Der „Tesla-Killer“ plant seinen Börsengang
Die Wall Street bereitet sich auf das Rivian-IPO vor - Gerüchte deuten auf einen Börsengang im September hin
Rivian strebt ein klassisches IPO an der Wall Street an. Konkrete Fakten liegen noch nicht vor, aber die Planung hat begonnen. Gerüchte deuten auf einen Börsengang im 3. Quartal hin.
Das IPO von Rivian liegt nun direkt vor uns. Der EV-Pickup Hersteller, der unter anderem von Jeff Bezos und zahlreichen Investmentgesellschaften unterstützt wird, hat vor wenigen Tagen begonnen, die Konsortialbanken für den Börsengang auszusuchen. Ein genaues Datum steht noch nicht fest, wenngleich das IPO definitiv noch in diesem Jahr über die Bühne gehen soll. Im Februar gingen Gerüchte um, dass das IPO für September geplant ist. Andere Eckdaten konkretisieren sich dagegen.
Rivian wird mit dem Who is Who der Wall Street zusammenarbeiten. Man wird den Börsengang unter anderem mit Goldman Sachs (US38141G1040), JPMorgan Chase (US46625H1005) und Morgan Stanley (US6174464486) durchführen. Was die Bewertung des Unternehmens angeht, so schwanken die Zahlen zurzeit sehr stark. Bis dato war man von einer angestrebten Marktkapitalisierung zum IPO von 50 Mrd. US-Dollar ausgegangen, doch die Flüsterzahlen deuten inzwischen eher auf einen Wert von rund 70 Mrd. US-Dollar hin.
Fakten sind derzeit nur die Zahlen von der letzten Finanzierungsrunde. Rivian hatte im Januar 2,65 Mrd. US-Dollar bei Investoren eingesammelt, was dem Unternehmen eine private Bewertung von 27,6 Mrd. US-Dollar gab. Zu den namhaftesten Investoren zählten dabei neben Amazon (US0231351067) noch Fidelity Investments und die T. Rowe Price Group (US74144T1088).
Die ersten Auslieferungen des R1T sind für den Sommer geplant. Allerdings hatte sich die Deadline schon in der Vergangenheit verschoben und Rivian macht auch in diesem Jahr keine Ausnahme. Zuletzt war die Auslieferung der allerersten Fahrzeuge für Ende Juni geplant. Vor wenigen Tagen kündigte das Unternehmen an, dass man erst im Juli ausliefern wird. Eine Begründung gab man nicht.
Rivian will Auslieferungen im Juli beginnen
Rivian wird oft als Konkurrent zum Tesla (US88160R1014) Cybertruck gesehen. Was auch nicht falsch ist, denn beide besetzen eine Nische als völlig neu konzipierte Fahrzeuge im EV-Bereich. Die Modelle von Rivian liegen im Hinblick auf das Äussere ohne Zweifel noch sehr dicht am Mainstream, wohingegen der Cybertruck quasi in seiner eigenen Liga spielt. Nicht wegen den Fahrzeugdaten, sondern aufgrund des aussergewöhnlichen Designs.
Der späte Markteintritt für Tesla ist insofern auch nicht als Problem anzusehen, den man hat sein eigenes Publikum. Der Cybertruck soll in einer limitierten Variante Ende 2021 ausgeliefert werden und dann in allen Varianten ab 2022. Man darf davon ausgehen, dass der Launch in 2021 eher symbolisch ist und der Löwenanteil der Vorbestellungen erst im 1. Halbjahr 2022 bedient wird. Damit liegt Tesla derzeit hinter dem geplanten Launch bei Rivian, aber immer noch gleichauf mit Ford (US3453708600).
Ford hat nicht geschlafen und bringt seinen EV-Truck im nächsten Frühjahr auf den Markt. Der neue F-150 Lightning begeistert in den ersten Tests. Was im Wesentlichen daran liegt, dass Ford Altbewährtes mit dem Besten aus der EV-Welt gemischt hat. Äusserlich bewegt sich der Lightning nicht weit von seinen Verbrenner-Geschwistern weg. Kein Wunder, denn der F-150 ist seit Dekaden der am meisten verkaufte Pickup-Truck in den USA. Er ist ein Dauerbrenner, der zudem in Volumina produziert wird, die in keinem anderen Land erreicht werden. Das Erfolgsrezept dieses Blockbusters hütet Ford selbstverständlich, fügt aber sehr geschickt die zahlreichen Vorteile eines Elektroantriebs hinzu. Diese bestehen vor allem aus der unglaublich starken Beschleunigung und dem neuen Platzangebot, da der Verbrennermotor fehlt.
Selbst Präsident Biden hat den F-150 Lightning bereits publikumswirksam in der Öffentlichkeit getestet. Sein Sprint mit dem Lightning ging durch alle Medien und hatte zwei Wirkungen: 1) Die amtierende US-Administration fördert demonstrativ EVs im privaten und öffentlichen Bereich. 2) Man setzt auf die grossen, bewährten amerikanischen Automobilhersteller (und nicht auf die „Newcomer“).
Die erfolgreiche Präsentation des F-150 Lightning zeigt, dass die grossen Autohersteller sich am Ende nicht die Butter vom Brot nehmen lassen werden. Analog zu Deutschland, wo die Branche spät, aber dann mit Schwung auf den EV-Trend aufgesprungen ist, wird auch Detroit am Ende den EV-Markt in den USA durch pures Volumen beherrschen.
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02.06.2021 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch
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