ThyssenKrupp stellt seine Rüstungssparte ins Schaufenster und sorgt damit für gute Stimmung bei den Aktionären
Kann es einen besseren Zeitpunkt geben?
Die Rüstungsindustrie steht dieser Tage in voller Blüte, was auch an der Börse Begehrlichkeiten weckt. Zu sehen ist das beispielsweise an der Aktie von Rheinmetall, welche in den letzten Wochen mit schöner Regelmäßigkeit neue Höchststände erreichen konnte. Bei ThyssenKrupp spielte das Thema hingegen eine eher untergeordnete Rolle, was sich aber zu ändern scheint.
Im Fokus steht dabei die Sparte ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS), welche für die Herstellung von U-Booten bei ThyssenKrupp (DE0007500001) verantwortlich ist. Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ soll dieses Geschäft nun wohl eigenständig und aufgrund der politischen Ausgangslage ist es wohl nicht allzu weit hergeholt, mit ansehnlichen Erfolgen zu rechnen.
Wie genau das Ganze vonstattengehen könnte, ist allerdings noch ungeklärt. Gegenüber der „FAZ“ erklärte Oliver Burkhard als Chef der Rüstungssparte, dass unterschiedliche Szenarien denkbar seine. Dazu gehöre ein Spin-Off, bei dem aktuelle Anteilseigner automatisch Anteile einer neuen Gesellschaft erhalten würden. Dass jene dann letztlich unter den Hammer kommen könnte, ist ein offenes Geheimnis. ThyssenKrupp ließ kürzlich bereits durchblicken, dass man für mehrere Sparten auf der Suche nach Käufer sei. In Sachen Rüstung bietet der Zeitpunkt sich an, um dem strauchelnden Strahlkonzern wieder auf die Sprünge zu helfen.
Gute Laune bei den Anlegern von ThyssenKrupp
Die Börsianer feierten es gestern schwer, dass sich hinsichtlich der schon länger bestehenden Munkeleien um einen Verkauf von TKMS etwas zu tun scheint. Die ThyssenKrupp-Aktie reagierte auf die jüngsten Meldungen am Dienstag mit einem Plus von 5,3 Prozent, was den Kurs immerhin auf 6,77 Euro heben konnte. Das klingt nicht unbedingt nach viel und reicht nicht einmal, um die Verluste aus dem März vollständig auszugleichen. Viel fehlt aber nicht mehr, um wenigstens die 7-Euro-Marke wieder ins Visier nehmen zu können.
Bleibt die Frage im Raum, wie schwer TKMS aus Anlegersicht eigentlich zu gewichten ist. Die Rüstungsindustrie insgesamt erlebt derzeit zwar eine Renaissance. Im Fokus stehen dabei aber mehr Panzer und Kampfjets als U-Boote. ThyssenKrupp spricht zwar von prall gefüllten Auftragsbüchern. Konkrete Aufträge sorgten in jüngster Vergangenheit aber nicht für Schlagzeilen und auch vom Sondervermögen der Bundeswehr ist noch nichts für das Unternehmen abgefallen.
Damit sollen die Aussichten für die Tochter nicht kleingeredet werden. Vielleicht ist es aus Anlegersicht aber auch gesund, sich nicht zu viel von der sich andeutenden Abspaltung und einem möglichen Verkauf zu erwarten. Wahrscheinlich wird ThyssenKrupp damit schon ein hübsches Sümmchen zusammenbekommen. Aller Voraussicht nach wird das aber nicht ausreichen, um alle anderen Probleme des Unternehmens einfach so aus der Welt zu schaffen.
Ein zweischneidiges Schwert
Dinge wie steigende Preise in der Produktion werden die ThyssenKrupp-Aktie ohnehin noch eine ganze Weile verfolgen und auch wenn das Papier mittlerweile die Tiefststände aus dem vergangenen Jahr erfolgreich hinter sich gelassen hat, so gibt es noch immer genügen Gründe für Skepsis. Tatsächlich hat das Momentum in der Aufwärtsbewegung im laufenden Jahr auch schon wieder merklich nachgelassen und mit Verlusten von knapp 70 Prozent auf 5-Jahres-Sicht lässt sich langfristig kaum etwas anderes als ein Abwärtstrend feststellen.
Ob mit den Plänen rund um TKMS nun wirklich die große Wende eingeläutet werden kann, darüber soll für den Moment jeder selbst urteilen. Vermutlich wird es aber noch einiges mehr brauchen, um die Bullen nachhaltig von der eigenen Aktie überzeugen zu können und es bleibt nur zu hoffen, dass sich das Ganze am Ende nicht als der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein erweisen wird. Zumindest ist jetzt aber erst einmal für Spannung gesorgt und Bewegung wird es bei ThyssenKrupp wohl zur Genüge zu sehen geben. In welche Richtung es dabei in naher Zukunft gehen mag, bleibt aber weitgehend offen.
12.04.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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