Das große Zittern bei Nel ASA, Plug Power deutlich leichter, Sartorius stürzt ab und reißt BioNTech mit in die Tiefe
An der Börse dürfte es wieder heiß hergehen
Ein wenig hatte der Mittwoch den Charakter von der Ruhe vor dem Sturm. Es gab bei den großen Indizes nicht mehr allzu viel Bewegung zu sehen und nach ein paar Tagen der Erholung ging es wieder ganz leicht in die Tiefe. Da die Berichtssaison gerade erst richtig anläuft, dürfte es aber kaum zu Langeweile kommen.
Bereits heute wird Nel ASA (NO0010081235) neue Zahlen vorlegen, welche von den Anlegern mit Spannung erwartet werden. Die Ergebnisse der Norweger werden nicht nur den Kurs der eigenen Aktie maßgeblich beeinflussen. Sie könnten auch für das gesamte Wasserstoffsegment von Bedeutung sein. Vor wenigen Wochen enttäuschte ITM Power (GB00B0130H42) schwer mit seinen Ergebnissen. Umso mehr hoffen die Börsianer, dass sich dieses Szenario nun nicht wiederholt.
Im Vorfeld scheint sich aber nur wenig Vorfreude breitzumachen. Stattdessen wertete die Nel ASA-Aktie gestern um 1,3 Prozent bergab und landete bei sehr überschaubaren 1,10 Euro. An der Heimatbörse fielen die Kursverluste sogar noch etwas umfangreicher aus. Gute Ergebnisse könnten den gefühlt ewigen Abwärtstrend vielleicht endlich beenden, doch angesichts der momentanen Ausgangslage kann sich schlicht niemand auf eine positive Überraschung verlassen.
Plug Power bleibt im Keller
Die Nervosität im Wasserstoffsektor machte sich am Mittwoch auch bei Plug Power (US72919P2020) bemerkbar. Eigentlich hatte der US-Konzern sogar gute Nachrichten im Gepäck. Zusammen mit der Olin Corporation soll demnach ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet werden. Ziel der Partnerschaft ist es, grünen Wasserstoff so schnell wie irgend möglich in Nordamerika zu vertreiben und dafür auch neue Anlagen aus dem Boden zu stampfen.
Das prallte an den Anlegern aber einfach ab und bei Plug Power waren Kursverluste von knapp drei Prozent zu beobachten. Statt die psychologisch wichtige Linie bei 20 Euro ins Visier zu nehmen, bewegte die Aktie sich munter in die andere Richtung und fiel bis auf 18,37 Euro zurück. Das ist schon fast ein neues 3-Monats-Tief und es gibt nur noch wenig Support, welcher ein Absinken in deutlich niedrigere Kursregionen verhindert. Für Plug Power könnten die Zahlen von Nel heute sehr wichtig werden.
Sartorius im freien Fall
Einen ungebremsten Absturz erlebte derweil die Aktie des Laboraustatters Sartorius (DE0007165607). Zwar konnten Umsatz und Gewinn im dritten Quartal noch einmal gesteigert werden. Es wurde aber vor einem deutlichen Rückgang der Nachfrage vor allem aus der Biotech-Sparte gewarnt. Verwiesen wurde dabei explizit darauf, dass das Ganze mit dem Nachlassen der Pandemie in Verbindung steht.
Die Reaktion der Anleger hätte kaum deutlicher ausfallen können. Geradezu panikartig trennten sich die Anleger von ihren Sartorius-Aktien und der Kurs krachte um 16,6 Prozent auf 264 Euro in die Tiefe. Damit erreicht das Papier ein frisches 2-Jahres-Tief. Ob derartige Abschläge noch vertretbar sind oder nicht, sei dahingestellt. Auch hier zeigt sich aber eine gewisse Nervosität der Anleger, die momentan schon beim kleinsten Anzeichen von Gegenwind die Flucht anzutreten scheinen.
BioNTech im Rückwärtsgang
Die Schlappe bei Sartorius machte sich auch bei den Aktien der Impfstoffhersteller bemerkbar. So erlebte beispielsweise BioNTech (US09075V1026) einen rabenschwarzen Mittwoch mit Kursverlusten von 6,35 Prozent. Dafür gibt es außer den schlechten Aussichten bei Sartorius keinerlei Gründe. Im Gegenteil, die Mainzer selbst freuten sich sogar über positive Neuigkeiten.
So hat die EMA grundsätzlich einer Verwendung von Impfstoffen für Babys ab sechs Monaten zugestimmt, die EU-Kommission wird dem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit folgen. Die Zielgruppe für das Corona-Vakzin von BioNTech erweitert sich damit noch mehr. Allerdings darf selbstredend bezweifelt werden, ob dadurch ein großer Run ausgelöst wird. Da Coronainfektionen gerade bei Kleinkindern in aller Regel sehr mild oder sogar symptomfrei verlaufen, fällt der Impfdruck nicht allzu hoch aus. Besonders in Zeiten, in denen das Virus im Alltag kaum noch eine Rolle zu spielen scheint.
Keine leichte Zeit
Anleger haben es derzeit alles andere als einfach und auf das ganz große Comeback werden sie noch eine Weile warten müssen. In den letzten Tagen waren es vor allem Hoffnungen und viel Phantasie, was die Kurse an den Märkten etwas stützte. Mit immer neuen Quartalszahlen findet nun eine Art Reality Check statt und in den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob die Hoffnungen der Börsianer auch berechtigt waren. Ganz nebenbei sind die vielen Ängste rund um steigende Zinsen und eine drohende Rezession nicht verschwunden.
20.10.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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