Nicht einmal auf Stellantis ist dieser Tage noch Verlass, was die Sorgen um die Branche weiter antreibt
Stellantis erleidet historische Kursverluste nach Zahlen
Dass die Autobranche sich in einer mittelschweren Krise befindet, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Nach den jüngsten Zahlen von Stellantis ist nun aber klar, dass es dabei leider auch kaum Ausnahmen gibt. Der Mutterkonzern bekannter Marken wie Opel und Peugeot galt bisher stets als sehr profitabel, enttäuschte in der vergangenen Woche aber auf ganzer Linie.
Besonders ein herber Rückgang bei der operativen Marge von Stellantis (NL00150001Q9) machte den Börsianern sichtlich zu schaffen. Noch etwa zehn Prozent konnte der Konzern bei dieser Kennmarke erreichen, was im Vergleich zu manchem Mitbewerber gar nicht allzu schlecht aussieht. Auf dem gleichen Niveau operieren laut „Handelsblatt“ Premiumhersteller wie BMW und Mercedes-Benz. Die Anteilseigner von Stellantis waren bisher aber ganz andere Zahlen gewohnt. Im ersten Halbjahr 2023 freuten sie sich noch über eine operative Marge in Höhe von 14,4 Prozent.
Ein derartiger Rückgang macht sich natürlich auch bei den absoluten Zahlen bemerkbar. Beim bereinigten operativen Ergebnis meldete Stellantis lediglich 8,5 Milliarden Euro und damit 40 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Der Autogigant reiht sich also letztlich in eine lange Liste von Herstellern ein, die derzeit mit rückläufigen Zahlen zu kämpfen haben und dagegen nicht recht ein Mittel finden können.
Stellantis will gegenlenken
Stellantis-Chef Carlos Tavares führt die schwachen Zahlen sowohl auf die schwierige Marktlage als auch „betriebliche Probleme“ zurück. Er kündigte auch bereits Maßnahmen an, um für Besserung zu sorgen. Dazu gehört, dass verlustreiche Marken das Zeitliche segnen könnte. Welche genau dies sein könnten, bleibt für den Moment allerdings noch offen.
Die Anteilseigner ließen sich davon nicht weiter trösten. Am Donnerstag erlebte die Stellantis-Aktie den größten Tagesverlust, seit der Konzern aus einer Fusion zwischen Fiat-Chrysler und PSA hervorgegangen war. Die Lage besserte sich tags darauf nicht und ins Wochenende ging es mit mageren 16,16 Euro. Auf 5-Tages-Sicht waren damit Verluste von fast 14 Prozent zu beklagen.
Zu entnehmen ist den Äußerungen des Managements, dass der Sparkurs wohl fortgesetzt werden soll. Bis zum Jahresende sollen Personalkosten eingespart werden, Lagerbestände abgebaut werden und speziell in Nordamerika sind auch niedrigere Produktionskapazitäten im Gespräch. All dies soll es auch ermöglichen, Preise zu senken und damit die Absatzzahlen wieder anzukurbeln, ohne dass die Margen darunter zu sehr leidet. Das ist zwar durchaus ein nachvollziehbarer Plan, der aber keine Aussicht auf frisches Wachstum beinhaltet.
Die Zurückhaltung der Börsianer ist daher nachvollziehbar. Fast fühlt es sich an, als würde Stellantis aktuell nur Schadensbegrenzung betreiben, aber kein probates Mittel für die Bekämpfung der Zurückhaltung auf Seiten der Kundschaft finden. Auch das ist in der Branche derzeit nichts Ungewöhnliches. Nicht nur bei Elektrofahrzeugen fällt die Nachfrage niedriger aus, als es sich die meisten Hersteller noch vor einem Jahr erhofft hatten.
Schwierige Zeiten für Stellantis
Seit Jahresbeginn belaufen sich die Kursverluste bei Stellantis nun schon auf annähernd 25 Prozent und die ernüchternde Charttechnik dürfte nicht eben für eine Steigerung der Kauflaune sorgen. Um den Konzern ist es nicht ganz so schlecht bestellt, wie es die letzten Tage vielleicht vermuten lassen könnten. Doch ohne eine echte Aussicht auf Wachstum gibt es für Anlegerinnen und Anleger schlicht interessantere Titel für das eigene Depot.
Es lässt sich wohl nur abwarten, ob eine Produktoffensive mit rund 20 Neuheiten in diesem Jahr und ein rigoroser Sparkurs Stellantis wieder auf Kurs bringen können. Beobachten lässt sich dies aber recht entspannt von der Seitenlinie aus und solange die Branche an sich offenbar immer tiefer in eine Krise hineinmanövriert, lassen sich kurzfristig weitere Rückschläge und neue Tiefststände wohl kaum ausschließen.
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29.07.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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