Aufgrund schwerer Vorwürfe trennt sich Olympus überraschend von Vorstandschef Stefan Kaufmann
Olympus nennt nur wenige Details zu den Vorgängen
Vor rund anderthalb Jahren wurde Stefan Kaufmann zum Chef des japanischen Konzerns Olympus ernannt. Es ist eine absolute Seltenheit, dass ausländische Manager in Japan einen derartigen Aufstieg hinlegen können. Die Reise endete nun aber abrupt, nachdem der Konzern seinem Chef vorwirft, illegale Drogen gekauft und damit gegen Verhaltenskodex und Grundwerte von Olympus verstoßen zu haben.
Kaufmann wurde nun aus dem Konzern entlassen und die Konzernleitung von Olympus (JP3201200007) übernimmt für den Moment sein Vorgänger Yasuo Takeuchi. Weitere Details zu dem Ganzen wurden vom Unternehmen nicht genannt. Die „FAZ“ berichtet mit Verweis auf japanische Nachrichtenagenturen, dass die Polizei wohl auch Ermittlungen gegen Kaufmann führe. Das Unternehmen hält sich auch auf Nachfrage bedeckt und will sich zu laufenden Ermittlungen nicht weiter äußern. Es lässt sich daher nur darüber spekulieren, ob und was Kaufmann sich angeeignet haben mag.
Olympus hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr gewandelt. Das einstige Kernsegment rund um Produkte wie Kameras und Audio-Rekorder wurde bereits Anfang 2021 in das eigenständige Unternehmen OM Digital Solutions ausgegliedert. Der Mutterkonzern konzentriert sich verstärkt auf die Medizintechnik und konnte dabei durchaus Erfolge feiern. Kaufmann trieb den Wandel maßgeblich voran und konnte den Aktienkurs sichtlich in die Höhe bewegen. Auf Jahressicht verbesserte die Olympus-Aktie sich um rund 35 Prozent, startete allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus und konnte mit der Entwicklung des Nikkei 225 in den letzten Jahren nicht recht mithalten.
Olympus verunsichert die Aktionäre
Mit dem plötzlichen Chefwechsel scheinen die Aktionäre erst einmal nicht viel anfangen zu können. Mangels genauerer Informationen entsteht an den Märkten vor allem Unsicherheit. Der Olympus-Aktie brachte dies am Montag Verluste von rund fünf Prozent ein und der Kurs gab an den hiesigen Handelsplätzen bis auf 16,44 Euro nach. Das ist der niedrigste Stand seit rund sechs Wochen. Der generelle Aufwärtstrend muss nicht beendet sein, erfährt aber erst einmal einen klaren Dämpfer.
Wie es Stefan Kaufmann nun ergehen mag, bleibt ebenfalls vollkommen offen. Grundsätzlich fährt Japan in Sachen Drogen eine sehr strenge Linie. Das geht allerdings so weit, dass Ausländer auch schon mal Probleme mit der Justiz bekommen, weil sie Medikamente einführen wollen, die im Ausland zugelassen sind. Eine Stellungnahme liegt bisher auch nicht von den Behörden oder Kaufmann selbst vor.
Im Jahr 2011 trennte sich Olympus schon einmal auf spektakuläre Weise von einem ausländischen CEO. Damals war Michael Woodford noch recht frisch in dieser Position und übte gegenüber dem Verwaltungsrat Kritik an der Bilanzierung. Es folgte die prompte Entlassung und ein langes Nachspiel, bei dem Woodford seinem ehemaligen Arbeitgeber weitreichende Korruption vorwarf. Ob auch im aktuellen Fall mehr als die offiziell geäußerten Vorwürfe hinter dem Rauswurf liegen könnten, darüber lässt sich aber nur spekulieren.
Abstand schadet nicht
Es dürfte noch ein Weilchen dauern, bis der plötzliche Abschied von Kaufmann als Chef von Olympus abschließend geklärt ist. Überraschend kommt das Ganze auch, weil der Manager schon seit über 20 Jahren für den Konzern arbeitet. Aus einer Laune heraus dürfte der Vorstand seine Entscheidung also eher nicht getroffen haben. Die Aktionäre steuern auf ungewisse Zeiten zu.
Obschon die Olympus-Aktie in den letzten Monaten eine ansehnliche Erholung hinlegen konnte, bleibt sie im langfristigen Vergleich noch immer auf einem eher überschaubaren Niveau. Nach den jüngsten Meldungen gibt es umso weniger Gründe, sich hier auf ein Investment einzulassen. Zu groß ist die Gefahr, dass im Management nun erst einmal Chaos entsteht und etwaige Schnellschüsse die positive Entwicklung wieder beenden könnten. Etwas Abstand ist aus Anlegersicht vielleicht nicht der schlechteste Ansatz.
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29.10.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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