Volkswagen erzielt Einigung mit der IG Metall
Bedeutet der Ausgang das Ende des Automobilstandortes Deutschland?
VW und Betriebsrat erzielen grundsätzliche Einigung. Milliardenschweres Sparpaket steht und wurde bereits von allen beteiligten abgesegnet.
Die fünfte Verhandlungsrunde war bei Volkswagen (DE0007664039) im Tarifstreit mit der IG Metall auch die letzte und völlig überraschend konnten die beiden Parteien, die am Dienstag noch über riesige Differenzen bei der Position des Verhandlungspartners sprachen, noch vor dem Weihnachtsurlaub eine Einigung erzielen. Laut einigen Medienberichten haben sogar bereits die Gremien abgestimmt und der Einigung bzw. den neuen Rahmenbedingungen zugestimmt.
Der längste Verhandlungsmarathon der Konzerngeschichte endete dabei mit einem Kompromiss, mit dem sich beide Seiten zufrieden zeigten. Dabei scheint Volkswagen mit den neuen Rahmenbedingungen das selbst gesteckte Sparziel ein gutes Stück näher gekommen zu sein. So sollen bis 2030 insgesamt 35.000 Stellen in Deutschland abgebaut werden. Den Stellenabbau will VW dabei aber möglichst sozial verträglich gestalten. Viele der Stellen sollen dabei in den administrativen Aufgaben wegfallen. Zusätzlich will der VW-Konzern in Deutschland die maximale Produktionskapazität um 734.000 Fahrzeuge pro Jahr reduzieren. Dies entspricht in etwa der Produktionskapazität des Stammwerkes in Wolfsburg.
Dennoch hat die IG Metall die Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bis 2030 abgewendet. Damit soll auch wieder die Kündigungssicherung bis 2030 wieder gelten. Um dies auch finanziell umzusetzen, verzichten die Beschäftigten vorzeitig auf etwaige Lohnerhöhungen und auch Bonuszahlungen. Dabei sprach die IG Metall davon, dass man zwar kurzfristig einen schmerzhaften Beitrag leisten muss aber dann langfristig auch eine Perspektive erhält. Für Betriebsratschefin Cavallo seien die Verhandlungen auch aufgrund der Tatsache in Erfolg, dass man dem Vorstand gezeigt habe, dass Veränderungen bei VW gegen den Willen der Belegschaft zum Scheitern verurteilt sind.
VW erzielt dabei in den Gesprächen erstmal alle drei Ziel, und zwar eine Senkung der Arbeitskosten, das Senken der Entwicklungskosten auf ein wettbewerbsfähiges Niveau und ein Abbau von Überkapazitäten bei den deutschen Standorten. Dabei bekannte sich die VW-Führung auch klar zum Standort Deutschland und verkündete das Ziel, Volkswagen wieder zum technologisch führenden Volumenhersteller in Deutschland aufbauen zu wollen.
Im Vorfeld an die Einigung bei Volkswagen verhandelten die beiden Seiten mehr als 70 Stunden in einem wahren Verhandlungsmarathon. Seit Dienstag tagten die beiden Parteien in einem Hotel in der Innenstadt von Hannover, um noch vor den Weihnachtsferien für beiden Seiten eine tragfähige Lösung zu erarbeiten. Tatsächlich ist der VW-Konzern der Gewerkschaft dann aber in nahezu jedem Punkt entgegengekommen und konnte keinen der eigenen Zielwerte erreichen.
Volkswagen wollte eigentlich drei Werke in Deutschland schließen und so die Überkapazitäten abzubauen. Geschlossen wird nun bis 2030 kein Standort in Deutschland. Zwar wird man Überkapazitäten abbauen, aber der Erhalt von wenig profitablen und ausgelasteten Standorten ist deutlich kostenintensiver als eine Zentralisierung der Fertigung. VW stellte auch betriebsbedingte Kündigungen in den Raum, da man durch den Abbau der Kapazität weniger Arbeiter in der Produktion benötigt. Auch in diesem Punkt konnte VW sich nicht durchsetzen und sprach sogar eine Beschäftigungssicherung bis 2030 aus. Schlussendlich wollte VW den Haustarif, der deutlich über den IG Metall-Tarif liegt pauschal um 10 % reduzieren. Auch in diesem Punkt konnte sich der Vorstand nicht durchsetzen.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht schwer zu erkennen, dass die Gewerkschaft deutlich als Sieger aus den Verhandlungen hervorgehen. Auch wenn der Konzern den Kompromiss als Teilerfolg verbucht, ist es fraglich, ob VW auf Basis der neuen kaum veränderten Rahmenbedingungen zurück zu alter Stärke findet, denn das Sparziel, um auch international wieder wettbewerbsfähig zu werden kann durch diese Tarifverhandlungen nicht erreicht werden und man tritt weiter auf der Stelle. Dabei zeigen Hersteller wie Toyota dem VW-Konzern wie man effizient wirtschaftet. Toyota (US8923313071) baut mit der Hälfte an Produktionsmitarbeitern etwa 2 Millionen Fahrzeuge mehr als Volkswagen und kann so auch auf eine deutlich höhere Marge zurückblicken.
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31.12.2024 - Christian Teitscheid
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