ThyssenKrupp wehrt sich gegen eine Vergabeentscheidung in den Niederlanden auf juristischem Wege
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen
Die Niederlande wollen ihre U-Boot-Flotte modernisieren und schrieben einen entsprechenden Auftrag aus, für den im vergangenen Monat der französische Anbieter Naval den vorläufigen Zuschlag erhielt. Noch muss das Thema allerdings in der Politik diskutiert werden und nun regt sich auch Widerstand aus Richtung von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS).
Die Tochter von ThyssenKrupp (DE0007500001) legte übereinstimmenden Medienberichten zufolge bei einem Gericht in Den Haag Einspruch gegen die Vergabeentscheidung ein. Gegenüber der „FAZ“ bestätigten dies sowohl das Unternehmen selbst als auch das niederländische Verteidigungsministerium. Letzteres ließ zudem mitteilen, dass TKMS die einzige der beiden unterlegenen Bieterparteien sei, welche sich zu einem solchen Schritt entschieden hat. Saab-Damen ließ die per Ende März geendete Frist dafür verstreichen und scheint stattdessen auf eine für Anfang Juni angesetzte Parlamentsdebatte zu setzen.
Der Auftrag umfasst insgesamt vier neue U-Boote, von denen die ersten zwei in etwa zehn Jahren fertiggestellt werden sollen. Das Budget für den Auftrag wurde auf 5,65 Milliarden Euro taxiert. Allerdings wurde noch etwas Luft nach oben gelassen, unter andrem für „Projektrisiken“. Das Angebot von Naval soll wohl ein gutes Stück unter dem ausgeschriebenen Betrag liegen. Genau das sorgt für Kritik. So spricht das Konsortium Saab-Damen davon, dass der Zuschlag an ein Angebot mit einem sehr niedrigen Preis und „weit unter dem Preisniveau für private Rüstungsunternehmen“ gegangen wäre. Juristisch sei dies zwar nicht anzufechten, doch man vertraue auf die anstehenden Diskussionen im Parlament.
ThyssenKrupp will Fristen nicht verstreichen lassen
Bei ThyssenKrupp gibt man sich rund um das Thema eher wortkarg. Der eingereichte Einspruch wird vordergründig damit begründet, dass Fristen eingehalten werden sollten. Lediglich bis Ende März bestand die Möglichkeit, diesen juristischen Schritt zu gehen. Die Maßnahme an sich wird bei öffentlichen Großprojekten dieser Art als professioneller Schritt und Teil des Wettbewerbs angesehen. Verwiesen wird auf noch offene Fragen, besonders in Hinsicht auf Bewertungskriterien.
Um diese Fragen zu beantworten, brauche es noch Zeit, weshalb der Einspruch notwendig gewesen sei. Was TKSM konkret stört, wurde aber weitgehend offengelassen. Ebenso ließ das Unternehmen sich nicht entlocken, ob es darauf hoffen könnte, doch noch selbst den Zuschlag zu erhalten. Es heißt aber, dass die Auftragsvergabe weder auf die wirtschaftliche Situation noch die strategische Ausrichtung Auswirkungen habe. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt und für die nächsten Jahre wird ein starkes Wachstum erwartet.
Dennoch wird TKSM von Anlegern als eines der Sorgenkinder von ThyssenKrupp angesehen und der Mutterkonzern arbeitet daran, die Tochter schon in naher Zukunft auszugliedern. Als neuer Mehrheitseigner bringt sich bereits der US-Finanzinvestor Carlyle in Stellung. Es sollen aber auch Gespräche über eine mögliche Beteiligung der Bundesregierung stattfinden. Die Marinesparte wird mit etwa 1,5 Milliarden Euro inklusive Schulden bewertet und bringt ein Auftragsbuch mit einem Volumen von etwa zwölf Milliarden Euro mit.
Keine schnelle Nummer
Es lässt sich nur abwarten, was rund um den Auftrag in den Niederlanden noch geschehen mag. Schnelle Entscheidungen sind aber eher nicht zu erwarten. Sollte die Politik sich nicht schnell einig werden, wonach es aktuell eher nicht aussieht, könnte das Ganze sich noch gut und gerne bis zum Jahresende ziehen. Anlegern ist zu empfehlen, sich auf einen überraschenden Coup für ThyssenKrupp eher nicht zu verlassen.
Ein solcher soll damit an dieser Stelle nicht kategorisch ausgeschlossen werden. Doch überwiegt schlicht die Unsicherheit und bei der eigenen Anlagestrategie sollten eher vage Aussichten auf einen frischen Milliardenauftrag keine Rolle spielen. Mut macht aber in jedem Fall, dass die Nachfrage nach Rüstungsgütern und damit auch U-Booten nie höher war als aktuell. ThyssenKrupp hilft das aufgrund der vielen anderen Baustellen im Konzern aber kaum weiter. Die Aktie fiel am Freitag um 3,5 Prozent bis auf 4,51 Euro.
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22.04.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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