis (NL00150001Q9). Gegenüber der „FAZ“ bestätige Europachef Uwe Hochgeschurtz, dass der Verbrenner im eigenen Unternehmen als Auslaufmodell angesehen wird. In Europa soll es demnach weiterhin ab 2030 ausschließlich Verbrenner geben. Eine Flaute bei den Absatzzahlen und Strategieanpassungen bei der Konkurrenz scheinen die Verantwortlichen wenig zu beeindrucken.
Die Opel-Mutter verweist auf die vielen Vorteile von E-Autos und bezeichnet solche letztlich als größten Fortschritt in der Branche seit Jahrzehnten. Zudem sei es für die Hersteller aufgrund politischer Vorgaben ohnehin unabdingbar, massiv in die Elektromobilität zu investieren. Stellantis gilt schon seit Längerem als brennender Verfechter der elektrischen Zukunft in der Branche. Die Anleger scheinen da weniger euphorisch zu sein. Der Aktienkurs ließ am Montag um weitere 0,7 Prozent bis auf 20,68 Euro nach.
BMW setzt auf Wasserstoff
In Bayern zelebriert BMW (DE0005190003) geradezu seine Technologieoffenheit, indem für die Zukunft auf so ziemlich jede Antriebsart gesetzt wird. Nicht nur Verbrenner und E-Auto sollen dabei eine Rolle spielen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern verfolgt das Unternehmen auch weiterhin Wasserstoff-Autos für den Individualverkehr. Aktuell sind bereits über 100 solcher Fahrzeuge in einem Pilotprojekt auf den Straßen unterwegs. Bis zum Ende des Jahrzehnts wird die Massenfertigung angepeilt.
BMW spricht bei Wasserstoff-Autos von vielen Vorteilen und ist sich sicher darüber, dass solche in Zukunft eine tragende Rolle bei der Mobilitätswende spielen werden. Anleger sorgen sich allerdings etwas um eine fehlende Infrastruktur und eine noch immer schlechte Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff. Euphorie will auch hier nicht wirklich zünden und nach Kursverlusten von gut einem Prozent fiel die BMW-Aktie am Montag auf 95 Euro zurück. Der Abstand zum 52-Wochen-Hoch bei 115,35 Euro wird damit größer.
Elektrisch oder nicht?
Noch bis zum vergangenen Jahr waren die Autobauer sich recht einig darüber, dass dem E-Auto die Zukunft gehört und der Verbrenner geriet mehr und mehr aufs Abstellgleis. Nach dem Ablaufend diverser Förderungen und auch hinsichtlich einer politisch aufgeheizten Stimmen scheint dieses Narrativ jedoch Risse zu bekommen. Wer nun mit seiner weiteren Strategie ins Schwarze treffen mag und wer sich eher auf einem Irrweg befindet, das wird sich erst im Nachhinein feststellen lassen. Aus Anlegersicht ist ein vorwärts gerichteter Kurs aber wahrscheinlich eher zu begrüßen als das Festklammern an angestaubten Technologien.
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21.05.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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