TUI bleibt dem Kurskeller treu, Nikola mit zweifelhafter Erholung, JinkoSolar fehlt es an Antrieb und auch die Deutsche Bank enttäuscht
Erneut müssen die Börsianer mit Rückschlägen leben
Die Stimmung an den Märkten will einfach nicht besser werden. Immer mehr Warnsignale sind zu vernehmen und auch wenn der große Crash bisher noch ausblieb, so lassen sich doch schon seit einer Weile vornehmlich rote Vorzeichen beobachten. Daran änderte sich am gestrigen Dienstag weiterhin nichts.
Zu spüren bekamen das Aktien aus so ziemlich allen Bereichen. TUI (DE000TUAG505) war mit Abschlägen von 2,86 Prozent keine Ausnahme, sondern verlor sogar überdurchschnittlich an Wert. Bis auf 6,53 Euro ging es für das Papier in die Tiefe, obschon das Unternehmen immer wieder sehr optimistisch auf das laufende Sommergeschäft blickt und sich auch für die kältere Jahreszeit gute Chancen ausrechnet.
Im Prinzip wartet bei TUI alles schon seit einer gefühlten Ewigkeit auf die große Erholung. Der Aktienkurs bleibt aber im Keller hängen und abseits einiger Nadelstiche trauen die Bullen sich schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht an irgendwelche Ausbrüche heran. Die nun wieder dominierenden Konjunktursorgen werden es nicht einfacher machen, die Aktie in höhere Gefilde zu bugsieren.
Nikola: Vorsicht jetzt!
Besser lief es da schon für die Anteilsscheine von Nikola (US6541101050), zumindest auf den ersten Blick. Entgegen dem allgemeinen Trend konnten die Kurse hier am Dienstag um 5,23 Prozent zulegen und sich bis auf 1,71 Euro verbessern. Das sieht im ersten Moment nach einer kräftigen Erholung aus. Allerdings auch nur dann, wenn vorherige Verluste gekonnt ignoriert werden. Auf 5-Tages-Sicht sind derzeit Abschläge von 16 Prozent zu verbuchen; per Jahresfrist ging es gar um 73,4 Prozent in die Tiefe.
Die Anteilseigner mussten kürzlich verdauen, dass Berichte um eine mögliche Brandursache bei Akkus von Nikola auftauchten. Als Reaktion darauf entschied der Konzern sich dafür, vorsorglich einen Rückruf für über 200 batterieelektrische Lkw ins Leben zu rufen. Einige spekulative Naturen setzen nun anscheinend darauf, dass dieses Thema etwas überbewertet wird. Da Nikola fundamental aber auf wackeligen Beinen steht, ist das eine mehr als riskante Wette.
JinkoSolar kriegt die Kurve nicht
JinkoSolar (US47759T1007) konnte zu Wochenbeginn noch mit Stolz gute Neuigkeiten präsentieren. Der chinesische Solarkonzern hat ein sehr erfolgreiches Quartal hinter sich gebracht, bei dem Umsatz und Gewinn deutlich angezogen sind und die Erwartungen der Analysten teilweise pulverisiert wurden. Eigentlich ist das der optimale Nährboden für eine spontane Kursrallye. Aufgrund der chinesischen Wirtschaftsdaten scheint eine solche aber schlicht nicht drin zu sein.
Am Dienstag verlor die Aktie um 2,76 Prozent an Wert und fiel an den hiesigen Handelsplätzen auf 31,65 Euro zurück. Dass selbst mit guten Neuigkeiten im Rücken keine Erholung auf die Beine zu stellen ist und stattdessen neue 52-Wochen-Tiefs etabliert werden, lässt nichts Gutes erahnen. Charttechnisch sieht hier alles nach Abwärtstrend aus. Wohin jener die Aktie noch tragen mag, steht in den Sternen.
Die Deutsche Bank enttäuscht erneut
Gar nicht weit entfernt von einem Ausbruch oder wenigstens einem kleinen Ausrufezeichen war bis zuletzt die Aktie der Deutschen Bank (DE0005140008). Nach einem Rücksetzer infolge der angekündigten Übergewinnsteuer in Italien konnte der Titel sich der 10-Euro-Marke recht schnell wieder nähern. Zum Leidwesen der Aktionäre hat es bisher aber nicht dafür gereicht, den Aktienkurs wieder dauerhaft in zweistellige Regionen zu befördern. Daran sollte sich auch am Dienstag nichts ändern.
Lediglich im frühen Handel gab es eine kleine Stippvisite oberhalb der 10-Euro-Linie zu sehen. Im weiteren Handelsverlauf ging es bevorzugt abwärts und per Handelsschluss standen enttäuschende 9,92 Euro auf dem Ticker. Verloren ist damit aus Sicht der Käufer noch lange nichts. Doch mit jedem weiteren erfolglosen Ausbruchsversuch wird es nur noch schwerer, die Deutsche Bank-Aktie endlich wieder auf Kurs zu bringen. Etwas frischer Wind wäre hier also dringend notwendig.
Immer wieder dasselbe?
Ich kann mir nicht helfen, doch ich fühle mich bei der aktuellen Entwicklung an den Märkten frappierend an die vergangenen Monate erinnert. Jene waren dominiert von einer sehr wechselhaften Laune bei den Anlegerinnen und Anlegern. Mal ging es eine Weile steil in die Tiefe, nur damit kurz darauf die große Erholung folgte, manch einer sprach sogar des Öfteren von einer Rallye. Zwar sind die Themen dieses Mal andere. Statt um anhaltende Kurssteigerungen und eine mögliche Rezession sorgt man sich an den Märkten um eine schwache chinesische Wirtschaft und maue Aussichten für den deutschen Industriestandort. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass vergangene Szenarien sich wiederholen und die Märkte in gar nicht weit entfernter Zukunft wieder Aufwind erfahren. Garantieren lässt sich das aber freilich nicht.
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16.08.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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