Klöckner: Was würde eine Fusion mit Thyssenkrupp bringen?
Wird ein Zusammenschluss eine Win-Win-Situation?
Die Spekulation um eine Fusion zwischen THYSSENKRUPP und KLÖCKNER nimmt zunehmend Fahrt auf. Kein Wunder, stehen doch durchaus vorhandenen Risiken auch deutliche Chancen gegenüber. THYSSENKRUPP könnte das Stahlgeschäft stärken und KLÖCKNER die Marge. Sie lag im abgelaufenen Geschäftsjahr, bezogen auf den Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT), bei rund 1,8% und damit ebenso niedrig wie im Handelsgeschäft von THYSSENKRUPP, allerdings bei gut 2,5-fach höherem Umsatz.
Zusammengeschlossen haben beide Unternehmen gute Chancen, ihre Profitabilität zu erhöhen. Insbesondere bei den regionalen Überschneidungen lassen sich Synergien heben. Die erzielbaren Margen im Stahlhandel sind generell niedrig und beide Unternehmen müssen ohnehin Kosten senken, im Fall von KLÖCKNER schon allein deswegen, um die Kapitalkosten zu verdienen. Denn:
Bildnachweis: © Schmolz + Bickenbach
Was eine Fusion KLÖCKNER bringen könnte
Liegt die Rendite auf das eingesetzte Kapital unter den durchschnittlichen Kosten für das eingesetzte Kapital, bleibt kein Gewinn mehr für die Aktionäre übrig, auch wenn das Unternehmen profitabel ist. Bei KLÖCKNER liegen die gewichteten Kapitalkosten derzeit bei gut 8%. Das reicht nicht, denn die Rendite liegt bei nur 4%. Durch den Zusammenschluss mit der Handelssparte von THYSSENKRUPP wären auf einen Schlag jährliche Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe möglich – was die Profitabilität eines fusionierten Konzerns zusätzlich zu weiteren Einsparungen etwa im Einkauf drastisch erhöhen würde.
Wo sind die Hürden des Deals? Zum einen stellt sich die Frage, ob es nicht wieder kartellrechtliche Bedenken hervorruft wie im Fall der Stahlfusion mit TATA STEEL. Das bleibt abzuwarten. Zum anderen müssen die Aktionäre mitspielen. Bei THYSSENKRUPP sind das die Krupp-Stiftung sowie der schwedische Investmentfonds Cevian, die 21 beziehungsweise 18% am Ruhrkonzern halten. Bei KLÖCKNER ist das vor allem der Unternehmer Friedhelm Loh, der sich seit 2015 schrittweise eine Position zwischen 25 und 30% aufgebaut hat.
Erhebliches Kurspotenzial!
Was bringt das für den Anleger? Ersten Schätzungen zufolge müsste THYSSENKRUPP wohl rund 800 Mio. Euro zahlen, um KLÖCKNER zu übernehmen. Das wäre ein Kursaufschlag zum Schlusskurs von fast 75%! Und: Mit einer Marktkapitalisierung von rund 450 Mio. Euro liegt der Börsenwert von KLÖCKNER bei etwas mehr als der Hälfte der langfristigen Vermögenswerte des Unternehmens, also aller Sachanlagen, Gebäude, Wertpapiere und Patente. Da lohnt sich unter Umständen auch das Warten, denn um das Ganze durchzuziehen, müsste THYSSENKRUPP zumindest das Fahrstuhlgeschäft anderwärtig unterbringen, eventuell via Börsengang.
Fazit: Klappt die Fusion, entstünde der dominanteste Stahlhändler in Nordamerika und Europa. Zusammen kämen die beiden Firmen auf Basis der Ergebnisse des jeweils abgelaufenen Geschäftsjahres auf einen Umsatz von mehr als 21 Mrd. Euro mit insgesamt rund 27.000 Mitarbeitern. Wir raten dazu, sich ein paar KLÖCKNER ins Depot zu legen!
28.08.2019 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)