Plug Power nach Zahlen tiefrot, Nel ASA wird mir in die Tiefe gerissen, Freyr Battery stürzt ins Bodenlose und auch Siemens Energy hat nichts zu lachen
Die Anleger ergreifen die Flucht
Die etwas bessere Stimmung verflog vor dem Wochenende zu weiten Teilen schon wieder, was besonders für den Sektor der Erneuerbaren Energien gilt. Dort gab es am Freitag teils drastische Abwertungen zu sehen, nachdem einige Unternehmen mit schockierenden Quartalszahlen aufwarteten. Die Anleger verabschiedeten sich schon fast panikartig von ihren Papieren.
Die mit Abstand größte Enttäuschung gab es bei Plug Power (US72919P2020) zu sehen. Nicht nur enttäuschte das Unternehmen erschreckend stark bei Umsatz und Gewinn. Es stellte zudem offen den Weiterbetrieb in Zweifel, da es an liquiden Mitteln zu fehlen scheint. Nach derzeitigem Stand wird man wohl nicht in der Lage sein, die nächsten zwölf Monate zu überleben. Zumindest nicht ohne frisches Kapital, was die Börsianer schon über eine weitere Kapitalerhöhung spekulieren lässt.
Die Reaktion hätte kaum deutlicher ausfallen können. Die ohnehin schon niedrig notierende Plug Power-Aktie stürzte am Freitag an den hiesigen Märkten um satte 44,8 Prozent in die Tiefe und landete zum Wochenende bei gerade einmal 3,21 Euro. Seit Jahresbeginn summieren die Abschläge sich nun auf 73,4 Prozent. Von der einstigen Hoffnung auf die Zukunft ist nicht mehr viel übriggeblieben und die Investoren scheinen endgültig die Lust an der Aktie verloren zu haben.
Ein böses Omen für Nel ASA?
Bemerkbar macht sich die schlechte Stimmung auch bei der Aktie von Nel ASA (NO0010081235), wenn auch deutlich weniger dramatisch. Abschläge von 3,1 Prozent reichten hier aber aus, um die sanfte Gegenbewegung vom vorherigen Tag schon wieder abzuwürgen und den Kurs auf 0,64 Euro zurückzubefördern. Auf 5-Tages-Sicht blicken die Anteilseigner auf Verluste in Höhe von 14,5 Prozent.
Es macht sich die Furcht breit, dass Nel ASA mittelfristig in ein ähnliches Loch wie die US-Konkurrenz absacken könnte. Befeuert werden solche bösen Vorahnungen von ausbleibenden Großaufträgen und die letzten Zahlen von Nel waren zwar nicht ganz so dramatisch wie bei Plug Power, führten letztlich aber auch zu Enttäuschung. Über allem schwebt die große und nicht unrealistische Gefahr, dass die Wasserstoffkonzerne nicht in der Lage sein werden, ihre weiteren Tätigkeiten aus eigener Kraft zu finanzieren. Das muss zwar nicht das Ende bedeuten, doch bei neuerlichen Finanzierungsrunden werden bestehende Anteilseigner mit hoher Wahrscheinlichkeit die Leidtragenden sein. Entsprechend gering ist momentan das Interesse an den Aktien im Segment.
Freyr Battery im freien Fall
Bei anderen einstigen Highflyern sieht es derzeit genauso dramatisch aus. Klar auf der Seite der Verlierer positionierte sich gestern Freyr Battery (LU2360697374) mit Verlusten von 30 Prozent. Zwar konnte der Konzern bei den Gewinnen positiv überraschen und die Analystenschätzung deutlich übertreffen. Das ging aber schlicht unter, da die Prognose nichts Gutes vermuten lässt. Zudem wurde ein wichtiges Projekt aufgrund von neuen Problemen nach hinten verschoben.
Das Gleiche gilt für Investitionen, da Freyr Battery bestrebt ist, die Kosten im Griff zu behalten. Zu guter Letzt kündigte das Unternehmen an, in Europa neue Subventionen erbitten zu wollen und weiteres Eigenkapital zu beschaffen. Das lässt stark vermuten, dass es auch hier um die Liquidität nicht eben traumhaft bestellt ist und die Börsianer machen dementsprechend einen großen Bogen um die Aktie.
Siemens Energy: Satz mit X
Dass Siemens Energy (DE000ENER6Y0) in der Bredouille steckt, ist schon seit Längerem bekannt. Immerhin gab es hier zuletzt Anzeichen dafür, dass der Bund Garantien übernehmen wird und auch der Mutterkonzern könnte (widerwillig) noch einmal aushelfen. Eine Bestätigung dafür steht aber noch aus und am Freitag begab die Aktie sich mit in den allgemeinen Abwärtsstrudel in der Branche. Die Verluste fielen mit runden drei Prozent im Vergleich zu manch anderem Titel noch recht überschaubar aus.
Allerdings sind die Abschläge mit 23 Prozent auf Monatssicht schon deutlich spürbarer und noch dazu haben die gestrigen Verluste einen dezenten Versuch der Erholung erst einmal durchkreuzt. Es bleibt also beim Abwärtstrend und daran wird sich sehr wahrscheinlich auch nichts ändern, solange das Unternehmen nicht die drängendsten Fragen der Investoren zu deren Zufriedenheit beantworten kann. Die jüngsten Ereignisse zeigen, wie fragil ansonsten jede Aufwärtsbewegung ist.
Schockschwerenot!
Die Krise bei den Aktien der Erneuerbaren setzt sich nicht nur fort, sie scheint eine völlig neue Ebene zu erreichen. Die Anleger machen sich nun nicht mehr nur Sorgen um ausbleibende (Groß-)Aufträge, sondern müssen in einigen Fällen sogar um die schiere Existenz von Unternehmen fürchten. Während es wenige bis gar keine guten Neuigkeiten zu vermelden gab, steigen die Risiken gefühlt ins Unermessliche. Die langfristig noch immer vorhandenen Chancen können darüber für den Moment nicht hinwegtrösten.
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11.11.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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