Bei einem Berufungsgericht in Den Haag setzt sich Shell durch und kippt ein historisches Urteil aus dem Jahr 2021 zumindest teilweise
Starre Vorgaben in Prozent sind für Shell bei der Einsparung von Emissionen erstmal kein Thema
Bereits im Jahr 2018 kündigte die Umweltorganisation Milieudefensie eine Klage gegen Shell an und wollte damit beim Klimaschutz auch große Unternehmen zur Verantwortung ziehen. Der Ölgigant war ein willkommenes Ziel, ist er doch für mehr CO2-Emissionen verantwortlich als mancher Industriestaat. Es sollte drei Jahre dauern, bis ein Urteil gefällt wurde, das Shell nicht recht schmecken wollte.
Eben deshalb zog Shell (GB00BP6MXD84) vor ein Berufungsgericht und nach drei weiteren Jahren hob dieses nun in Den Haag die vorherige Entscheidung teilwiese auf. Zwar müsse sich auch Shell nach Ansicht der Richter darum bemühen, seinen Teil zum Klimaschutz beizutragen. Starre Prozentziele bei den Einsparungen seien aber nicht zu rechtfertigen. Ursprünglich wurde dem Konzern aufgetragen, seinen CO2-Ausstoß bis 2030 um 45 Prozent im Vergleich zu 2019 zu reduzieren. Dies bezog sich aber lediglich auf Emissionen aus eigener Produktion, Logistik und dergleichen mehr.
Hinsichtlich Lieferanten sollte Shell sich redlich um eine Reduzierung von klimaschädlichen Emissionen bemühen. Diese Auflage bleibt grundsätzlich bestehen. Bei den eigenen Tätigkeiten freut das Unternehmen sich nun aber über mehr Handlungsspielraum. Ob und wie dieser genutzt werden könnte, bleibt allerdings noch offen. Zudem bleibt den Klimaschützern noch die Möglichkeit, Beschwere beim Obersten Gerichtshof einzulegen. Gut möglich also, dass die Angelegenheit noch weiter behandelt wird.
Shell ist nicht untätig
Grundsätzlich spielt Klimaschutz bei Shell durchaus eine wichtige Rolle und der Konzern fühlt sich dem Thema weiterhin verpflichtet. In den vergangenen Jahren investierte der britische Konzern Milliarden in Ladepunkte für E-Autos, Wasserstoffprojekte und weitere Vorhaben rund um erneuerbare Energien. Bis 2050 möchte man zu einem emissionsfreien Energieunternehmen werden, berücksichtigt dabei aber ausschließlich Förderung, Verarbeitung und Transport fossiler Brennstoffe. In schwierigen Zeiten zeigt das Management sich überdies einigermaßen flexibel und hält an Klimaschutzzielen tendenziell weniger stark fest als mancher Mitbewerber.
Shell-Chef Wael Sawan zeigte sich laut „FAZ“ zufrieden mit dem Urteil, betonte aber gleichzeitig, dass Klimaschutz in Zukunft weiterhin eine große Rolle bei dem Ölkonzern spielen soll. Für die Energieversorgung bleibe Öl und Gas aber noch lange wichtig, insbesondere in Ländern, wo Klimaschutz bislang allenfalls eine untergeordnete Rolle spielt. Dieser Realität kann sich Shell kaum einfach verschließen. Solange das Geschäft mit fossilen Brennstoffen lohnt, wird man daran aller Voraussicht nach auch festhalten wollen.
An den Märkten wurde das Urteil letztlich nur beiläufig zur Kenntnis genommen. Die Shell-Aktie konnte davon nicht profitieren und gab am Dienstag in einem schwachen Handel um 0,8 Prozent bis auf 30,65 Euro nach. Dort angekommen ist das Papier deutlich näher am 52-Wochen-Tief bei 27,75 Euro als an den Höchstständen aus dem Frühjahr. Andere Sorgen überwiegen momentan klar und der Klimaschutz rückt auch bei den Anteilseignern derzeit dezent in den Hintergrund.
Der Ölpreis schmeckt der Shell-Aktie nicht
Seit Monaten schon sorgen niedrige Ölpreise für Verkaufsdruck bei der Shell-Aktie. Noch erwirtschaftet das Unternehmen zwar weiterhin Milliardengewinne. Doch wird schon darüber gemunkelt, dass nach dem Amtsantritt von Donald Trump eine Ausweitung von Förderung und neuen Bohrungen in den USA die Preise noch mehr unter Druck setzen könnte. Vor diesem Hintergrund halten die Bullen sich aktuell sichtlich bedeckt.
Etwas mehr Freiraum schadet Shell mit Sicherheit nicht, die schleppende Nachfrage in großen Märkten wie China ist aber momentan eine sehr viel größere Herausforderung. Diesbezüglich zeichnet sich eine große Wende weiterhin nicht ab. Die chinesische Konjunktur leidet unter einer anhaltenden Immobilienkrise und einer nicht enden wollenden Flaute im Konsumbereich. Dadurch bedingt sind Unternehmen mit Investitionen vorsichtig und in einigen Fällen wurde die Produktion schon zurückgefahren.
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13.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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