Meta Platforms: KEIN Kauf – PayPal lässt grüßen + Metaverse als potenzieller Meta-GAU
Meta Platforms: Reale Irrationalität dominiert über Virtuelle Realität
Nach dem Entwickler der weltgrößten Online-Bezahlplattform PayPal, deren Aktie nach einer sehr enttäuschenden Kundengewinnung im 4. Quartal wie auch einem desaströsen Ausblick auf das laufende Jahr 2022 gestern an der NASDAQ völlig zu Recht um – 25 % crashte, erwischt es heute nun auch den weltgrößten Plattformentwickler im Social Media-Bereich Meta Platforms (ehemals Facebook) mit einem interessanterweise praktisch identischen, historisch bisher ebenso einmaligen Tageskurseinbruch von aktuell – 26 %, der auf einer gestern ebenso schwachen Quartalszahlenpräsentation mit genau den gleichen Phänomenen einer enttäuschenden Nutzerentwicklung sowie eines massiven Margendrucks beruhte und außerdem ebenfalls mit einem sehr kritischen Ausblick auf das laufende 1. Quartal verknüpft war.
Die gegenwärtigen Parallelen der aktuell massiven Geschäftsbelastung von PAYPAL (US70450Y1038), die wir gestern in diesem Bericht ausführlich kommentiert und analysiert haben sowie von META PLATFORMS (US30303M1027) liegen also vor allem im Punkt der derzeitigen zunehmenden Nutzergewinnungsprobleme und der damit direkt verbundenen massiven Gewinnmargendämpfung beider Plattformbetreiber unübersehbar auf der Hand, auch wenn Meta Platforms darüber hinaus derzeit natürlich noch mit ganz anderen operativen Problemen zu kämpfen hat, als die derzeit innerhalb der gesamten Zahlungsabwicklungsbranche vor allem auch in immer stärkere und zusätzlich margenerodierende „Buy Now Pay Later“-Wettbewerbsentgleisungen verstrickte PayPal.
So berichtete auch Meta Platforms, nicht anders als PayPal, in der gestrigen Vorlage ihrer sehr unbefriedigenden Zahlen zum 4. Quartal gerade auch aufgrund der ebenfalls zitierten Hauptbelastungsfaktoren der zuletzt weltweit hochgeschnellten Omikron-Corona-Infektionszahlen, des anhaltend massiven globalen Inflationsauftriebs wie auch fortgesetzter Lieferkettenstörungen im Zuge weiter eingeschränkter Konsumausgaben bzw. Geschäftsabläufe ihrer Nutzer ebenso von einem bedenklich starken weiteren Nachlassen des Nutzerwachstums vor allem ihrer Kernplattform Facebook, was vor allem auf den Zuspruch privater Endkonsumenten wie aber auch in zunehmendem Maße den Gegenpol des eCommerce-Geschäfts, also Anzeigenschaltungen durch gewerbliche Anbieter zutraf. Aus Werbeanzeigen-Einnahmen vor allem über Facebook, aber auch durch andere Social Media-Tools wie Instagram, Messenger, WhatsApp, Reels, Feed oder Stories generiert Meta Platforms grundsätzlich rd. 95 % ihres Konzernumsatzes.
So verzeichnete die Basisplattform Facebook im 4. Quartal nun erstmals überhaupt seit ihrer Gründung Anfang 2004 gegenüber dem Vorquartal einen wenn auch nur sehr marginalen Rückgang ihrer sog. täglich aktiven Nutzer (DAUs) von 1,935 auf 1,93 Mrd. DAUs.
Trotz der kaum nennenswerten Relevanz dieses Rückgangs fällt hierbei jedoch besonders ins Auge, dass während dieses Nutzerwachstum gerade in den Kernkontinenten Nordamerika und Europa sowieso schon seit Quartalen immer stärker rückläufig war, sich hieran nun jedoch gerade auch im zuvor noch stets ungebrochen boomenden Nutzerzuspruch aus dem asiatischen-pazifischen Raum im 4. Quartal aber nun erstmals ebenfalls eine deutlich nachlassende Frequentierung von Facebook anschloss.
Verschärfte APPLE-Richtlinien und TIKTOK-Konkurrenz zusätzlich belastend
Neben den bereits zitierten allgemein geschäftsbelastenden Faktoren des Corona-Omikron-Ausbruchs, des starken Inflationsdrucks wie auch der Lieferkettenstörungen, die im 4. Quartal auch ein deutlich nachlassendes Anzeigenschaltungswachstum nach sich zogen, machte der Vorstand von Meta Platforms, angeführt von CEO Zuckerberg und CFO Wehner, hierfür im Wesentlichen zwei weitere Faktoren verantwortlich:
Nämlich zum einen die von APPLE (US0378331005) schon seit Mitte 2021 über ihre iOS-Softwareupdates eingeführte und die Attraktivität von Unternehmensanzeigenschaltungen natürlich mindernde Verbraucherschutzauflage, dass Kunden bei Downloads von Apps aus ihrem AppStore mit Bezug zu Werbeangeboten über Facebook hierfür von nun an grundsätzlich ihre Zustimmung zur werbewirksamen Verwendung ihrer Daten durch Facebook erteilen müssen oder dies auch ebensogut ablehnen können, zum anderen die Tatsache, dass die aus China stammende, weltweit aktive Videoclip-Plattform TIKTOK (Entwickler: Bytedance) derzeit selbst auch Facebook gerade in Asien offenbar immer mehr private wie gewerbliche Nutzer „abgräbt“, da TikTok nach jeglicher Experteneinschätzung nicht nur wesentlich anwendungskomfortabler und leistungsfähiger als die Meta-Vergleichs-App „REELS“ sei, sondern Meta Platforms durch diese TikTok-Konkurrenz zugleich auch wichtige Werbeeinnahmen dadurch entgehen, dass aufgrund des durch die chinesische Aufsicht strikt reglementierten Werbeangebots von TikTok sich die Reels-App von Meta Platforms zur Bewahrung einer Mindest-Konkurrenzfähigkeit mit TikTok ebenfalls weit stärker mit Anzeigenschaltungen zurückhalten müsse, als das für ihre hierin wesentlich freieren Plattformen wie insbesondere Facebook, Feed oder Stories gilt.
Auch wegen des gerade in China mittlerweile immer vehementer propagierten Internet-Kundendatenschutzes gehen wir daher stark davon aus, dass sowohl die von Apple eingeführte Zustimmungspflicht zu werbewirksamen Kundendatenverwendungen durch Facebook (die aber nicht nur westliche, sondern besonders auch asiatische Facebook-Nutzer mit hoher Regelmäßigkeit verweigern dürften) wie auch das Leistungsspektrum sowie auch der vergleichsweise geringere Werbungsinhalt von TikTok gegenüber Reels zwei ganz entscheidende Faktoren dafür waren, warum nun auch in Asien (und sicher ebenso auch durch anzeigenschaltende Unternehmen) die Kundenakzeptanz der Facebook-Plattform im 4. Quartal schlagartig nachließ und dies aus unserer Sicht hochwahrscheinlich auch in den kommenden Quartalen unverändert weiterhin der Fall sein dürfte. So stagnierte nämlich auch im asiatisch-pazifischen Raum die Anzahl der Facebook-DAUs im 4. Quartal fast vollständig bei 806 Mio. (3. Quartal: 805 Mio.), stellte jedoch mit einem Nutzeranteil von fast 42 % auch weiterhin den für Facebook mit Abstand wichtigsten Nutzerkontinent dar (gefolgt sogar noch vom „Rest der Welt“ = 32% und dann erst Europa = 16 % und Nordamerika = 10 %).
Folglich übertraf im 4. Quartal die zumindest gegenüber dem Vorjahr noch verbuchte stattliche Umsatzausweitung um + 20 % auf knapp 33,7 Mrd. USD (zusammengesetzt aus einem um + 13,5 % erhöhten Anzeigenaufkommen sowie um + 6,5 % erhöhten Anzeigenpreisen) die Analystenkonsensschätzung gerade noch minimal, stellte jedoch auch hierin verglichen mit dem Gesamtjahres-Umsatzzuwachs von + 37 % eine deutlich unterproportionale Umsatzausweitung dar.
Metaverse auf dem Weg zum immer tieferen Multi-Milliarden-Grab
Noch weitaus kritischer, nicht anders als auch im Falle von PayPal, war es bei Meta Platforms jedoch im 4. Quartal um die Entwicklung der Gewinnmargen und effektiven Gewinne bestellt, da abgesehen von den generell margenzehrenden Marketingkampagnen speziell zur Gewinnung weiterer Privatnutzer insbesondere auch das ergänzende, strategisch als einen wichtigsten Pfeiler der Zukunft angesehene Augmented- (AR- )und Virtual-Reality- (VR-)„Abenteuer“ von CEO Zuckerberg, „Metaverse“ (das auch der Konzernumbenennung von Facebook zu Meta Platforms ihren Namen gab), gebündelt in deren AR/VR-Soft- wie auch Hardware-Entwicklungseinheit „Reality Labs“ weiterhin ungebremst steigende Ausgaben in zweistelliger Milliardenhöhe verschlang.
So explodierten im 4. Quartal die gesamten operativen Kosten und Ausgaben von Meta Platforms, hauptsächlich bedingt durch das Metaverse-Projekt / Reality Labs, gegenüber dem Vorjahr – weit stärker als der Umsatz – um nicht weniger als fast 38 % auf 21,1 Mrd. USD und zehrten damit die gesamte Umsatzerzielung des 4. Quartals (= 33,7 Mrd. USD) zu nicht weniger als fast 63 % auf!
Allein im Bereich Reality Labs schoss die Kosten- und Ausgabenbelastung im 4. Quartal um + 48 % nach oben, was dieser Division somit letztlich einen operativen EBIT-Verlust von -4,6 Mrd. USD sowie im Gesamtjahr 2021 folglich gar einen EBIT-Verlust von -10,2 Mrd. USD bescherte (verglichen mit noch einem EBIT-Verlust in 2019 von -4,5 Mrd. USD sowie in 2020 von -4,6 Mrd. USD).
Konzernweit führten diese gerade im Metaverse-Bereich angefallenen Ausgabenexzesse im 4. Quartal somit dazu, dass unter einer EBIT-Margenkontraktion um gewaltige 8,1 %-Punkte auf nur noch 37,4 % der EBIT-Gewinn sogar nun um – 1,5 % auf 12,6 Mrd. USD rückläufig war, womit nun natürlich die Analystenkonsensschätzung von 13,1 Mrd. USD verfehlt wurde.
Dies setzte sich schließlich auch weiter bis auf die Ebene der Nettogewinne fort, deren - 8 %iger Rückgang im 4. Quartal auf 10,3 Mrd. USD oder umgerechnet 3,67 USD je Aktie die Analystenkonsensschätzung von 3,84 nun sogar noch klarer verfehlte.
Hinsichtlich des Ausblicks auf die weitere Geschäfts- und Ergebnisentwicklung von Meta Platforms in diesem Jahr stellte CFO Wehner zu allem Überfluss - als wäre die Konzernbelastung durch Metaverse in 2021 nicht schon bedenklich genug gewesen - außerdem klar, dass in der strategischen Prioritätensetzung für das laut CEO Zuckerberg voraussichtlich erst in 15 Jahren gewinnbringende „Zukunfts“-Projekt (deren futuristisches Konzept, mittels VR-Brillen künftig in Gestalt personifizierter 3D-Avatare zu kommunizieren, zu interagieren, an virtuellen Veranstaltungen teilzunehmen und sich somit letztlich zumindest visuell in eine völlig neue Welt „beamen“ zu können, wir auch weiterhin grundsätzlich als inhaltlich völlig sinnfrei sowie letztlich ein einziges „finanzielles Grab“ einstufen), die Gesamtausgaben von Meta Platforms selbst auch in 2022 weiter auf rd. 90 – 95 Mrd. USD anschwellen dürften, nachdem diese in 2021 bereits 71,2 Mrd. und in 2020 53,3 Mrd. USD betragen hatten.
Diese bereits jetzt angekündigte weitere Ausgabenflut vor allem für ein von uns inhaltlich wie finanziell als völlig abgehoben eingestuftes „persönliches Lieblingsprojekt“ von CEO Zuckerberg, mit der er bei forciertem Vorantreiben unseres Erachtens aber letztlich die gesamte finanzielle Solidität und Langfristperspektive von Meta Platforms willkürlich aufs Spiel setzt, würde folglich bei annualisierter Fortschreibung der jetzt für das 1. Quartal abgegebenen Umsatzprognose von rd. 27 – 29 Mrd. USD (ebenfalls unter dem Analystenkonsens von 30,2 Mrd. USD liegend !) dafür sorgen, dass in diesem Falle dann bei einem im Gesamtjahr 2022 wohl sicherlich im besten Falle erzielbaren Jahresumsatz von max. 130 Mrd. USD nun also die gesamte Konzernausgabenbelastung dann wohl bereits weiter auf einen Bereich von mindestens ca. 69 – 73 % des Umsatzes anschwellen würde.
Nettogewinnrückgang in 2022 sehr wahrscheinlich, Aktie keinerlei Investment-Case
Nach diesen Kosten- wie Umsatz-Projektionen und dem durch den Vorstand wie oben auch weiterhin für 2022 als relativ ungünstig eingestuften Geschäftsumfeld erscheint uns daher insgesamt nun auch sogar für das Gesamtjahr 2022 ein eintretender Nettogewinnrückgang von Meta Platforms als hoch wahrscheinlich, während der Analystenkonsens bislang noch zumindest einen marginalen Nettogewinnanstieg um + 1 % prognostiziert hat.
Aufgrund dieser nunmehr für 2022 operativ deutlich eingetrübten Geschäftsperspektiven, die außerdem auch noch durch ein weiter willkürlich um offenbar jeden Preis forciertes Projekt „Metaverse“ begleitet werden, welches unseres Erachtens in den kommenden Jahren jegliches Potenzial hat, in ein einziges finanzielles Desaster zu münden, sehen wir in der Aktie selbst auch auf ihrem jetzigen vermeintlich optisch noch so niedrigen KGV (2024e) von rd. 13 derzeit auch weiterhin keinerlei Investmentanlass. Von einem Kauf der Meta Platforms-Aktie raten wie daher auch weiterhin strikt ab.
Chart: META PLATFORMS (in US-Dollar)
04.02.2022 - Matthias Reiner
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