Chinesische Behörden nehmen Ermittlungen gegen Nvidia auf und Experten vermuten einen politischen Hintergrund bei dem Vorgehen
Wird Nvidia zum politischen Spielball?
Chinas staatliche Marktregulierungsbehörde ließ gestern mitteilen, Ermittlungen gegen Nvidia aufgenommen zu haben. Es stehe der Verdacht im Raum, dass der US-Konzern gegen geltende Wettbewerbsgesetzte verstoßen haben könnte, war unter anderem in der „FAZ“ zu lesen. Viele Beobachter vermuten aber, dass die Sache noch einen anderen Hintergrund haben könnte.
Die Behörden berufen sich auf die Übernahme des Tech-Unternehmens Mellanox von vor vier Jahren. Nvidia (US67066G1040) verpflichtete sich seinerzeit, nach der Fusion mit der israelisch-amerikanischen Firma chinesische Kunden nicht zu vernachlässigen und weiterhin Chips ins Reich der Mitte zu liefern. Dem kommt Nvidia auch so weit wie möglich nach. Eingeschränkt werden die Möglichkeiten allerdings durch US-Sanktionen. Die modernsten Chips von Nvidia dürfen schon seit einer ganzen Weile nicht mehr nach China exportiert werden.
Nvidia reagierte darauf mit angepassten Chips speziell für den dortigen Markt, die sich hart an der Grenze der Sanktionen bewegten. Ob die chinesischen Wettbewerbshüter Nvidias Pflichten dadurch für erfüllt ansehen, bleibt wohl abzuwarten. Es dürfte aber kein Zufall sein, dass die Ermittlungen genau zu diesem Zeitpunkt aufgenommen wurden. Kürzlich verschärften die USA noch einmal ihre Exportbeschränkungen für Chips. Peking reagierte mit einem Ausfuhrstopp einiger seltener Erden sowie von Gallium. Vermutet wird, dass die Aktionen gegen Nvidia ebenfalls eine politische Dimension haben. Klar sagen wollte man dies in China aber nicht.
Nvidia zwischen den Stühlen
Am liebsten würde Nvidia sich wahrscheinlich aus der Politik heraushalten. Das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber kaum möglich, beherrscht der Konzern doch schätzungsweise 80 Prozent des wichtigen KI-Segments. In den USA möchte man unbedingt verhindern, dass die Volksrepublik in diesem stark wachsenden Markt eine Führungsrolle einnehmen könnte. China wirft Washington derweil vor, bewusst einen wirtschaftlichen Aufschwung ausbremsen zu wollen.
Nvidia zeigte sich stets wandlungsfähig und versuchte, beide Seiten zufriedenzustellen. Vor allem aber wollte der Konzern sich das riesige Geschäft in Fernost nicht entgehen lassen. Bedingt durch die Handelsbeschränkungen kauften viele chinesische Kunden Nvidia-Chips frühzeitig auf Vorrat, was die Nachfrage zeitweise einbrechen ließ. Erst seit Kurzem lässt sich wieder eine kleinere Erholung beobachten. Allerdings ist die Sorge groß, dass der Handelsstreit sich weiter verschärfen könnte.
Im kommenden Jahr stehen die Zeichen definitiv auf Eskalation. Bekanntlich wird am 20. Januar Donald Trump ins Weiße Haus einziehen. Der Republikaner gilt als nochmal deutlich kritischer gegenüber China als der noch amtierende US-Präsident Joe Biden. Erwartet wird, dass die Beziehungen sich weiter verschlechtern. Neuerliche Einfuhrzölle für chinesische Produkte stellte Trump schon mal in Aussicht. Es ist kaum damit zu rechnen, dass dies unbeantwortet bleiben wird.
Kein Grund zur Panik?
Auf die leichte Schulter nehmen die Märkte die Ankündigung der chinesischen Behörden nicht und die Politik bleibt ein Risikofaktor bei der Nvidia-Aktie. Am Montag ging es mit dem Papier um 2,6 Prozent bis auf 138,81 US-Dollar in die Tiefe. Nachbörslich gab das Papier noch etwas mehr nach. Allerdings sind die politischen Querelen auch ein Stück weit schon eingepreist. Für große Hoffnung sorgt derweil der Blick auf das enorme Wachstumspotenzial der neuen Chipgeneration Blackwell. Laut Nvidia selbst sind die Auftragsbücher derart prall gefüllt, dass mit einer problemlosen Verfügbarkeit vor dem Erscheinen der Nachfolger-Generation kaum zu rechnen ist.
Vor allem die Tech-Giganten aus den USA mit ihren tiefen Portemonnaies bekommen von schnelleren und effizienteren KI-Chips nicht genug. Das schützt Nvidia zwar nicht vor etwaigen Strafen, welche China gegen den Konzern aussprechen könnte. Die Geschäfte werden aber sehr wahrscheinlich weiterhin brummen – selbst wenn die Absätze in China politisch bedingt wieder nachgeben sollten. Das leidliche Thema Handelsstreit wird nicht verschwinden. Es ist aus Anlegersicht aber aktuell auch kein Grund dafür, in Panik zu geraten.
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10.12.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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