Plug Power: 2-monatiger Abwärtstrend gebrochen – Attraktiver als Nel ASA, aber KEIN fundamentaler Kauf
In Relation zu Geschäfts- und Ergebnisrisiken Aktie weiter deutlich überbewertet
Im Umfeld des gestern um 3,3 % hochspringenden NASDAQ 100-Indexes, was fraglos der immer stärkeren Eskomptierung von mindestens 3 FED-Leitzinserhöhungen in diesem Jahr und einer seit Jahresanfang in der massiven Korrektur praktisch aller Technologieaktien eingetreten brachialen Unterbewertung dieses Segments zuzuschreiben war, brannte gerade auch die Aktie von Plug Power ein wahres Kursfeuerwerk ab und schoss unter klarer Überwindung ihres seit 22.11.2021 etablierten sehr steilen Abwärtstrends um + 16,6 % auf einen Schlusskurs von 21,89 USD nach oben.
Auch wenn der Kursparty der Aktie von PLUG POWER (US72919P2020) keinerlei fundamental neue Konzernmeldungen zugrunde lagen, so profitierte der Titel in dem seit Tagen wieder zunehmend verbesserten Anlegersentiment gegenüber Technologieaktien nun fraglos nochmals stärker von zwei in der letzten Woche publizierten rundum positiven Kaufstudien, als zum einen das im US-Bundesstaat Pennsylvania ansässige Investmentresearch- und Trading-Haus SUSQUEHANNA ihre neue Analyseabdeckung von Plug Power mit einem Kursziel von 26 USD initiierte, zum anderen die für die Aktie zu den absolut bullishsten Häusern zählende JP MORGAN ihr bisheriges astronomisches Kursziel von 52 USD allein aus den gesehenen Gründen des absehbar zunehmend restriktiven Zinsumfelds in den USA um 10 USD auf immer noch gewaltige 42 USD reduzierte.
Beide Researchhäuser reflektieren in ihrer generell sehr positiven Analysehaltung zu Plug Power dabei insbesondere auf ihre im weltweiten Wasserstoffsektor unzweifelhaft einmalige, vollständige Integriertheit des Konzerngeschäftsprofils über die gesamte vertikale Wasserstoff-Wertschöpfungskette hinweg, angefangen von ihrer Weltführungsrolle in der Herstellung von Elektrolyseuren sowohl zur völlig CO2 -neutralen Produktion „grünen“ Wasserstoffs wie aber auch die umgekehrte Rückgewinnung von Wasser durch Wasserstoff-Verflüssigung, schließlich in der direkten Herstellung des grünen Wasserstoffs selbst bis hin zur Entwicklung der heutzutage umweltfreundlichsten Brennstoffzellen-Technologien, die als Alternative zu klassischen Elektrobatterien in ihrer Energieerzeugung ausschließlich auf grünen Wasserstoff zurückgreifen und damit auch diese Energieerzeugung anders als klassische Lithium Ionen-Elektrobatterien ebenfalls gänzlich CO2 -neutral gestalten.
Auch dass Plug Power ihre weltführende Abdeckung dieser kompletten Wasserstoff-Wertschöpfungskette seit Jahren durch eine zunehmende Dichte sehr vielversprechender internationaler Kooperationsvereinbarungen unterlegt und auf diese Weise ihre Durchdringung des gesamten globalen Wasserstoffmarkts Jahr für Jahr in zunehmend exzellenter Weise festigt, ist strategisch natürlich sehr zu würdigen.
Wasserstoff-Weltmarktführerschaft durch hervorragende Kooperationen gefestigt
Die aktuell relevantesten Beispiele hierfür sind derzeit z.B. ein bestehendes Abkommen mit AIRBUS (NL0000235190) zur generalstabsmäßigen langfristigen Dekarbonisierung der Abgasemissionen ihrer Flugzeugpalette, eine integrale Partnerschaft mit RENAULT (FR0000131906) im Rahmen des im Juli 2021 gegründeten Joint Ventures HYVIA zur künftigen Ausrüstung hierin hergestellter leichter Nutzfahrzeuge aller Anwendungskategorien mit den Hydrogen-Brennstoffzellentechnologien von Plug Power (siehe unter anderem hierzu auch unseren jüngsten Bericht), ebenfalls die kürzliche Übereinkunft mit der größten ägyptischen Bau- und Infrastruktur-Holding ORASCOM zur Errichtung der dort derzeit weltgrößten grünen Hydrogen- und Ammonia-Anlage zur weltweit erstmals völlig CO2 -neutralen Herstellung von Stickstoffdünger oder schließlich auch der in 2021 ebenfalls erfolgte Vertragsabschluss mit der führenden südkoreanischen, auf die Sparten Chemie und Energieerzeugung fokussierten Konglomerats-Holding SK GROUP zum Einsatz ihrer Brennstoffzellen-Technologien ebenfalls in Fahrzeugen und deren entsprechend auszurüstenden Tankstationen. Im Rahmen der letztgenannten Partnerschaft erwarb Plug Power sogar im Gegenzug nun einen direkten 10%igen Anteilsbesitz an der SK Group.
Darüber hinaus besiegelte Plug Power Ende Februar 2021 mit dem US-Bundesstaat New York auch das bisher größte nordamerikanische Abkommen zur Herstellung grünen Wasserstoffs insbesondere zum künftigen völlig CO2 -neutralen Betrieb von gewerblichen Fahrzeugflotten, von Flurförder- / Lagerfahrzeugen sowie Materialbewirtschaftungsanlagen und von Drohnen.
Vermeintliche Zinsrisiken für Plug Power weit überbewertet
Und über diese sicherlich beeindruckendste Pionier- und unzweifelhafte Weltmarktführerschaft von Plug Power in der Abbildung der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette in allen 3 Teilbereichen Elektrolyseure, Erzeugung von grünem Wasserstoff selbst und Hydrogen-Brennstoffzellen-Technologien hinaus liegt der weitere stichhaltigste Pluspunkt im Geschäftsprofil von Plug Power, getragen natürlich von ihrer von 2014 – 2020 fast erzielten Umsatz-Verfünffachung (!) von 64 auf 306 Mio. USD, gerade auf ihrer weiterhin stattlichen Liquiditätsausstattung sowie damit einhergehenden Bilanzsolidität, die sich per Ende September 2021 in einem ungenutzten Cash-Berg von gewaltigen 3,4 Mrd. USD sowie einer Langfristverschuldung von dagegen gerade einmal nur 124 Mio. USD niederschlug (Gesamtverbindlichkeiten ebenfalls nur vergleichsweise moderate 1,0 Mrd. USD).
Ausgerechnet sogar auch die Begründung der bislang besonders positiv zu Plug Power eingestellten JP Morgan, ihr rechnerisch als fair angesehenes Kursziel für Plug Power gerade aufgrund der kommenden US-Leitzinsanhebungen (!) nun von 52 USD auf 42 USD zurückzunehmen, halten wir daher kaum für gerechtfertigt, wenn nicht sogar schon fast für absurd (nämlich hypothetisch allein wie auch bei allen anderen klassischen Wachstumsunternehmen im Falle nun anzusetzender höherer kalkulatorischer Zinsen zur Diskontierung der künftigen Quartalsgewinne angebracht – was sich aber natürlich sogar sofort in einen Vorteil umwandelt, falls, was hochgradig absehbar ist, Plug Power auch in den kommenden Quartalen stabil Nettoverluste schreibt !). In punkto der darüber hinaus bestehenden, aktuell insgesamt hervorragenden Liquiditäts- und Bilanzlage von Plug Power diesen jedoch möglicherweise außerdem derzeit ein übermäßiges Zinsanstiegsrisiko zu unterstellen, entbehrt jedoch unseres Erachtens jeglicher stichhaltigen finanziellen Grundlage.
Geschäfts- und Ergebnisrisiken trotz Weltmarktführerschaft weiterhin kaum absehbar
Die aktuell in Wirklichkeit viel vorrangigeren und auch jetzt weiterhin hoch relevanten Probleme in der Beurteilung des Geschäftsprofils wie auch damit der Angemessenheit der Aktienbewertung von Plug Power liegen dagegen auf einer anderen Ebene als in ihren wesentlichen Pluspunkten der grundsätzlich zunehmend gesteigerten Durchdringung des gesamten weltweiten Wasserstoff-Sektors wie auch ihrer unzweifelhaft (zur Zeit noch) sehr hohen Mittelausstattungs- und Bilanzqualität:
Nämlich der alles entscheidenden Frage, ob sich künftig nach den bislang trotz allen Umweltbewusstseins weltweit immer noch ein „Exoten-Dasein“ fristenden Wasserstoff-Technologien auch ein tatsächlich dermaßen weiter gesteigerter globaler Nachfrageschub einstellen wird, wie dies derzeit von Optimisten prognostiziert wird (positive Expertenschätzungen gehen derzeit im Durchschnitt von Ende 2020 bis Ende 2030 von einem Umsatzwachstum des Weltmarkts für grünen Wasserstoff von ca. 2 Mrd. USD auf ca. 90 Mrd. USD aus, die kühnsten Prognosen gar von 200 – 300 Mrd. USD).
Eine solch rasante weitere Beschleunigung der Umsatzdynamik wäre nämlich selbst auch für den unbestrittenen Wasserstoff-Weltmarktführer Plug Power unverzichtbar notwendig, damit gemessen an ihrer nach Vorstandsangaben anhaltend immensen operativen Investitionsbelastung und „Cash-Burn-Rate“ von jährlich ca. rd. 1 Mrd. USD p.a. zum Ausbau ihrer Wasserstoff-Technologien und -Anlagen, wie aber auch der zweifellos weiterhin zunehmend aufkommenden Konkurrenz in diesem Segment (in der Elektrolyseur- und Hydrogen-Erzeugung: vor allem NEL ASA (NO0010081235) und ITM POWER (GB00B0130H42), in der Brennstoffzellen-Herstellung: vor allem BALLARD POWER (CA0585861085) und FUELLCELL ENERGY (US35952H6018)) ein solch übermäßiges Headline-Umsatzwachstum tatsächlich künftig in der Lage wäre, die operative Kosten- und Margenbelastung von Plug Power derart zu überragen, dass gemäß dem aktuellen Analystenkonsens ein Eintritt von Plug Power ab 2024 in operative EBIT- sowie Nettogewinn-Zone möglich wäre.
Den wesentlichen Haken an obigen Umsatzschätzungen für den künftigen Welteinsatz von „grünem Wasserstoff“ sehen wir jedoch hauptsächlich darin, dass dieser selbst nach Einschätzungen fast aller Marktexperten mit einem tatsächlich erzielbaren kritischen Umsatzvolumen infolge seiner diffizilen technischen Voraussetzungen ausschließlich fast nur z.B. für Groß-/Nutzfahrzeuge, Flugzeuge oder industrielle Anlagen Anwendung finden dürfte, wohingegen nach fast allen Expertenprognosen der sicher theoretisch relevanteste Umsatzbereich des Einsatzes in Brennstoffzellen für vollelektronische PKWs jedoch aus Technologie- wie Kostengründen auch in den kommenden Jahren, nicht anders als selbst z.B. durch den TESLA-CEO Elon Musk ständig ablehnend propagiert, weiterhin ein absolutes Schattendasein fristen dürfte (per Ende 2020 gerade erst einmal nur 38.400 wasserstoffangetriebene Klein- wie Großfahrzeuge weltweit mit einer Straßenverkehrszulassung registriert, auch in 2021 voraussichtlich maximal ca. 15.000 weitere hinzugekommen, damit also ein verschwindend geringer Anteil gemessen an der per Ende 2020 weltweit kumuliert zugelassenen Anzahl von rd. 11 Mio. Elektrofahrzeugen excl. Motorrädern und Mopeds (selbst davon nur rd. 1 Mio. gewerbliche Nutzfahrzeuge, 10 Mio. also PKWs)).
Ob o.g. hoch optimistische Prognosen für den weiteren langfristigen Weltmarkt-Bedarf und -Absatz grünen Wasserstoffs daher langfristig aufgehen werden, und sich demzufolge auch die von Plug Power derzeit von täglich 70 Tonnen per Ende 2021 auf 500 Tonnen bis Ende 2025 sowie auf 1000 Tonnen bis Ende 2030 angestrebte Ausweitung der Tagesproduktionskapazitäten grünen Wasserstoffs überhaupt als marktnachfrageadäquat und damit operativ effizient erweisen werden, steht daher derzeit aus unserer Sicht noch völlig in den Sternen, was damit dann jedoch natürlich auch direkt für das Ergebnisziel von Plug Power gilt, bis 2025 einen Konzernumsatz von 3 Mrd. USD erreichen zu wollen (= weitere Versechsfachung gegenüber dem voraussichtlichen 2021er Konzernumsatz von 500 Mio. USD), verbunden mit der Erzielung einer zugleich stattlichen Bruttomarge von 30 %.
Denn hierzu muss auch berücksichtigt werden, dass im Rahmen oben erwähnter Großprojektabschlüsse von Plug Power z.B. diejenigen mit RENAULT (HYVIA) und ORASCOM plangemäß erst ab 2024 voll operativ wirksam werden sollten, während zeitgleich - Thema Wettbewerb - sich bis 2024 z.B. auch ITM POWER ihrerseits eine Verfünffachung ihrer Wasserstoff-Produktionskapazitäten auf die Fahnen geschrieben und zusätzlich auch NEL ASA zuletzt klar betont hat, dass selbst auch schon im ersten und technologisch noch unkompliziertesten Wasserstoff-Wertschöpfungsketten-Segment der Herstellung von Elektrolyseuren ein absehbar massiver Marktzutritt immer neuer Wettbewerber künftig zu einem vermutlich deutlich verschärften Margendruck führen dürfte.
Trotz jeglicher Weltmarktdominanz in der Abbildung der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette sind die weiteren Geschäfts- und damit auch Ergebnisperspektiven von Plug Power folglich auch weiterhin mit kaum überseh- und abschätzbaren, sowohl Nachfrage-/ Marktakzeptanz-, Kapazitäts-, Wettbewerbs- und damit letztlich Margenrisiken gepflastert, die selbst auch die Plausibilität des Analystenkonsenses, Plug Power erreiche ab 2024 die operative EBIT- wie auch Nettogewinnzone, aus unserer Sicht derzeit weiterhin kaum kalkulierbar werden lässt.
FAZIT: Aktie klar überbewertet, kein fundamentaler Kauf, höchstens ein Trading wert
Gemessen an diesem auch weiterhin massiv ausgeprägten Intransparenzrisiko der langfristigen Ergebnisschätzungen für Plug Power halten wir daher die zumindest noch stichhaltiger kalkulierbare Aktienbewertungseinschätzung (2022e) mit einem KGV von rd. - 85 sowie einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von rd. 14 nach wie vor für weit übertrieben und raten rein fundamentalanalytisch von einem Einstieg in die Aktie daher auch weiterhin ab.
Im Vorfeld des am 10.03. zur Publikation anstehenden Ergebnisses des 4. Quartals (Konsensprognose ggü. 3. Quartal: Umsatz ca. + 10 %; Nettoverlust-Reduzierung um ca. - 40 %) könnte die eingangs erwähnte Überwindung des steilen Abwärtstrends seit November 2021 lediglich für rein charttechnisch ausgerichtete Anleger auch weiterhin einen Anlass wert sein, nun eine derartige Tradingspekulation in Erwägung zu ziehen, was bis zum nächsten Widerstand bei rd. 28 USD (= Anfang 2022 vollzogener Trendbruch des im Juni 2020 eingeleiteten, flachsten Primäraufwärtstrends) ausgehend vom aktuellen Kurs von 22,20 USD immer noch maximal eine Renditechance von rd. 26 % eröffnen könnte.
Chart: PLUG POWER (in US-Dollar)
01.02.2022 - Matthias Reiner
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)