BÖRSE TO GO - mit Volkswagen, Boeing und TLG
Den Börsen geht die Puste aus
Guten Morgen,
den Märkten geht wie erwartet die Puste aus, es beginnt die wohl letzte Konsolidierung vor Jahresende. Im DAX ist dieser „pull-back“ relativ leicht zu definieren, er dürfte bis auf die Ausbruchslinie bei 12.640 Punkte gehen, wir hatten dies anhand eines Chart bereits vorige Woche eingezeichnet. Selbiges gilt auch für die Wall Street, die allerdings etwas weniger rasant gestiegen war. So oder so: Jedes Kursniveau oberhalb der alten Rekorde ist ein ausgezeichnetes Ergebnis für dieses Börsenjahr.
Für das kommende Börsenjahr werden auf breiter Front schon einmal die Erwartungen kräftig nach unten geschraubt. Bestes Beispiel heute morgen VOLKSWAGEN: Wolfsburg hat die vor zwei Jahren angegebene Mittelfristprognose für 2020 kräftig heruntergeschraubt und sowohl für den Umsatz als auch das Ergebnis angesichts der trüberen Branchenaussichten deutlich niedriger angesetzt. Als Hauptgrund wird die schwache Ausgangslage China genannt.
Was sich hier tatsächlich spiegelt, ist den Beginn des langsamen und mühsamen Wandels des Angebots und des Marktes. Allerdings schafft das auch sehr viel Spielraum für positive Überraschungen im kommenden Jahr – je tiefer die Erwartungen, desto höher der Knalleffekt. Wir raten also dazu, Ankündigungen dieser Art durch eine andere Brille zu sehen. VW bleibt unverändert ein Kauf, siehe gestern.
Übrigens: Im Musterfeststellungsklageverfahren gegen Volkswagen im Zusammenhang mit dem Dieselabgasskandal strebt der Vorsitzende Richter am Oberlandesgericht (OLG) Braunschweig einen Vergleich an. Es stehen 445 000 Anmeldungen von Verbrauchern 77 000 Rücknahmeerklärungen gegenüber. Ob VW sich hier bewegt, bleibt offen, aber jedes Abschließen dieses Kapitals wäre zu begrüßen.
BOEING bekommt wieder Bestellungen
Neues von den Flugzeugbauern. Aktuell läuft die Luftfahrtmesse in Dubai und AIRBUS konnte bereits einige Aufträge melden, wenngleich hier die jeweiligen Stückzahlen eher überschaubar bleiben. Das wirklich interessante liefert BOEING. Denn der amerikanische Flugzeugbauer konnte melden, für seinen immer noch gegroundeten Krisenjet737 MAX eine neue Bestellung über 30 Exemplare erhalten zu haben. Potentieller Käufer ist die kasachische Air Astana.
Das sollte man jetzt hier sicherlich nicht überbewerten, denn Bestellungen sind noch längst nicht Auslieferungen. Im Flugzeug-Geschäft gibt es dazwischen viele Momente für Veränderungen. Für interessant halten wir den Umstand dennoch. Denn es sah zwischenzeitlich ja so aus, als wenn die Probleme bei der 737 MAX so gravierend sind, dass die Modellreihe komplett eingestellt werden könnte. Das wäre zwar sicherlich immer noch eine Option, aber letztlich hofft BOEING, ab Dezember wieder entsprechende Maschinen ausliefern zu können. Insofern könnte auch die BOEING-Aktie zunehmend an Dynamik gewinnen. Dem vorgreifen wollen wir allerdings noch nicht.
Großfusion auf dem Weg
Im deutschen Immobilienmarkt nimmt eine Großfusion Gestalt an. Wie TLG IMMOBILIEN und AROUNDTOWN mitteilten, haben sich beide Unternehmen definitiv für eine Fusion entschieden. Diese soll eine sogenannte All-Share-Transaktion werden, also ein reiner Aktientausch. Offizieller Übernehmer wäre hierbei die wesentlich größere AROUNDTOWN, die den TLG-Aktionären sehr wahrscheinlich 3,6 AROUNDTOWN-Aktien pro TLG-Aktie anbieten wird.
Als Gewinner dieser Transaktion wird derzeit noch TLG gehandelt. Denn deren regionaler Schwerpunkt liegt bislang nur in Berlin und Ostdeutschland. AROUNDTOWN ist dagegen mit seinem Gewerbe-Portfolio deutlich breiter aufgestellt und verfügt auch über internationale Assets. Nach der Fusion werden beide Unternehmen gemeinsam einen echten Gewerbeimmobilienriesen darstellen mit einem Bruttoportfolio wird von mehr als 25 Milliarden Euro. An der Börse sind die Sympathien klar verteilt: Während AROUNDTOWN heute leicht abgibt, liegt TLG komfortabel im Plus. Wer hier investieren möchte, sollte dies also vorzugsweise bei TLG tun.
19.11.2019 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de
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