ThyssenKrupp setzt den Rotstift an, Volkswagen erlebt den nächsten Rückschlag, BioNTech wird von der Hoffnung getrieben und die Deutsche Telekom bleibt auf Erfolgskurs
Es machen sich wieder Sorgen breit, doch längst nicht jedes deutsche Unternehmen kriselt
Seit Monaten, wenn nicht Jahren wird hierzulande nur allzu gerne der Untergang herbeigeredet. Hohe Energiepreise und andere Widrigkeiten setzen der Konjunktur spürbar zu und eine Lösung zeichnet sich bislang nicht ab. Nun gab es die nächsten unerfreulichen Signale zu sehen und so manche Angst wird noch weiter angefacht.
Beherrscht wurde der hiesige Handel am Montag von ThyssenKrupp (DE0007500001). Nur kurz nachdem der Konzern per Gutachten die grundsätzliche Überlebensfähigkeit seiner Stahltochter nachweisen konnte, folgte darauf schon ein umfangreiches Zukunftspapier. Jenes zeichnet einen Weg aus der Krise, der allerdings nicht von Wachstum geprägt ist. Stattdessen soll eine Radikalkur dafür sorgen, Kapazitäten zu senken und die Kosten in den Griff zu bekommen.
8,7 bis neun Millionen Tonnen Stahl sollen in Zukunft jährlich produziert werden. Aktuell belaufen sich die Kapazitäten noch auf etwa 11,5 Millionen Tonnen. Im Zuge der weiteren Pläne könnte ein ganzer Standort geschlossen werden und rund 11.000 der 27.000 Mitarbeiter ihren Job verlieren. Das lässt bei Arbeitnehmervertretern und manchem Politiker sämtliche Alarmglocken schrillen. Den Anlegern scheint das beherzte Durchgreifen aber zu gefallen. Die ThyssenKrupp-Aktie legte am Montag um 2,2 Prozent bis auf 3,88 Euro zu.
Northvolt zieht Volkswagen hinunter
Auch Volkswagen (DE0007664039) steckt tief im Krisenmodus. Als wären enttäuschende Absatzzahlen und deprimierende Margen nicht schon schlimm genug, bekommt der Konzern nun auch noch die Northvolt-Pleite zu spüren. Die Nachrichtenagentur „Reuteres“ berichtete darüber, dass daraus wohl Abschreibungen in Millionenhöhe entstehen könnten. Der Konzern selbst äußerte sich dazu bislang nicht, bezifferte seine Beteiligung im Jahr 2023 aber auf 693 Millionen Euro und damit schon damals deutlich weniger als die 900 Millionen Euro, welche im Jahr 2022 noch angegeben wurden.
Die Volkswagen-Aktie scheint sich davon aber kaum weiter beeindrucken zu lassen. Derartige Nebenschauplätze können von den Börsianern momentan ignoriert werden. Viel interessanter bleibt, ob der harte Sparkurs durchgezogen werden kann und die gewünschten Erfolge liefert. Bereits in der kommenden Woche endet die Friedenspflicht der Gewerkschaft IG Metall und es drohen Warnstreiks, welche Volkswagen noch mehr unter Druck setzen könnten.
BioNTech: Hoffen auf den Dezember
Dass deutsche Unternehmen nicht generell zum Scheitern verurteilt sind, dafür gibt es trotz der massiven Rückschläge bei einigen Schwergewichten noch immer genügend Beispiele. Eines davon dürfte fraglos der Wirkstoffentwickler BioNTech (US09075V1026) sein. Die Erfolge mit Corona-Impfstoffen ließen das einstige Startup in Rekordzeit zum Milliardenkonzern anschwellen. Mittlerweile schwächelt das Impfgeschäft etwas, doch Hoffnungen auf Fortschritte bei Krebsmedikamenten konnten wieder frische Fantasien wecken.
Gemunkelt wird derzeit darüber, dass es schon zu Anfang Dezember bedeutende Neuigkeiten aus der Pipeline geben könnte. Positiv aufgenommen wurde an den Märkten zudem die Übernahme der chinesischen Firma Biotheus vor wenigen Wochen. Die BioNTech-Aktie verbesserte sich bis zu Handelsschluss am Montag aus respektable 110,90 Euro. Neue Rekorde sind noch nicht in Sicht, doch immerhin ein Angriff auf das 52-Wochen-Hoch scheint im Bereich des Möglichen zu liegen.
Die Deutsche Telekom auf der Siegerstraße
Schon fast die Antithese zu der derzeitigen Depression bei der deutschen Wirtschaft stellt momentan die Deutsche Telekom (DE0005557508) dar. Jene punktet seit geraumer Zeit zuverlässig mit sehr eindrucksvollen Zahlen. Zu verdanken ist das aber nicht unbedingt den Erfolgen auf dem Heimatmarkt. Die beeindruckenden Gewinne im Konzern entstehen zwar nicht nur, aber doch zu großen Teilen aus der enorm starken Performance der US-Tochter T-Mobile.
Das sollte die Anteilseigner aber kaum weiter stören. Wichtig ist am Ende des Tages, dass die Zahlen stimmen. Wo und wie diese genau zusammenkommen, ist eher nebensächlich. Die T-Aktie legte in diesem Jahr eine Rallye hin, welche die Kurse seit Jahresbeginn um über ein Drittel in die Höhe beförderten. Gestern wurde bei 29,64 Euro schon wieder ein neues 52-Wochen-Hoch markiert. Das Wachstum scheint einfach kein Ende nehmen zu wollen.
Licht und Schatten
Die verfahrene Ausgangslage der hiesigen Wirtschaft soll an dieser Stelle nicht künstlich schöngeredet werden. Doch wirken die ständigen Warnungen vor Deindustrialisierung ebenfalls etwas übertrieben und es steht auch ein wenig im Gegensatz zum DAX, der munter neue Rekorde ins Visier nimmt. Mancher deutsche Börsenkonzern macht tatsächlich schwere Zeiten durch. Wer sich etwas umsieht, findet dafür aber reichlich Alternativen, die auch in Zukunft so manche Wachstumschance zu bieten haben.
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26.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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