NTG24-Tagesbericht Platin vom 16.05.2023: Trotz robuster US-Konjunkturdaten gestern leicht im Minus
Flachere Aufwärtstrendunterstützung seit 31.03. erfolgreich verteidigt
Trotz der Vorlage robuster US-Konjunkturdaten aus dem Einzelhandels- und Industriesektor gab Platin gestern moderat um - 0,4 % auf 1057 USD nach, konnte damit seine derzeit maßgeblichste, abgeflachte Aufwärtstrend-Unterstützung seit dem 31.03. aber dennoch weiter erfolgreich verteidigen.
Dass Platin (TVC:PLATINUM) trotz der gestern erstaunlich solide ausgefallenen US-Konjunkturdaten-Publikationen dennoch gestern um - 0,4 % leichter aus dem Handel ging, zeigt aus unserer Sicht nun zumindest eine gewisse Reserviertheit der Platin-Anleger gegenüber den weiteren Konjunkturperspektiven der USA, die wir jedoch in jedem Fall sogar für noch stärker angebracht halten, als dies im Platin-Kurs momentan zum Ausdruck kommt (derzeit nach erneutem bisherigen Tagessprung um + 1,0 % auf 1068 USD nur um – 6 % unter seinem letzten Hoch von 1135 USD, was wir gegenwärtig in Reflektion der künftig sicher nicht unerheblichen US-Konjunktureintrübung noch für zu moderat halten).
Robuste US-Konjunkturdaten für Platin zumindest relative Stütze gegenüber Gold
In jedem Fall stellte die gestrige (noch) recht starke Konjunkturdaten-Vorlage der USA für den April aus den Sektoren des Einzelhandels und der Industrie jedoch nun zumindest gegenüber dem defensivsten Edelmetall Gold (TVC:GOLD) eine relative Outperformance-Stütze dar, da Gold nach dieser Zahlenveröffentlichung gestern gleich um - 1,3 % korrigierte.
Im Einzelnen zeigten die gestern publizierten, wichtigsten US-Konjunkturdaten folgendes Bild:
Zunächst legten die um 14:30 Uhr publizierten Umsätze des gesamten US-Einzelhandels im April gegenüber dem März um + 0,4 % zu, womit hier nun zwar wieder nach den im März zum Februar um - 0,7 % gefallen Umsätzen ein erneuter Aufschwung eintrat, damit aber dennoch die Analystenprognosen eines Anstiegs um sogar + 0,8 % verfehlt wurden.
Anschließend wurde um 14:55 Uhr der Redbook-Index der wöchentlichen Jahres-Umsatzveränderungsraten der größten US-Einzelhändler veröffentlicht, wobei in diesem Index ausschließlich Einzelhändler mit einem Jahresumsatz von mindestens 250 Mrd. USD Berücksichtigung finden. Die von diesen Einzelhändlern publizierte Jahresumsatzsteigerung belief sich in der letzten Woche auf + 1,6 %, womit der Zuwachs in der vorangegangenen Woche von + 1,3 % ebenfalls übertroffen wurde.
Um 15:15 Uhr wurden schließlich auch noch die wichtigsten Industrieaktivitäts-Indikatoren für die USA im April bekanntgegeben, die in einer Steigerung der Produktionsleistung gegenüber dem März um + 0,5 % (zuvor Monatsveränderung März 0,0 %, Konsensprognose - 0,1 %) sowie in einer Kapazitätsauslastung von 79,7 % bestanden (März 79,4 %, Konsensprognose von 79,7 % im April exakt erfüllt).
Mögliche weitere restriktive FED-Zinspolitik auch für Platin ein Risiko
Dass Platin trotz dieser sehr soliden Konjunkturdaten gestern dennoch leicht abglitt, kann abgesehen von der mittelfristig nach den zurückliegenden FED-Zinserhöhungen kaum vermeidbar zu erwartenden weiteren US-Konjunkturabschwächung jedoch durchaus auch an einer weiteren gehaltenen Rede der Präsidentin der FED Cleveland, Loretta Mester, im Rahmen einer in Dublin veranstalteten Tageskonferenz zu internationalen Zentralbankthemen gelegen haben.
In diesem Vortrag betonte Mester (zugleich auch einflussreiche Beraterin des nationalen FED-Zinsausschusses), sie sähe die US-Leitzinsen aktuell noch nicht an einem hinreichend inflationsbekämpfenden, restriktiven Level angekommen an und halte daher am 14.06. zunächst eine weitere Zinsanhebung um + 0,25 % für angemessen.
Dies ist derzeit allerdings bei weitem nicht der Mehrheitskonsens auch des sog. FED-Watch Tools, wo derzeit mit einem Mehrheitsvotum von 79 % unseres Erachtens völlig angemessen künftig eine zinspolitisches „Geradeaus-Fahren“ der FED im jetzigen Leitzinskorridor von 5,00 – 5,25 % erwartet wird (wobei hier nun endlich auch die Einschätzungen zumindest immer klarer gespalten werden, ob mit einer ersten Zinssenkungsvornahme der FED bereits am 20.09. oder doch erst – wie auch schon stets von uns als frühest denkbares Datum proklamiert – am 01.11. zu rechnen sein könnte).
Ab > 1080 USD wieder erstmals spekulativ kaufenswert, ab < 1047 – 1050 USD verkaufenswert
Zusammenfassend fällt unser derzeitiges anlagestrategisches Urteil zu Platin momentan also so aus, dass dem Edelmetall sowohl in mittelfristig kritischerer konjunktureller Perspektivsicht wie auch den zuletzt tendenziell selbst durch die Ökonomen des FED Watch-Tools zeitlich immer weiter nach hinten verschobenen Wahrscheinlichkeiten einer ersten Zinssenkungsvornahme mit vollem Recht derzeit jegliche Impulse fehlen, um trotz fortbestehender Behauptung seines flacheren Aufwärtstrends seit dem 31.03. wieder in einen dynamischeren Aufschwung überzugehen.
Hierfür wären unseres Erachtens nun unbedingt weitere und vor allem stetig robuste US-Konjunkturdateneingänge erforderlich (ggfs. auch schon heute mit der um 14:30 Uhr erfolgenden Publikation der US-Baubeginne und -genehmigungen im April), so dass unseres Erachtens erst ab einer hiermit auch charttechnisch korrespondierenden Überschreitung von rd. 1080 USD sehr risikofreudige Anleger im Vertrauen auf künftig weiter eher positiv eintreffende US-Konjunkturdaten dann auch erstmals wieder beginnen könnten, vorsichtige Neukäufe in Betracht zu ziehen.
Spätestens eine künftige Unterschreitung der Zone von rd. 1047 – 1050 USD würde mit dem dann entstandenen Aufwärtstrendbruch jedoch bereits ein erstes neues Verkaufssignal generieren, selbst wenn in diesem Fall die nächste härtere Horizontalunterstützung in Platin bereits bei ca. 1030 USD (= aktuell unterer Bollinger-Rand im Tageschart) bis 1035 USD (= Unterstützungsbildung seit dem 14.04.) liegen würde.
Chart: Platin längerfristig
Platin auf TradingView
17.05.2023 - Matthias Reiner
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