PayPal tief im Kurskeller, die Zweifel an TUI verschwinden nicht, die Deutsche Bank tut sich ebenfalls schwer und auch die Commerzbank hinterlässt nur kleine Ausrufezeichen
Neue Impulse lassen noch immer auf sich warten
Die Anspannung an den Börsen fällt weiterhin hoch aus und weder Bullen noch Bären trauten sich zuletzt, größere Durchbrüche in Angriff zu nehmen. Bei einigen Titeln überwiegt aber klar die Skepsis und eben jene sind es auch, die jetzt gute Neuigkeiten sehr gut vertragen könnten.
Eines der besten Beispiele dafür sind die Anteilsscheine von PayPal (US70450Y1038), welche zuletzt sogar nach eigentlich guten Zahlen regelrecht abgestürzt sind. Die Anlegerinnen und Anleger sorgen sich um eine eher dünne Prognose und sehen im ersten Nutzerrückgang überhaupt eine Bestätigung dafür, dass der zunehmende Konkurrenzdruck durch Klarna, Apple Pay und Co dem Platzhirsch im Bereich der Online-Zahlungen seine Spuren hinterlässt.
Pünktlich zum Wochenende landete die PayPal-Aktie bei einem neuen 52-Wochen-Tief bei mageren 57,84 Euro. Allein seit Jahresbeginn ging es um etwas mehr als 15 Prozent bergab. Da hilft es momentan offensichtlich auch nicht weiter, dass so mancher Analyst die Aktie für überverkauft hält und von einem hübschen Erholungspotenzial spricht. Solche Stimmen gab es schließlich auch vor Monaten schon zu hören. Die Skepsis hält sich hartnäckig.
TUI bleibt stecken
Auch bei TUI (DE000TUAG505) verhalten die Käufer sich ausgesprochen vorsichtig und so richtig optimistisch scheint dieser Tage nur das Management zu sein. Jenes spricht unermüdlich von hohen Buchungszahlen und einer möglichen Rückkehr zu Zahlen, die es zuletzt vor der Corona-Pandemie zu sehen gab. Schon jetzt sollen für die wichtige Hauptsaison fast genauso viele Buchungen wie 2019 vorliegen – aber eben nur fast. Bernstein Research scheint davon nicht überzeugt zu sein und nimmt weiterhin nur eine neutrale Haltung.
Die Börsenprofis verweisen dabei auf den Trend zum Home Office, welcher als eine dauerhafte kulturelle Entwicklung angesehen wird. Die Reisenachfrage nehme dadurch Schaden, was sich wohl auch bei TUI auswirken dürfte. Die TUI-Aktie gab am Freitag um 2,8 Prozent nach und stürzte damit schon wieder unter die Marke von 6 Euro. Mit 5,85 Euro am Wochenende war das Papier vom 52-Wochen-Tieg bei 5,63 Euro nicht weit entfernt und ein klares Comeback im Chart lässt weiter auf sich warten.
Die Deutsche Bank in gewohnter Verfassung
Auch die Deutsche Bank (DE0005140008) notiert weiterhin in eher niedrigen Kursregionen und unterhalb der Linie von 10 Euro. Damit konnten die heftigen Verluste aus dem März, für die Experten teils keine logische Erklärung finden, noch immer nicht ausgeglichen werden. Immer mehr zeichnet sich ein Seitwärtstrend auf niedrigem Niveau ab, obschon das Geldhaus zuletzt mit die höchsten Gewinne seit Jahren verkünden konnte.
Es bleibt die Skepsis über den Zustand der hiesigen Banken bestehen. Jene bekräftigen nach dem Ausfall einiger US-Kollegen und der Zwangsrettung der Credit Suisse zwar immer aufs Neue die eigene Stabilität und bei der Deutschen Bank gab es bisher keine ernsthaften Anzeichen von Schwäche. Dennoch trauen viele Anleger dem Frieden ganz offensichtlich nicht über den Weg. Solange auch nur leise Zweifel an der Stabilität der Banken und des Finanzsystems bestehen, bleibt der Weg gen Norden an der Börse wahrscheinlich weiter versperrt. Per Handelsschluss am Freitag landete die Deutsche Bank bei 9,62 Euro.
Bessere Aussichten bei der Commerzbank?
Zumindest charttechnisch ist die Commerzbank (DE000CBK1001) da ein Stückchen weiter. Hier konnte in der vergangenen Woche ein respektabler Zugewinn von 4,5 Prozent verzeichnet werden und der Kurs kletterte am Freitag bis auf 10,02 Euro. Das mag zu wenig sein, um schon von einem Turnaround sprechen zu wollen. Die knappe Eroberung der 10-Euro-Linie ist aber in jedem Fall ein kleines Ausrufezeichen, was den Bullen etwas mehr Selbstvertrauen verleihen könnte.
Allerdings gelang den Käufern ein solches Kunststück in den vergangenen Wochen schon einmal. Es dauerte nicht lange, bis die Commerzbank-Aktie dann wieder in einstellige Kurse hinunterkorrigierte. Daher bleibt derzeit noch abzuwarten, ob das Papier das nun erreichte Kursniveau auch verteidigen kann. Allzu sicher können die Anteilseigner sich da nicht sein, auch wenn es von fundamentaler Seite eigentlich nur wenig zu meckern gibt.
Was kommt jetzt?
Schon seit Tagen warten die Börsianer auf eine Richtungsentscheidung und trotz frischer Konjunkturdaten und zahlreicher Quartalszahlen ließ eine solche bisher noch auf sich warten. Vielleicht tut sich in der neuen Woche etwas und grundsätzlich haben die Bullen keine schlechte Ausgangslage. In den letzten Tagen konnten sie ihre vorteilhafte Stellung zumindest verteidigen. Sollten die Märkte sich insgesamt wieder in Richtung Norden bewegen, könnten davon vor allem die hier genannten Titel profitieren. Denn je mehr die Vorfreude die Skepsis wegwischt, desto eher greifen die Bullen auch bei riskanten, aber eben niedrig bewerteten Aktien zu. Langweilig wird es aber so schnell sicher nicht werden.
15.05.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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