Gamesa sorgt ausnahmsweise mal für gute Nachrichten für die Siemens Energy-Aktie
Die Anleger reagieren sehr nüchtern
Auch wenn Siemens Energy sich an der Börse zuletzt wieder etwas erholen konnte, so verzeichnete das Papier in den vergangenen Monaten doch schwere Rückschläge. Zu weiten Teilen für die miese Performance verantwortlich ist die spanische Windkrafttochter Gamesa. Jene musste ihre Prognosen des Öfteren nach unten korrigieren und setzte damit auch den Mutterkonzern ordentlich unter Druck.
Im Prinzip haben sich die meisten Anleger bereits mehr oder weniger daran gewöhnt, dass es von Gamesa (ES0143416115) zuverlässig schlechte Neuigkeiten zu hören gibt. Dazu gehört auch ein Bisschen, dass es Siemens Energy (DE000ENER6Y0) zu bunt wurde und die vollständige Übernahme beschlossen wurde. In Zukunft sicher sich der Konzern damit zwar die volle Entscheidungsgewalt bei der schwächelnden Tochter. Doch zunächst einmal sorgt das natürlich auch für enorme Kosten, was nicht bei jedem Anteilseigner gern gesehen ist.
Nach einer langen Serie der Enttäuschungen sollte man meinen, dass die Anleger sich umso mehr freuen, wenn Gamesa auch mal gute Neuigkeiten verbreiten kann. Eben solche machten sich gestern breit. Das Unternehmen konnte wohl einen Großauftrag aus Taiwan an Land ziehen, der es in sich hat. Gleich drei Projekte sollen mit Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 1.044 Megawatt versorgt werden, wie unter anderem „Der Aktionär“ berichtet.
Einen größeren Auftrag aus Taiwan gab es für Gamesa bisher nicht. Mit darin enthalten ist auch ein 15-jähriger Vertrag für Serviceleistungen. Nicht näher eingegangen wurde allerdings auf die finanziellen Details. Die Anleger sind also weitgehend im Unklaren darüber, was von dem Ganzen eigentlich zu erwarten ist. Das dürfte ein gewichtiger Faktor für die Zurückhaltung an der Börse sein. Dort konnte die Siemens Energy-Aktie nur kurz zulegen, landete bei Handelsschluss aber bei einem Minus in Höhe von 0,4 Prozent.
Große Sorgen um Gamesa
Die größte Sorge der Anleger liegt in Sachen Gamesa nicht so sehr beim Auftragseingang. In jener Hinsicht gab und gibt es gar nicht viel zu meckern. Windkraft ist gefragter denn je und wird auch in Zukunft massiv ausgebaut werden. Es bleibt den Staaten rund um den Globus auch kaum etwas anderes übrig. Nicht nur in Europa wird unter Hochdruck daran gearbeitet, sich von fossilen Energieträgern unabhängig zu machen.
Weitaus bedenklicher sind allerdings die Margen, welche europäische Windkraftkonzerne erzielen. Die waren schon vor einigen Jahren nicht unbedingt beeindruckend und von einem anhaltenden Preiskampf mit chinesischen Anbietern gekennzeichnet. Die massiv gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise im laufenden Jahr lassen die Margen aber noch weiter dahinschmelzen. Das Ganze geht schon so weit, dass bei manchem Konkurrenten wie Nordex langfristige Aufträge zum Verlustgeschäft mutieren.
Keine Begeisterung bei Siemens Energy
Ohne finanzielle Kenndaten lässt sich nun auch bei Siemens Gamesa kaum einschätzen, wie gut der neue Großauftrag dem Unternehmen tatsächlich tut. Dadurch bedingt hält sich auch die Euphorie bei der Aktie von Siemens Energy in Grenzen. Es steht latent die Frage im Raum, ob Aufträge in einem solchen Ausmaß überhaupt gefeiert werden sollten oder nicht bei weiter steigenden Kosten nicht zu einem Loch ohne Boden werden könnten.
Es ist die alte Frage nach dem halb vollen oder halb leeren Glas. Optimisten sehen in der momentanen Ausgangslage auch eine Chance und die Möglichkeit, dass die Margen wieder spürbar ansteigen werden. Für den Moment scheinen sie damit aber nicht in der Überzahl zu sein. Es gibt bei Siemens Energy aber durchaus Gründe, um zuversichtlich zu bleiben. Schließlich besteht das Unternehmen nicht nur aus Gamesa und so ziemlich alle anderen Geschäftsbereiche befinden sich in einem steilen Wachstumskurs. Mit Blick auf die beschleunigte Energiewende in Europa möchte man fast meinen, dass hier nichts schiefgehen kann, doch Risiken gibt es freilich immer.
20.10.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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