Per Gutachten wird der Stahltochter von ThyssenKrupp die Sanierungsfähigkeit bescheinigt und der Mutterkonzern sagt die weitere Finanzierung zu
Für die Anleger ist es nur der nächste unliebsame Schritt von ThyssenKrupp
ThyssenKrupp und die kriselnde Stahltochter Thyssen-Krupp Stell Europe AG gaben vor einer Weile gemeinsam ein IDW-S11-Gutachten in Auftrag, welches sich mit dem grundsätzlichen Fortbestehen der Stahlsparte beschäftigen sollte. Nun legen die Ergebnisse vor und nachgewiesen wird dabei zumindest die rechnerische Sanierungsfähigkeit. Mit dieser positiven Prognose im Rücken lässt der Mutterkonzern dich dazu hinreißen, die weitere Finanzierung zuzusagen.
Das Gutachten gibt allerdings keine Richtung dafür vor, wie eine Sanierung konkret aussehen könnte. Dies soll nun in einem weiteren Gutachten nach IDW6 erarbeitet werden. ThyssenKrupp (DE0007500001) ließ dennoch verkünden, die Liquidität der Stahltochter für die nächsten zwei Jahre sicherzustellen. Das klingt nach einer erfreulichen Neuigkeit, doch die ThyssenKrupp-Aktie reagierte darauf am Freitag mit Kursverlusten von 2,2 Prozent und es ging bis auf 3,80 Euro zum Wochenende herab. Einige Beobachter sehen lediglich den nächsten Schritt bei dem beabsichtigen Einstieg des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky.
Jener sicherte sich mit seiner Holding bereits 20 Prozent von ThyssenKrupp Steel Europe und will den Anteil auf 50 Prozent ausbauen. Unterstützt wird dies von ThyssenKrupp-Chef Miguel Lopez. Angestrebt wird die Ausgliederung der Sparte in ein Joint Venture. Das nun vorliegende Sanierungsgutachten ist dafür eine wichtige Voraussetzung und es gibt dem Mutterkonzern Insidern zufolge Klarheit darüber, welche Summe bei einem Teilverkauf mitgegeben werden sollte. Darüber berichtete das „Handelsblatt“.
Große Sorgen um ThyssenKrupp
Wenig beliebt ist das Ganze bei den Arbeitnehmervertretern, die einen massiven Kahlschlag befürchten. Es schwirren Befürchtungen herum, laut denen bis zu 10.000 der insgesamt 26.000 Arbeitsplätze bei ThyssenKrupp Steel Europe dem Rotstift zum Opfer fallen könnten. Dass es aufgrund der geringen Auslastung zu Anpassung kommen dürfte, darum macht ThyssenKrupp auch kaum ein Geheimnis. Konkrete Zahlen zu möglichen Einsparungen wurden bislang aber nicht genannt.
Die Verselbständigung der Stahlsparte will ThyssenKrupp aber in jedem Fall vorantreiben, selbst wenn Kretinsky überraschend aussteigen sollte. Die Tochter brockt dem Mutterkonzern seit Jahren hohe Verluste ein. Auch bei den jüngsten Jahreszahlen lastete sie schwer auf den Ergebnissen. Das Management scheint sich dieser Unannehmlichkeit so schnell wie möglich entledigen zu wollen, und das mit möglichst geringem Einsatz.
Aufhalten lässt sich das Ganze wohl kaum noch. Es bleibt offen, welche Auswirkungen dies auf ThyssenKrupp und die konzerneigene Aktie haben könnte. Ein entsprechender Businessplan sollte eigentlich schon im Frühjahr vorliegen, doch kam es immer wieder zu Verzögerungen. Aus Anlegersicht spricht nichts dagegen, das nächste Gutachten abzuwarten und damit eine etwas genauere Vorstellung von der Zukunft des Konzerns zu bekommen. Die Krise ist nach den jüngsten Entwicklungen noch lange nicht durchgestanden.
Kleine Lichtblicke bei ThyssenKrupp
Dass die ThyssenKrupp-Aktie sich in den letzten Wochen wieder dezent erholen konnte, ist hauptsächlich auf das Ausbleiben neuer Hiobsbotschaften und kleiner Lichtblicke wie einem verbesserten Cashflow im vergangenen Geschäftsjahr zurückzuführen. Bis auf 3,80 Euro konnte das Papier sich zum Wochenende verbessern und damit den Abstand zum 52-Wochen-Tief bei 2,77 Euro verringern. Dennoch bleibt es bei einer Notierung im Kurskeller und die Charttechnik lässt noch keine grundsätzliche Wende erkennen.
Weitere Reibereien bei ThyssenKrupp scheinen programmiert zu sein, was am Aktienkurs kaum spurlos vorbeigehen dürfte. Anlegern ist zu raten, sich weiterhin auf der Seitenlinie aufzuhalten, bis der Staub sich etwas gelegt hat. Historisch betrachtet wirkt die Aktie momentan sehr günstig, notiert sie doch mit auf dem niedrigsten Niveau der letzten 20 Jahre. Interessant wäre das aber letztlich nur, wenn das Unternehmen die Wende schafft, und dafür gibt es dummerweise noch immer keine Garantie.
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25.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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