
Kurz vor der Bundestagswahl warnen die Chefs von Siemens, Deutscher Bank, Mercedes-Benz und Commerzbank vor zunehmender Fremdenfeindlichkeit und einer Erosion von demokratischen Werten
Die Wirtschaft bleibt auf Zuwanderung angewiesen
Nur noch etwas mehr als zwei Wochen dauert es, bis die Bürgerinnen und Bürger zur Wahlurne gerufen werden und ihre Stimme für die kommende Bundesregierung abgeben. Eines der beherrschenden Themen im laufenden Wahlkampf ist die Migration und fremdenfeindliche Positionen scheinen in diesen Tagen wieder salonfähig zu sein.
Viel Rückenwind erfährt etwa die AfD, welche aus ihren Remigrationsplänen längst kein Geheimnis mehr macht. Umfragen zufolge haben wohl gut 20 Prozent der Wählerinnen und Wähler damit kein Problem, ein bedeutender Anteil davon dürfte das Ganze wohl sogar begrüßen. Alle anderen Parteien sind sich weitgehend einig darüber, dass in Sachen Zuwanderung etwas geschehen muss. Nur was genau, darüber gehen die Meinungen freilich auseinander.
Die Vorstände mehrerer DAX-Konzerne warnten nun vor der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit im Land. Dazu gehört auch Roland Busch in seiner Funktion als CEO von Siemens (DE0007236101). Busch warnt vor einer Erosion von demokratischen und sozialwirtschaftlichen Werten im Land und sieht einen kritischen Punkt mindestens als erreicht, vielleicht sogar schon überschritten an. Der eigenen Aktie schadet die Stimmung im Land allerdings bisher kaum. Es ging am Donnerstag 3,4 Prozent höher mit 208,05 Euro aus de Handel.
Die Deutsche Bank braucht Demokratie
Die Aktie der Deutschen Bank (DE0005140008) ist von ihren Höchstständen etwas weiter entfernt, näherte sich diesen gestern mit Zugewinnen von 3,4 Prozent aber etwas an. Per Handelsschluss standen 18,68 Euro auf der Anzeigetafel. Damit es von hier aus noch weiter gen Norden geht, braucht es zumindest nach Ansicht von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing die Demokratie. Jene sei ihrerseits zwar auf wirtschaftliches Wachstum angewiesen, welches es aber nur im Wechselspiel mit Demokratie gebe.
Sewing beteiligte sich an einer bereits vor der Europawahl ins Leben gerufenen Initiative, mit der über 40 Unternehmen sich für die Demokratie starkmachen wollen. Gesetztes Ziel ist es, die Wahlergebnisse von extremistischen Parteien zu reduzieren und sie von Regierungsverantwortung fern zu halten. Bisher scheint dies aber nicht recht zu funktionieren. Die in Teilen rechtsextreme AfD ist auf dem besten Wege, Rekorde zu schreiben und zweitstärkste Kraft im Bundestag zu werden.
Mercedes-Benz fürchtet Fremdenfeindlichkeit
Das zunehmende Flirten der Deutschen mit der Xenophobie nimmt auch Mercedes-Benz (DE0007100000) besorgt zur Kenntnis. Firmenchef Ola Källenius mahnt, dass Fremdenfeindlichkeit ein wirtschaftlicher Nachteil sei und das damit verbundene Image könnte tatsächlich die so dringend benötigten Fachkräfte erfolgreich auf Abstand halten. Ich persönlich erleben zudem, dass sich mancher Akademiker angesichts der Umfragewerte und gebrochener Tabus seitens der CDU unter Merz schon Gedanken über das Thema Auswanderung macht. Gut möglich also, dass die politische Stimmung im Land auch einen gewissen Braindrain nach sich ziehen könnte.
Darauf hoffen die Anteilseigner von Mercedes-Benz derzeit nicht, wohl aber auf eine gewisse Erholung nach der schwierigen Entwicklung in den letzten Wochen und Monaten. Die Aktie legte gestern in einem ausgesprochen freundlichen Handel um 1,5 Prozent bis auf 57,52 Euro zu und gewinnt damit noch mehr Abstand zum 52-Wochen-Tief bei 50,75 Euro. Erfreulich dürfte in den Augen der Anleger auch gewesen sein, dass die Absatzzahlen von Elektroautos in Deutschland im Januar wieder deutlich zulegen konnten.
Auch die Commerzbank zeigt klare Kante
Bei der Commerzbank (DE000CBK1001) ging es derweil um 1,6 Prozent aufwärts und es konnte sogar bei 19,04 Euro schon zeitweise ein neues Jahreshoch markiert werden. Damit es noch weiter aufwärtsgehen kann, braucht es nach Ansicht von CEO Bettina Orlopp allerdings Fachkräftezuwanderung. Dies sagte sie bei einer Podiumsdiskussion mit deutschen Wirtschaftsvertretern, welche von „Bloomberg TV“ ausgestrahlt wurde.
Kritisch äußerte sich Orlopp zur Entscheidung von Friedrich Merz, das sogenannte Zustrombegrenzungsgesetz zur Abstimmung in den Bundestag zu bringen. Die damit verbundene Debatte sei für keine Parte hilfreich. Allerdings zeigten jüngste Umfragen leichte Zugewinne bei CDU und AfD. Befürchtungen, dass Löcher in der Brandmauer die Umfragen negativ beeinflussen würden, scheinen sich also nicht zu bestätigen.
Wirtschaftsfeinde
Es ist nicht weiter verwunderlich, dass DAX-Vorstände dazu aufrufen, bei der Bundestagswahl Parteien zu wählen, deren Vertreter nicht mit der Abschaffung der freiheitlich-demokkratischen Grundordnung liebäugeln. Denn es lässt sich leicht absehen, dass die Pläne von AfD und Co. der hiesigen Wirtschaft irreparablen Schaden zufügen würden. Gewünscht wird eine Rückkehr zu Zeiten, die es nie gab. Doch gerade Anleger dürften wissen, dass Wachstum nur in der Zukunft, und nicht in der Vergangenheit anzutreffen ist.
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07.02.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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