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Nordex: VERKAUFEN – Geschäfts- und Margenperspektiven weiter sehr intransparent, Aktie bleibt überbewertet

Vorstandsprognosen für 2022 und „darüber hinaus“ geben zu denken

NTG24 - Nordex: VERKAUFEN – Geschäfts- und Margenperspektiven weiter sehr intransparent, Aktie bleibt überbewertet

 

Trotz der heutigen vehementen Mitarbeiter- und Gewerkschaftsproteste gegen die für Ende Juni geplante Schließung des Rotorblattfertigungswerks von NORDEX in Rostock kann die Aktie entgegen der weiter weltweit nachgebenden Aktienmarkttendenz heute bislang um + 1,4 % auf knapp über 17 EUR zulegen. Denn hierdurch strebt der Konzern mit dem Wegfall von rd. 530 deutschen Arbeitsplätzen und deren voraussichtlicher Verlagerung an andere Niedriglohnstandorte wie Indien, Brasilien oder Mexiko im weiterhin extrem herausfordernden Geschäftsumfeld dringend zusätzlich benötigte Kostenentlastungen an, deren Realisierung an der auch für 2022 hochgradig absehbaren Nettoverlusterzielung des Konzerns allerdings kaum das Geringste ändern dürfte.

Vielmehr dürften die Gesellschafts- und Aktienperspektiven von NORDEX (DE000A0D6554), bei der es sich unter dem fortbestehenden Einfluss ihres 36,4 %igen spanischen Infrastruktur-Großaktionärs ACCIONA (ES0125220311) Ende 2021 gemessen an der neu installierten Stromerzeugungskapazität von 6,7 GW (= + 22 % gegenüber dem Vorjahr) um den weltweit fünftgrößten Windkraftturbinen-Hersteller hinter der dänischen VESTAS (DK0061539921), der GENERAL ELECTRIC (US3696043013) -Tochter GE RENEWABLE ENERGY, SIEMENS GAMESA (ES0143416115) und der in China ansässigen XINJIANG GOLDWIND (CNE100000PP1) handelte, mittel- bis längerfristig auch weiterhin hochgradig davon dominiert werden, dass der Konzern in seiner massiven Verlustausweitung in 2021 alle Analysten- und Anlegererwartungen schuldig geblieben war.

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Werbebanner EMH PM TradeAllein ein nicht ganz so schwacher Ausblick des Vorstands auf den 2022er Geschäftsverlauf, wie dies die Marktteilnehmer angesichts des seit 24.02. erfolgten Ukraine-Kriegsausbruchs zuvor befürchtet hatten, wie auch Hoffnungen auf eine längerfristig im Zuge der anvisierten Energie-Abkopplung von Russland weiter stark anziehende Auftragseingangsdynamik aus entsprechenden westlichen Ländern (potenziell sicher vor allem Deutschland, Spanien, Großbritannien, Frankreich, Italien sowie der gesamte skandinavische und baltische Raum) stützen die Aktie seit der finalen Jahreszahlen-Vorlage am 29.03. bis heute weiterhin, ohne dass damit der nun schon 1 Jahr währende steile Abwärtstrend jedoch bislang auch nur annähernd überwunden werden konnte.

 

Verlustausweitungen in 2021 erneut auf ganzer Linie enttäuschend

 

Im Einzelnen gab der Vorstand von Nordex, angeführt von seinem CEO José Luis Blanco, in völliger Übereinstimmung mit den seit November 2021 abgesenkten Konzernprognosen und den am 09.03. publizierten vorläufigen Eckdaten am 29.03. in der endgültigen Ergebnisvorlage für das Gesamtjahr 2021 bei einem Umsatzanstieg um 17 % auf 5,4 Mrd. EUR gleichzeitig einen starken operativen EBITDA-Gewinneinbruch um - 44 % auf nur noch 52,7 Mio. EUR bekannt.

Hiermit wurde nicht nur die operative EBITDA-Marge von 2 % auf kaum mehr nennenswerte 1 % halbiert, sondern im Anschluss hieran wurde am 29.03. nun auch erstmals die weitere Ausweitung des EBIT-Verlusts um 73 % auf – 107 Mio. EUR, ein 49%iges Anschwellen des Vorsteuer-Verlusts auf – 224 Mio. EUR und schließlich sogar unter dem Strich die Explosion des Nettoverlusts um 77 % auf – 230 Mio. EUR bekanntgegeben.

Speziell diese erstmaligen Publikationen der eklatanten Verlustausweitungen auf der EBIT-, Vorsteuer- und Nettoebene übertrafen hier selbst die skeptischsten Analystenbefürchtungen ein weiteres Mal und wurden durch den Vorstand vor allem mit den seit dem 4. Quartal nochmals erheblich weiter gestiegenen Rohstoff- (vor allem für Nordex kritischste Metalle Stahl, Nickel und Kupfer) wie auch Logistikkosten (vor allem in der Seefracht) begründet.

Selbst in der anschließend bereits für das gerade beendete 1. Quartal angekündigten, weiter unvermindert fortbestehenden Geschäftsbelastung gab der Vorstand für das Gesamtjahr 2022 jedoch nun eine Prognose ab, die nicht ganz so bedenklich ausfiel, wie dies von der Mehrzahl der Marktteilnehmer und Analysten zuvor befürchtet worden war.

So stellt Vorstandschef Blanco für 2022 nun eine Konzernumsatzerzielung in einer Spanne von ca. 5,4 bis 6,0 Mrd. EUR, d.h. bestenfalls um ca. 11 % gegenüber 2021 in Aussicht, gepaart mit der denkbaren Realisierung einer operativen EBITDA-Marge von ca. 1,0 bis 3,5 %.

 

Ausblick auf 2022 und „mittelfristig“ darüber hinaus kritisch zu bewerten

 

Was damit auf Anhieb noch wie eine halbwegs zuversichtliche Vorstandsprognose für 2022 klang und auch dem Aktienkurs eine entsprechende Stützung verlieh, beurteilen wir jedoch insgesamt nun weitaus kritischer.

Denn zum einen ist schon bereits der für 2022 angekündigte Umsatzanstieg um gerade einmal bestenfalls + 11 % natürlich direkt in Verhältnis dazu zu setzen, dass Nordex noch in 2021 gleich um + 31 % hochschießende Auftragseingänge (davon + 35 % im tragenden Projekt- und nur + 3 % im sehr untergeordneten, aber weit berechenbareren und margenstärkeren Service-/ Wartungsgeschäft) verbucht und damit zwar einen stattlichen, aber nur unterdurchschnittlichen Auftragsbestandszuwachs um zumindest + 16 % vermeldet hatte (der zudem per Ende 2021 auch nur zu 2/3 aus dem volatileren/margenschwächeren Projekt- und immerhin noch zu 1/3 aus dem lukrativeren Wartungs-/ Servicegeschäft bestand), so dass hieraus aus unserer Sicht auch logisch vollauf nachvollziehbar die implizit vom Vorstand für 2022 bereits in Aussicht gestellte deutliche Umsatzmargen- und Renditeverwässerung, die gerade die - offenbar preislich nur unterdurchschnittlich attraktive - Neuprojektflut des letzten Jahres 2021 künftig mit sich bringen dürfte, hieraus glasklar hervorgeht.

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Auch der isoliert betrachtet grundsätzlich einen Profitabilitätsanstieg für 2022 verheißende EBITDA-Margenanstieg von 1,0 auf nunmehr ca. 1,0 – 3,5 %, der vom Gesamtmarkt in einer Erstreaktion zunächst noch so bejubelt worden war, ist aus unserer Sicht ebenso sehr kritisch zu hinterfragen, denn noch mit Vorlage der vorläufigen 2021er Jahresergebnis-Eckdaten am 09.03., d.h. 2 Wochen nach Ausbruch des vom Konzern selbst als grundsätzlich starken Kostenbelastungsfaktor herausgestellten Ukraine-Kriegs, hatte der Vorstand sein EBITDA-Margenziel von 8 % (!!) für 2022 zunächst noch unverändert aufrecht erhalten und dieses Ziel erst am 29.03. nun regelrecht auf o.g. 1,0 – 3,5 % abgeschlachtet.

Zudem beruht dieses neue EBITDA-Margenziel für 2022 nach offizieller Vorstandsangabe allein auf der Annahme der Beibehaltung, d.h. keiner weiteren Verschlechterung des per Ende März noch gültigen „makroökonomischen Status Quo“, so dass allein schon jeder ab nun kommende weitere Metall- und Logistikkostenauftrieb diese EBITDA-Margenprojektion konsequent weiter verschlechtern und demzufolge die Konzernankündigung weiter erhärten dürfte, dass zumindest netto (aber u.E. sicher ebenso auf EBIT-Basis) 2022 letztlich erneut ein deutliches Verlustjahr für Nordex darstellen dürfte.

Auch die zudem zu berücksichtigende Tatsache, dass der Vorstand die künftige Erzielung der ursprünglich schon für 2022 angepeilten EBITDA-Marge von 8 % nun erst wörtlich „mittelfristig“ ins Visier nimmt, ohne jedoch weiterhin jeglichen denkbaren konkreten Zeitpunkt hierfür zu benennen (und dies selbst auch trotz aussichtsreicher Neuprojektgewinne im Zuge der künftigen westeuropäischen Energieabkopplungsprojekte von Russland; Stichworte z.B. „Energie-Osterpaket“ der deutschen Bundesregierung oder „REPowerEU“ der EU-Kommission, siehe hierzu auch unsere jüngste Analyse zu NEL ASA (NO0010081235)) sind allesamt Belege, die nach unserer Auslegung gerade NICHT von einer übermäßigen Zuversicht des Vorstands / von CEO Blanco in die mittelfristigen Geschäftsperspektiven von Nordex zeugen und sich höchstens erst „längerfristig“ (wobei auch dies gerade im Kontext aller historischen Nordex-Prognoseverfehlungs-Erfahrungen ein ebenso dehnbarer Begriff ist) positiver gestalten dürften.

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Werbebanner ISIN-WatchlistDa jedoch selbst in diesem „mittel- bis längerfristigen“ Betrachtungshorizont, den wir in den erheblichen Geschäfts- und Margen-Unwägbarkeiten von Nordex derzeit jedoch momentan kaum über Ende 2023 hinaus als hinreichend solide konkretisier- und bewertbar erachten, die Aktie gegenüber ihrem operativ um Längen solideren Hauptkonkurrenten VESTAS (unser aktuelles Votum: HALTEN) mit ihrem aktuellen KGV (2023e) von rd. 40 vs. 46, und dies bei einer gleichzeitigen EBITDA-Marge (2023e) von voraussichtlich nur rd. 5 % im Vergleich zu rd. 11 % bei Vestas zu letzterer derzeit als eklatant überbewertet erachten, stufen wir die Aktie von NORDEX derzeit daher konsequent als VERKAUFENSWERT ein. Dies würde erst recht im Falle eines kurzfristigen weiteren Vorstoßens der Aktie in ihre momentan maximal denkbare, charttechnische Erholungs-Widerstandszone von ca. 19 – 20 EUR gelten.

 

Chart: NORDEX (in Euro)

 

Nordex auf TradingView

 

11.04.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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