ThyssenKrupp treibt die Sanierung seiner Stahlsparte voran und will auch den Anlegern die Furcht vor der Zukunft nehmen
Gleich zwei Gutachten gibt ThyssenKrupp für die Stahlsparte in Auftrag
Um die Stahlsparte von ThyssenKrupp wird noch immer heftig diskutiert. Klar ist allen Beteiligten, dass mit der kriselnden ThyssenKrupp Steel Europe (TKSE) etwas geschehen muss. Wie genau die weiteren Schritte aussehen sollten, darüber gehen die Meinungen allerdings sehr weit auseinander. Zudem stellt sich der eine oder andere immer wieder die Frage, ob am Ende nicht doch eine Insolvenz drohen könnte.
Vor allem solche Zweifel will ThyssenKrupp (DE0007500001) nun ausräumen. Wie die „FAZ“ berichtet, hat das Unternehmen für die Tochter TKSE gleich zwei Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben. Unabhängige Wirtschaftsprüfer sollen sich nun sowohl mit den kurzfristigen als auch den langfristigen Aussichten beschäftigen. Im Normalfall wird ein solcher Schritt an den Märkten als ein Warnsignal verstanden. Das zeigte sich spektakulär bei der BayWa-Aktie, die nach Ankündigung eines Sanierungsgutachtens in den freien Fall überging.
Die ThyssenKrupp-Aktie jedoch reagierte am Mittwoch mit Kursgewinnen von 2,6 Prozent, was den Kurs auf 3,06 Euro und damit immerhin wieder über die 3-Euro-Marke steigerte. Zurückgeführt wird dies von Beobachtern darauf, dass mit einem kurzfristigen Gutachten wohl vor allem Insolvenzängste ausgeräumt werden sollen. Mit einem Ergebnis wird noch vor Jahresende gerechnet. Länger dauern dürfte es beim sogenannten IDW-S6-Gutachten, das Erkenntnisse für die weitere Planung und Finanzierung der Stahlsparte liefern soll.
Jetzt muss bei ThyssenKrupp abgewartet werden
Das Gutachten wird sehr wahrscheinlich maßgeblich darüber entscheiden, in welche Richtung es bei TKSE in Zukunft weitergehen wird. Nicht nur der Mutterkonzern selbst wartet auf Ergebnisse. Auch Arbeitnehmervertreter fiebern solchen entgegen und gaben im Vorfeld bereits bekannt, vorher nicht über einen möglichen Abbau von Arbeitsplätzen diskutieren zu wollen. Die Wirtschaftsprüfer schmieden also nun mehr oder weniger die Zukunft des Stahlgeschäfts und das Ergebnis steht erst einmal in den Sternen. Doch das ist nicht die einzige Baustelle, mit der sich die Verantwortlichen und die Aktionäre derzeit herumschlagen müssen.
Mit Sorge wird auch auf eine in Entstehung befindliche Grünstahl-Anlage in Duisburg geblickt. Das einst als Leuchtturm-Projekt angedachte Werk wird jüngsten Informationen zufolge wohl teurer als gedacht werden. Welche zusätzlichen Summen benötigt werden könnten, wollte ThyssenKrupp bislang aber nicht exakt beziffern. Vom Staat gibt es rund zwei Milliarden Euro an Förderung. Abhängig ist die Höhe der Subventionen allerdings auch davon, wie schnell mit grünem Wasserstoff tatsächlich Stahl produziert werden kann.
Unter dem Strich hängen nun eher noch mehr Fragezeichen über TKSE, was am Mutterkonzern freilich nicht spurlos vorbeigeht. Jener würde die Tochter am liebsten zu einem Joint Venture mutieren lassen, an dem der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky die Hälfte der Anteile halten würde. 20 Prozent an TKSE hält Kretinsky bereits. Weitere Zukäufe werden aber insbesondere bei den Arbeitnehmern kritisch gesehen. Befürchtet wird, dass es in einem solchen Fall zu einem Kahlschlag unter der Belegschaft kommen könnte.
Auf neuen Wegen
Dass sich bei ThyssenKrupp in Zukunft vieles ändern wird, darf als gegeben hingenommen werden. Fraglich ist allenfalls, wie die genaue Ausgestaltung notwendiger Anpassungen und Sanierungen aussehen mag. Da davon auch die Entwicklung des Aktienkurses abhängt, ist etwas Abstand weiterhin nicht die schlechteste Idee. Ein fulminantes Comeback wäre in der Theorie zwar ein mögliches Szenario. Bis es Klarheit über den weiteren Kurs des Konzerns gibt, wird aber vor allem viel spekuliert werden.
Dabei werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch immer wieder diverse Horrorszenarien durchgespielt werden, was der Aktie jederzeit empfindliche Schläge versetzten könnte. Wer sich dieses Drama nicht antun möchte, bleibt entspannt auf der Seitenlinie und wartet auf einen genauen Fahrplan für die Zukunft. Zu erwarten ist ein solcher wohl frühestens im kommenden Jahr.
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19.09.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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