NTG24-Tagesbericht Platin vom 26.04.2023: Platin nach unerwartet starken US-Investitionsgüter-Auftragseingängen erneut deutlich fester
Fortsetzung der Hausse vor allem von heutigen US-BIP- und PCE-Preisdaten abhängig
Vor dem Hintergrund gestern um 14:30 Uhr überraschend stark publizierter Zahlen zu den Investitionsgüter-Auftragseingängen der USA im März befestigte sich das erhöht konjunkturzyklische Edelmetall Platin erneut deutlich.
In jedem Fall fielen die gestern in den USA publizierten Daten zu den Investitionsgüter-Auftragseingängen im März, nach den in den Vorwochen fast durchweg eher schwächeren Publikationen der US-Konjunktur- und Preisdaten, so überraschend positiv aus, dass sich der hierauf gestern um + 0,6 % auf 1093 USD erfolgte Kursanstieg in Platin (TVC:PLATINUM) fundamental vollkommen rechtfertigen ließ.
Platin profitiert von starken US-Investitionsgüter-Auftragseingangszahlen
Im März betrug in den USA die gesamte Auftragseingangssteigerung im Investitionsgüter-Sektor nämlich inklusive der generell schwankungsanfälligsten Segmente der Fahrzeuge und Rüstungsprodukte gegenüber dem Februar stattliche + 3,2 %, was deutlich über die Konsensprognose der Wirtschaftsexperten einer Steigerung um nur + 0,7 % hinausging.
Im Februar war der Auftragseingang gegenüber dem Januar dagegen noch um – 1,2 % rückläufig gewesen, so dass die Kehrtwende in diesem grundsätzlichen Vorlaufindikator der Auftragseingänge nun doch ein erstes Indiz dafür sein könnte, dass der US-Konjunktur im 2. Halbjahr möglicherweise doch nicht eine so starke allgemeine Wirtschaftsabkühlung ins Haus steht, wie es nach der bereits seit März 2022 währenden Serie der FED-Leitzinserhöhungen eigentlich hätte erwartet werden müssen.
Denn gerade auch die FED selbst geht ja weiterhin offiziell von einer künftig so sehr verstärkten US-Konjunkturabschwächung aus, dass sie für das Gesamtjahr 2023 derzeit lediglich ein (aus unserer Sicht allerdings übertrieben pessimistisches) reales BIP-Wachstum um nur + 0,4 % prognostiziert, was damit dann aber in jedem Fall vereinzelte Wirtschaftsrezessions-Erscheinungen in den USA im 2. Halbjahr implizieren würde.
Selbst auch ohne den Einschluss von Rüstungsgütern, d.h. lediglich unter zusätzlicher Berücksichtigung von Fahrzeugbestellungen (= dem für Platin grundsätzlich wichtigsten Industriesegment) verzeichnete der Investitionsgüter-Auftragseingang im März gegenüber dem Februar sogar noch einen stärkeren Zuwachs um + 3,5 %. Der gestern hierauf eingetretene, erneute Kursanstieg in Platin war somit fundamental durchaus begründet und vertretbar.
Heutige US-BIP- und Arbeitsmarktzahlen von höchster Relevanz
Ob Platin seinen bislang grundsätzlich als intakt anzusehenden Rallyemodus nach der vor allem seit 12.04. sehr steilen Hausse jedoch auch weiter beibehalten kann, wird heute fundamental sicher ausschließlich vom Ausgang der ebenfalls um 14:30 Uhr erfolgenden US-Zahlenvorlagen zur Entwicklung des realen BIPs, der BIP-Preise sowie Konsumausgaben- (PCE-) Preise jeweils für das 1. Quartal 2023 wie auch der neuesten Wochenstatistik zu den US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe abhängen.
Die aktuellen Konsensprognosen zu diesen heutigen Datenpublikationen können Sie der nachstehenden Tabelle entnehmen.
Tabelle: Heute wichtigste Konjunkturdaten-Veröffentlichungen
Im Vorfeld dieser heutigen Datenpublikationen tendiert Platin aktuell um weitere + 0,9 % fester und legt auf 1100 USD zu.
Eine weitere Anstiegstrends-Fortsetzung in Platin wäre aus unserer Sicht vor allem dann zu erwarten, wenn einerseits die heute Nachmittag publizierten US-Konjunkturdaten erneut ein insgesamt robusteres Wirtschaftsbild als bisher zu vermuten zeichnen würden, andererseits die BIP- und PCE- Preissteigerungsraten jedoch nahe am Konsens der Ökonomen liegend nur so moderat ausfallen würden, dass hiervon keine Gefährdung in der künftig zu erwartenden Lockerung der FED-Zinspolitik ausgehen würde.
Kurzfrist-Chartpotenzial bis ca. 1034 USD, Platin dann jedoch erneut stark überteuert
Sollte dieses für Platin idealste Szenario tatsächlich so eintreten, könnte kurzfristig zwar rein charttheoretisch ein erneuter sprunghafter Anstieg bis auf zunächst maximal rd. 1134 USD eintreten, wo sich momentan der obere Bollinger-Rand im Tageschart befindet.
Hiermit wären allerdings die noch längerfristigen oberen Bollinger-Ränder, die im Wochenchart bei derzeit 1110 USD und im Monatschart gar nur bei 1101 USD liegen erneut überschritten, so dass auch angesichts der dann sehr starken Entfernung vom aktuellen Bollinger-Durchschnitt im Tageschart (= derzeit erst bei 1045 USD) davon auszugehen wäre, dass Platin für das 2. Halbjahr schon fast die „beste aller US-Wirtschaftswelten“ eines weiterhin unerwartet soliden Aufschwungs, gepaart mit zunehmend moderaten Preissteigerungen vorwegnimmt.
Da wir den Eintritt eines solchen gesamtwirtschaftlichen Idealzustands in den USA, wie aber auch erst recht der Eurozone, zumindest für das 2. Halbjahr jedoch weiterhin für sehr unwahrscheinlich halten, bieten sich im Falle eines heute Nachmittag nochmals weiter anspringenden Platinkurses höchstens äußerst spekulative und extrem kurzfristige Trading-Engagements zu einer möglichen Ausnutzung des derzeit wieder auf max. rd. 3 % zu veranschlagenden Restpotenzials in Platin an.
Traditionell mittel- bis längerfristig und eher strategisch disponierenden Anleger raten wir jedoch vorläufig auch weiterhin von einem Neueinstieg in Platin ab, bis der Kurs nicht zumindest wieder in eine fundamental wie auch charttechnisch tragfähigere Zone von ca. 1045 USD (= Bollinger-Durchschnitt im Tageschart) bis rd. 1065 USD (= signifikante Widerstands-Unterstützungs-Umwandlung seit dem 13.04.) zurückgefallen ist.
Chart: Platin mittelfristig
Platin auf TradingView
27.04.2023 - Matthias Reiner
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