Renault steht an gleich mehreren Fronten unter Druck
Renault hält in Europa die rote Laterne - Aktie fällt auf tiefsten Stand seit Jahresbeginn
Die Renault-Aktie fällt auf das tiefste Niveau seit Jahresbeginn. Was sind die Hintergründe?
Renault (FR0000131906) hat noch einen weiten Weg vor sich. Die Lockdowns im Vorjahr haben die Franzosen besonders stark getroffen. Das wird mit der Vorlage der Halbjahreszahlen noch einmal deutlich, denn im Gegensatz zur deutschen Konkurrenz fällt der operative Rebound deutlich schwächer aus.
Mit 1,42 Mio. Fahrzeugen konnte Renault gegenüber der schwachen Vorjahresperiode zulegen. Im 1. Halbjahr 2020 hatte der Konzern nur 1,20 Mio. Fahrzeuge absetzen können. Der Gruppen-Umsatz konnte sich um knapp 27 % auf 23,36 Mrd. Euro verbessern, was das operative Ergebnis wieder auf 654 Mio. Euro von zuvor -1.203 Mio. Euro hob. Der Swing ist sehr erfreulich, aber das Ergebnis stellt am Ende nur eine Marge von 2,8 % des Umsatzes dar. Nach Steuern und inklusive des Beitrags von Nissan (JP3672400003) landete Renault in den ersten sechs Monaten bei einem Gewinn von 354 Mio. Euro bzw. 1,30 Euro je Aktie. Auch hier das gleiche Bild: Der Netto-Gewinn ist erfreulich steht aber einem Halbjahresverlust von -7,3 Mrd. Euro in 2020 gegenüber.
Die Kostensenkungen kommen in der Zwischenzeit gut voran. Renault hatte sich in der Krise als Ziel gesetzt, insgesamt 2 Mrd. Euro an Fixkosten einzusparen. Laut eigenen Angaben hat man davon bereits 1,8 Mrd. Euro realisiert, wobei allein im 1. Halbjahr 2021 600 Mio. Euro an Fixkosten reduziert wurden. Der Vorstandsvorsitzende Luca de Meo hatte im vergangenen Jahr als Ziel vorgegeben, dass man 14.600 Arbeitsplätze weltweit streichen wird. Davon sollen rund 4.600 in Frankreich wegfallen, was aufgrund der starken Gewerkschaftsvertretung besonders schwer zu realisieren ist. Im Einklang mit der geringeren Stammmannschaft sollte die Kapazität um ein Fünftel reduziert werden.
Renault kämpft an mehreren Fronten gleichzeitig
Renault muss wie alle anderen Automobilhersteller auch, das Kunststück vollbringen, die Krise zu meistern und gleichzeitig in die Zukunft zu investieren. So will man in Frankreich neun EV-Modelle entwickeln und produzieren und entsprechend die Verbrennermodelle abbauen. Was auch Konsequenzen für die Belegschaft hat. So verhandelt die Unternehmensführung aktuell mit der Gewerkschaft darüber, dass man 2.000 Mitarbeiter entlassen kann, die vor allem im Verbrennerbereich arbeiten und im Gegenzug 2.500 neue Mitarbeiter einstellt für die Entwicklung der EV-Modelle. Verhandlungen, die sich ausgesprochen schwierig gestalten und von vielen Forderungen und Bedingungen belastet sind.
Renault hat obendrein mit einem schwachen Heimatmarkt zu kämpfen. Ohne Zweifel ist der Konzern global aufgestellt, aber Frankreich ist immer noch ein wichtiges Mosaikstück im Gesamtumsatz. Umso belastender fallen die jüngsten Zulassungsdaten in Frankreich aus. Im Juli schrumpften die Neuzulassungen im Jahresvergleich um satte -35,3 %. Der Juli 2020 war ohne Zweifel stark und erschwert den Vergleich, aber die Neuzulassungen sanken auch im Vergleich zum Juni (2021) um -42 %.
Der Ausblick für 2021 ist bescheiden. Denn zusätzlich zu den individuellen Problemen und Herausforderungen kommen für Renault auch noch die Probleme hinzu, die alle anderen Konzerne betreffen. Die sich verschärfenden Engpässe in der Halbleiterbranche treffen Renault besonders hart, denn man konkurriert auf Ebene des Preises mit Volkswagen (DE0007664039), hat aber nur den Skaleneffekt von Daimler (DE0007100000). Der Vorstand erwartet daher, dass sich das operative Geschäft im 2. Halbjahr auf dem Niveau der ersten sechs Monate halten wird.
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18.09.2021 - Mikey Fritz
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