Schlappe Verkaufszahlen von E-Autos machen europäischen Herstellern zu schaffen und Renault warnt vor noch düstereren Tagen sollte die Politik nicht einlenken
CO2-Ziele werden von Renault als Gefahr identifiziert
Bei der Entwicklung einzelner Branchen oder Unternehmen gibt es an der Börse zumeist einiges an Interpretationsspielraum. Unmissverständlich klar ist momentan aber, dass die Verkäufe von E-Autos schwer hinter den Erwartungen zurückbleiben. Das trifft insbesondere europäische Hersteller. Denn in hiesigen Gefilden, insbesondere in Deutschland, befanden die Verkaufszahlen sich zuletzt schon fast im freien Fall.
Die chinesische Konkurrenz kann dies ein Stück weit noch mit hohen Verkäufen im Heimatland ausgleichen. Dort bevorzugen die Autofahrerinnen und Autofahrer immer mehr heimische Hersteller, was Renault (FR0000131906) und Konsorten zusätzlich unter Druck setzt. Das französische Unternehmen warnt nun auch noch davor, dass es weiteren Gegenwind geben könnte. Der weht nicht etwa aus Richtung der chinesischen Regierung, welche auf Strafzölle der EU reagieren könnte. Vielmehr wird die Politik der EU selbst als mögliche Gefahr betrachtet.
Bedingt durch den schleppenden Verkauf von E-Autos warnt Renault davor, dass auf die Autoindustrie aufgrund verpasster CO2-Ziele enorme Strafzahlungen zukommen könnten. Ab 2025 ist vorgesehen, die Obergrenze bei den durchschnittlichen Emissionen von aktuell 116 Gramm auf dann 94 Gramm je Kilometer zu senken. Dies sei beim derzeitigen Tempo laut Renault schlicht nicht zu erreichen, wie in einem Artikel des „Handelsblatt“ zu lesen ist. Das derzeitige Tempo der Umstellung auf E-Autos müsse verdoppelt werden, um die EU-Ziele noch erfüllen zu können.
Renault fordert Nachbesserungen von der EU
Angesichts der ohnehin mauen Lage bei der Nachfrage fehlte es aber momentan vollkommen an der Grundlage dafür, den Ausbau zu beschleunigen. Stattdessen basteln viele Unternehmen daran, ihre Kosten zu senken. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist aktuell Volkswagen, wo sogar Werksschließungen in Deutschland mittlerweile kein Tabu mehr sind. Andere Anbieter wie Mercedes-Benz haben derweil ihre Expansionspläne im elektrischen Bereich trotz drohender Strafen deutlich zurückgefahren.
Renault-Chef Luca de Meo fordert angesichts der schwierigen Ausgangslage ein Einlenken der Politik. Es brauche „ein wenig Flexibilität“, damit europäische Autohersteller nicht noch mehr in die Enge getrieben werden. Sollte es bei den bisherigen Vorgaben bleiben, so würden wohl Strafzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe auf die Hersteller zukommen, von denen viele ohnehin schon mit überschaubaren Gewinnen zu kämpfen haben. Letztlich könnte die EU damit die Mobilitätswende sogar hemmen, indem Investitionen weiter zurückgefahren werden und Rückstellungen für Strafzahlungen gebildet werden müssen.
Aus der EU gab es auf die mahnenden Worte von Renault bislang noch keine Reaktion. Angesichts der politisch angespannten Lage und den vielen Fragezeichen um eine Schlüsselindustrie auf dem Kontinent ist aber nicht auszuschließen, dass noch an der einen oder anderen Stellschraube gedreht werden könnte. Das würde die Aussichten für Renault und Co. aber nicht zwingend deutlich verbessern. Vermeiden ließe sich lediglich, dass im kommenden Jahr schon die nächsten Hiobsbotschaften hereinflattern werden.
Renault folgt dem Börsentrend
Zunehmende Skepsis ist auch auf Seiten der Anleger festzustellen, welche sich vor dem Wochenende vermehrt von Anteilen an Renault trennten. Die Aktie gab am Freitag um etwas mehr als drei Prozent nach und näherte sich bis auf 40,32 Euro der Linie bei 40 Euro an. Dauerhaft unterboten wurde jene zuletzt im März; einen kurzen Ausflug in niedrigere Gefilde gab es einzig Anfang August noch zu sehen.
Renault kann es momentan überhaupt nicht gebrauchen, von der Politik noch mehr unter Druck gesetzt zu werden. Schon allein aus Eigeninteresse sollte der EU daran gelegen sein, nach einem Einbruch bei den Zulassungszahlen von E-Autos in Europa ihre bisherige Linie noch einmal zu überdenken. Dass es dazu kurzfristig tatsächlich auch kommt, lässt sich aber freilich nicht garantieren. Die mahnenden Worte des Renault-Chefs richten sich letztlich auch an die Anteilseigner, ob beabsichtigt oder nicht.
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09.09.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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