Nel ASA im Tal der Tränen, Plug Power ergeht es nicht viel besser, auch ITM Power leidet unter hohen Kosten und Ballard Power kann sich dem negativen Trend ebenfalls nicht entziehen
Der große Durchbruch scheint in weite Ferne zu rücken
Rund um Wasserstoff-Aktien herrschte an den Märkten eine ganze Weile lang ein enormer Hype. Anleger setzten darauf, dass der für den Klimawandel fast schon alternativlose grüne Wasserstoff früher oder später durch die Decke gehen und den entsprechenden Unternehmen aus dem Sektor sprudelnde Umsätze bescheren würde. Bisher ist davon aber wenig zu sehen und auch Träumereien für das nächste Jahrzehnt scheinen auf den Prüfstand gestellt zu werden.
Das „Handelsblatt“ berichtete kürzlich über eine Studie der Beratungsagentur BCG, welche kein gutes Bild für den Sektor zeichnet. Grüner Wasserstoff ist der Analyse zufolge deutlich teurer, als bisher gedacht und wird es wohl auch bis 2030 bleiben. Zwischen fünf und acht Euro je Kilogramm sollen bis dahin aufgerufen werden. Konkurrenzfähig gegenüber fossilen Brennstoffen wäre man damit trotz CO2-Abgabe eher nicht.
Für die ohnehin schon unter Druck stehende Aktie von Plug Power (US72919P2020) sind das keine guten Nachrichten. Um 41,5 Prozent rasselte der Titel seit Jahresbeginn in die Tiefe und nur mit viel Mühe und Neuigkeiten über einen neuen Großauftrag konnten die Bullen den Kurs zuletzt vom 52-Wochen-Tief bei 5,90 wieder bis auf 7,04 Euro zum Wochenende heben. Die düsteren Aussichten für die Wasserstoff-Preise dürften aber nicht eben für neuen Rückenwind sorgen.
Nel ASA: Mit dem Rücken zur Wand?
Bei Nel ASA (NO0010081235) fielen die Kursabschläge in diesem Jahr mit derzeit 51,1 Prozent sogar noch etwas deutlicher aus und mit einem Kurs von 0,66 Euro ist der Titel am Wochenende seinem 52-Wochen-Tief bei 0,63 Euro auch weiterhin verdächtig nahe. Bei Nel fehlt es schon seit einer ganzen Weile an Neuigkeiten zu weiteren Projekten. Manch einer könnte vermuten, dass die geringe Frequenz entsprechender Meldungen und hohe Preise für grünen Wasserstoff im Zusammenhang stehen könnte.
Aus der Branche sind bereits Stimmen zu hören, laut denen einige Projekte aufgrund der hohen Kosten auf den Prüfstand gestellt würden. Nel ASA wird dabei zwar nicht namentlich erwähnt. Zumindest in der Theorie wäre es aber vorstellbar, dass die Norweger ohne zusätzliche staatliche Unterstützungen für die Zukunft noch einmal neu kalkulieren werden. Das mögen nur düstere Vorahnungen sein, welche in der derzeitigen Gemengelage aber ausreichen könnten, um den angeschlagenen Kurs noch weiter in die Tiefe zu befördern.
Die Kosten machen auch ITM Power zu schaffen
Unter Druck gerät die Wasserstoff-Branche derzeit nicht zuletzt aufgrund der deutlich höheren Kosten. Inflation und Strompreise haben ihre Spuren hinterlassen und dazu kommen auch noch steigende Zinsen. Jene treiben die Kapitalkosten in die Höhe, und das ist für einen Sektor mit einem enormen Investitionsbedarf und ohne nennenswerte Umsätze natürlich eine brachiale Belastung. Entziehen kann sich dem negativen Trend da kaum jemand.
ITM Power (GB00B0130H42) gelang dies im Sommer mir einem Kurssprung immerhin für einen kurzen Moment. Doch es dauerte nicht lange, bis die Kurse nach dem Sprung über die 1-Euro-Linie wieder bröckelten. Mittlerweile ist der Kurs wieder bei müden 0,80 Euro angekommen und damit in direkter Nähe zum 52-Wochen-Tief bei 0,77 Euro. Jegliche vorsichtigen Anzeichen für eine Trendwende haben sich endgültig in Luft aufgelöst.
Ballard Power: Stabil im Abwärtstrend
Kurssprünge hat sich Ballard Power (CA0585861085) in den letzten Monaten gleich vollständig gespart und stattdessen einen sehr stabilen Abwärtstrend beschritten. Jener beförderte die Aktie seit Jahresbeginn um 25 Prozent in die Tiefe. Damit schneidet die Aktie noch immer besser ab als mancher Konkurrent. Für die Anteilseigner ist das aber nur ein schwacher Trost. Auch der kanadische Konzern leidet schwer unter den fast schon depressiven Verstimmungen im Sektor.
Besonders belastend ist die fehlende Aussicht auf Besserung. Es ist Anlegern kaum zu verdenken, wenn sie aktuell befürchten, sich mit Wasserstoff-Aktien schlicht verzockt zu haben. Es gab Zeiten, da lockte noch der Ausblick auf das Jahr 2030, welches bei nicht wenigen Playern als Zeitpunkt für die große Wende angesehen wird. Eben dieses Narrativ scheint aber immer mehr ins Wanken zu geraten und damit wird der Anlagehorizont von vielen Marktakteuren schlicht überschritten.
Auf verlorenem Posten?
Es bleibt einzig die Hoffnung, dass irgendwann ein Kipppunkt erreicht wird und sich die Lage für Wasserstoff-Aktien wieder zum Positiven wendet. Nüchtern betrachtet ist das auch absolut im Bereich des Möglichen. Es braucht aber nun eine Engelsgeduld, um auf einen solchen Zeitpunkt warten zu können und nichts hindert Wasserstoff-Aktien daran, bis dahin noch weitere Untiefen im Kurskeller zu erkunden. Vollkommen abschreiben muss man den Sektor noch lange nicht. Doch unbedingt attraktiv für einen Einstieg sind die Aktien derzeit auch nicht.
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15.10.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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