Für die Allianz könnte es teuer werden, Gazprom steht weiter im Zeichen der Ukraine-Krise, Tesla trickst die eigenen Kunden aus und bei der Deutschen Bank werden Zweifel laut
Die Börse kommt nicht zur Ruhe
Von Ruhe war in dieser Woche nicht viel zu spüren. Die Aussicht auf steigende Zinsen trieb die Märkte weiter um, dazu kamen massive Sorgen um die sich immer weiter zuspitzende Lage in der Ukraine und zum Wochenende fegt auch noch ein Sturm über Europa, der schon jetzt große Schäden verursacht hat.
Durchgestanden ist das Sturmtief „Zeynep“ noch nicht. Vor allem in Norddeutschland rechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) für den Samstag noch mit Windgeschwindigkeiten von teilweise über 100 km/h, was auf der Beaufortskala Windstärke 10 entspricht. Das könnte potenziell teuer für die Allianz (DE0008404005) werden.
Deren Gebäudeversicherung wird in den kommenden Tagen und Wochen viel zu tun bekommen, da Sturmschäden bereits ab Windstärke 8 abgedeckt werden. Auch bei der Kaskoversicherung dürfte es zu zahllosen Anträgen kommen. Am Freitag schienen die Anteilseigner sich darauf bereits eingestellt zu haben, was zu Kursverlusten von 3,8 Prozent sorgte. Bleibt abzuwarten, was das Wochenende noch mit sich bringt und wie hoch die Schäden am Ende ausfallen werden.
Gazprom taumelt wieder in die Tiefe
Bei Gazprom (RU0007661625) dreht sich derweil alles um die Ukraine-Krise, die jeden Tag mehr zu eskalieren droht. US-Präsident Joe Biden sagte zuletzt, dass er fest von einem Angriff in den nächsten Tagen ausgehe. Auch wenn der Westen die Diplomatie noch nicht vollends aufgegeben hat, so werden die Warnungen lauter und die Rhetorik aus Moskau immer deutlicher.
Das sorgt überall für große Sorgen, mit am schwersten zu leiden hat aber fraglos die Aktie von Gazprom. Jene wertete im gestrigen Handel um satte 5,5 Prozent ab und fiel bis zum Wochenende auf nur noch 7,10 Euro zurück. Hoffnungen auf eine Erholung haben sich damit erst einmal erledigt und sollten die westlichen NATO-Mächte mit ihren Befürchtungen Recht behalten, könnte das erst der Anfang gewesen sein. Im Falle eines Kriegsausbruchs und der damit verbundenen Sanktionen aus dem Westen könnte die Gazprom-Aktie noch ohne Weiteres in den freien Fall übergehen.
Eine zweifelhafte Lösung
Bei Tesla (US88160R1014) lieferten jüngst derweil interne Chats die Antwort darauf, warum der Konzern mitten in der Chipkrise sehr hohe Auslieferungszahlen auf die Beine stellen konnte. Wie der „Spiegel“ berichtet, hat man in der Produktion wohl bestimmte Bauteile, die gerade nicht verfügbar waren, einfach weggelassen. Konkret sollen bei 65.000 Autos, die zwischen Ende Dezember und Mitte Februar gebaut wurden, Steuergeräte für das autonome Fahren fehlen.
Die niederländische Zulassungsbehörde ließ zwar verlauten, dass die Fahrzeuge dennoch in ihrer Sicherheit nicht beeinträchtigt sein. Mindestens einen faden Nachgeschmack hat das Ganze aber dennoch und es wird sicherlich noch ein Nachspiel haben. Das erwarten auch die Anleger, welche geschockt auf die Meldungen reagierten und die Aktie von Tesla gestern um über fünf Prozent in die Tiefe stürzen ließen.
Risiko bei der Deutschen Bank
Konträr zu all diesen Problemen konnte die Deutsche Bank (DE0005140008) zuletzt noch in eine sehr aussichtsreiche Zukunft blicken. Die sehr wahrscheinlich steigenden Zinsen in diesem Jahr könnten dem Geldhaus endlich wieder dazu verhelfen, künftig auch mit Krediten wieder Geld zu verdienen. Allerdings gibt es auch Beobachter, die darin noch lange keinen Selbstläufer sehen.
So warnte die „WirtschaftsWoche“ in einem kürzlich veröffentlichten Artikel, dass es künftig womöglich weniger Kredite geben könnte, da sich einen solchen bei höheren Zinsen schlicht nicht mehr jeder leisten könne. Außerdem werde auch die Deutsche Bank höhere Zinsen auf die Einlagen der Sparer zahlen müssen und mit etwas Pech könnte die daraus entstehende Belastung höher ausfallen als Einnahmen auf der anderen Seite. Etwas Skepsis scheint sich auch bei den Anlegern breit zu machen, denn neuerliche Kurssprünge gab es in dieser Woche bei der Aktie der Deutschen Bank nicht zu sehen.
Da kommt etwas Großes auf die Anleger zu
Es ist kaum vorherzusehen, was in den nächsten Tagen passieren wird. So gut wie sicher ist aber, dass es an den Börsen heftige Bewegungen zu sehen geben wird. Wieder einmal stehen die Anleger vor der unangenehmen Frage, ob Wladimir Putin einen neuen Krieg in Europa vom Zaun brechen wird oder nicht. In dieser Woche kam es glücklicherweise noch nicht dazu, doch die Lage hat sich bisher kein Stück weit entschärft. Darüber hinaus werden die Börsen von allerlei anderen besorgniserregenden Entwicklungen beherrscht. Mit Erholungen ist derzeit insgesamt nur dann zu rechnen, wenn die eine oder andere der aktuellen Befürchtungen sich als falsch herausstellen sollte. Verlassen kann man sich darauf allerdings nicht.
19.02.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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