Plug Power, Ballard Power, JinkoSolar, Nordex, SAP, VW, Daimler: Marktbericht Themendepot Zukunftstechnologien
Update zum Themendepot Zukunftstechnologien 18.04.2021 - Teil 2
In der vergangenen Woche konnte der MSCI World (Euro) – Index mit einem Kursanstieg um + 0,7 % ein neues historisches Allzeithoch von 244,52 Punkten erreichen.
In diesem Zuge markiert der Index seit Wochen unter der Überschreitung immer anspruchsvollerer Widerstandslinien ständig neue charttechnische Terrains, was dazu führt, dass trotz ebenso dynamischer Anhebung der Analystengewinnschätzungen nunmehr im MSCI WORLD (Euro)-Index ein KGV (04/2022e) erreicht wurde, welches mit 20,5 momentan dem höchsten Stand seit über 19 Jahren entspricht. Falls es den Unternehmen daher nicht gelingen sollte, selbst die aktuell immer optimistischer werdenden Analysten-Gewinnschätzungen künftig klar zu übertrumpfen, kann es auf dem aktuell sehr hohen KGV-Bewertungsniveau des MSCI WORLD (Euro)-Indexes daher in nächster Zeit sehr leicht auch einmal wieder zu einem zumindest rd. - 10 %igen Rückgang dieses Indexes kommen (= kurzfristig einem Korrekturpotenzial bis auf rd. 220 Punkte entsprechend).
Auch wenn wir die Aktienquote unserer Depots (abgesehen vom Themendepot Edelmetalle) zunächst bei rund 90 % belassen, werden wir aber künftig nun dennoch diejenigen Aktien grundsätzlich zum Verkauf stellen, die ihren seit der 4. März-Woche 2020 eingeschlagenen steilen Anstiegstrend künftig klar durchbrechen sollten (siehe hierzu auch als Anschauung die schwarze Unterstützungslinie im folgenden MSCI WORLD - Indexchart).
Chart: MSCI WORLD (Euro) – Index seit Sommer 2013
Seit am 13.04. schwerpunktmäßig die Berichtsperiode aller führenden US-Konzerne des S & P 500-Indexes begann, konnten vor allem die anfänglich berichtenden Großbanken Morgan Stanley, JP Morgan, Goldman Sachs, Citigroup, Bank of America und Wells Fargo die Analystenprognosen ausnahmslos überbieten. Im Segment der Gesundheitsdienstleister gelang dies ebenso auch UnitedHealth, wie gleichfalls dem weltführenden Getränkeherstelle PepsiCo.
Ein erster leichter Dämpfer der Anlegereuphorie trat hingegen ein, als der erste große IT-Konzern Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC / hochvolumiges ADR-Listing auch an der NYSE) am 15.04 für das 1. Quartal 2021 recht schwache Zahlen vorlegte, insbesondere was die ausgewiesenen Umsätze anging.
Bereits in der vergangenen Woche berichteten wir mehrmals über die aktuell zunehmend prekären Probleme weltweiter Auslieferungseinschränkungen und -verzögerungen im Halbleiterbereich, die dem Vernehmen nach (relativ zum aktuellen Boom der globalen Chip-Nachfrage) wohl insbesondere von einem aktuellen Verfügbarkeitsmangel in Basisrohstoffen und -komponenten für die Chipproduktion herrühren und derzeit offenkundig vor allem asiatische Produzenten betreffen (nach Medienberichten z.B. unter anderem TSMC und Samsung). Die enttäuschende jüngste Quartalszahlen-Vorlage von TSMC überrascht uns daher nicht sonderlich. Auch völlig folgerichtig verzeichnete in dieser momentanen Eintrübung des Anlegersentiments der gesamte Halbleiter-Aktiensektor in der letzten Woche daher Kurseinbußen von ca. 2 - 5 %, während hingegen der NASDAQ 100-Index insgesamt freundlich tendierte und die Handelswoche mit einem Plus von + 1,4 % abschloss.
Eine Entspannung dieser gerade für den Halbleitersektor und von diesem besonders abhängiger Unternehmen (allen voran Computer- und Konsumelektronik-Hersteller, zunehmend aber auch Automobilproduzenten) aktuell misslichen Produktionssituation sehen wir kurzfristig nur in begrenztem Maße, zumal auch das Risiko weiterer US-Sanktionen gegen China nach wie vor ständig im Raum steht (anhaltender US-chinesischer Handelsstreit, zudem aktuell erneut verstärkte Differenzen mit der USA im Punkt von Menschenrechtsverletzungen in China).
Internationale Konjunkturdaten zunehmend robust
Begünstigt wurde die positive Entwicklung an den internationalen Aktienmärkten auch in der letzten Woche von einer Fülle immer positiver werdender Konjunkturzahlen. Diese zeugen derzeit allgemein immer mehr von einer weiteren Normalisierung und sogar einem zunehmenden Übergang der weltweiten Ökonomien in einen neuen Wachstumstrend, wie dies in der letzten Woche insbesondere das Beispiel von China bestens illustrierte.
Hier konnte man für das erste Quartal ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIPs) im Vergleich zum Vorjahr von + 18,3 % melden. Für das Gesamtjahr erwarten Ökonomen ein Wachstum des BIP von + 8,4 % im Vergleich zum Vorjahr, womit sogar das Wachstum von 2019 von + 5,8 % deutlich übertroffen würde.
Ein weiterer positiv stimmender Indikator war in der letzten Woche die Vergabe neuer Kredite der chinesischen Banken im März. Gegenüber dem Vormonat verdoppelte sich diese auf 2,73 Bio. CNY (350 Mrd. Euro). Analysten waren hier zuvor nur von einer neuen Kreditbereitstellung über rd. 2,45 Bio. CNY (310 Mrd. Euro) ausgegangen.
Zugleich hat sich der Handelsbilanzüberschuss der Volksrepublik China im März im Vergleich zum Februar drastisch um - 87 % auf nur noch 88 Mrd. CNY verringert. Denn das Exportwachstum Chinas (+ 31 %) blieb im März deutlich hinter dem Importanstieg zurück (+ 38 %), was insbesondere in den USA mit Sicherheit auf eine positive Resonanz stieß. Andererseits belegen die Zahlen wie die zuletzt erhöhte Kreditvergabe, der verringerte Handelsbilanzüberschuss bzw. das überproportionale Importwachstum und überdies auch die im März gegenüber dem Vorjahr um + 34 % hochgeschossenen Einzelhandelsumsätze aktuell untrüglich das sogar bereits immer mehr in einen Boom übergehende, aktuell rasante binnenwirtschaftliche Wachstum Chinas.
Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der zudem auch immer stärkere relative Einkommenswohlstand der chinesischen Unter- und Mittelschicht vor allem in den städtischen Gebieten der Ballungsräume, was sich bereits seit 2009 in einem kontinuierlichen Rückgang des sog. „Gini-Koeffizienten“ (= wirtschaftswissenschaftliches Maß der Einkommens-Ungleichverteilung innerhalb eines Landes; je niedriger, desto besser) auf ein im weltweiten Vergleich mittlerweile nur noch völlig durchschnittliches Niveau widerspiegelt.
Kaum weniger positiv entwickelten sich in der letzten Woche auch die neu vorgelegten Konjunkturindikatoren der USA. Hier schnellte der Einzelhandelsumsatz im März gegenüber dem Vorjahr ebenfalls gewaltig um + 27,7 % hoch, während zeitgleich die Neubaubeginne sogar um + 37 % explodierten. Dies entsprach damit auf hochgerechneter Jahresbasis der Neuerrichtung von nicht weniger als 1,74 Mrd. Wohneinheiten (inklusive Einzelappartements), womit die Neubauaktivitäten in den USA aktuell sogar das höchste Niveau seit 15 Jahren aufweisen.
Wasserstoff-Werte mit deutlicher Korrektur
Unter den Kursentwicklungen einzelner Aktien und ihrer zugehörigen Sektoren war in der letzten Woche besonders auffällig, dass sich vor allem im Segment der Wasserstoffindustrie die Mitte Februar eingeleitete und seither im Mittelwert bereits rd. - 45 % betragende Korrektur auch in der letzten Woche ungebrochen fortsetzte.
So verzeichneten insbesondere die Aktien der nordamerikanischen Wasserstoff-Spezialisten PLUG POWER (US72919P2020) mit - 16 %, CLEAN POWER CAPITAL (CA18452D1069) mit - 9 % und BALLARD POWER (CA0585861085) mit - 8 % weitere massive Abgaben, denen sich die norwegische NEL ASA (NO0010081235) als ein weiterer sehr prominenter Vertreter dieses Sektors mit einem Wochengewinn von + 3 % jedoch sehr gut entzog.
Bereits vor einigen Tagen warnten wir vor den im 4. Quartal 2020 größtenteils deutliche Nettoverlust-Ausweitungen verbuchenden Unternehmen dieses Sektors (z.B. Plug Power, siehe hier oder auch Ballard Power und Clean Power Capital), woran sich nach allen Analystenerwartungen auch im abgelaufenen 1. Quartal kaum etwas Entscheidendes geändert haben dürfte. Da diese Unternehmen auch noch darüber hinaus bis mindestens Ende 2022 weiter in der Nettoverlustzone operieren dürften und zudem weiterhin durchweg Kurs-Umsatz-Aktienbewertungen auf absurd hohen, deutlich zweistelligen Niveaus aufweisen, kommt für uns eine Berücksichtigung von Aktien dieses Sektors in unseren Strategie- und Themendepots auch weiterhin nicht in Frage.
Deutsche Automobil-Aktien mit Kursgewinnen
Völlig entgegengesetzt zur insgesamt negativen Kursentwicklung von Titeln der Wasserstoff-Spezialisten hielt in der letzten Woche die freundliche Anlegerstimmung gerade gegenüber Automobiltiteln mit Elektrofahrzeug-Fokus weiterhin an. So kletterte in der letzten Woche nicht nur TESLA (US88160R1014) um + 9 %. Auch in dieses Segment immer stärker vorstoßende führende Protagonisten der deutschen Automobilindustrie, wie z.B. DAIMLER (DE0007100000) und VW (DE0007664039) schlossen sich diesem Anstieg von Tesla nahtlos an und legten im Vergleich zur Vorwoche ebenfalls jeweils um + 3 % zu. Allein die Aktie von BMW (DE0005190003) stagnierte in der letzten Woche völlig.
Daimler wird seine Zahlen zum 1. Quartal 2021 bereits morgen am 23.04. publizieren (Vorabbekanntgabe des operativen EBIT-Gewinns am 16.04.: Steigerung um + 832 % ggü. Vorjahr; weiterer Analystenkonsens: Umsatz + 9 %, Nettogewinn-Explosion von 0,09 EUR auf 2,93 EUR je Aktie). VW folgt mit Vorlage seines Quartalsergebnisses am 06.05. (Analystenkonsens: Umsatz + 11%, Nettogewinn gegenüber dem Vorjahr mehr als verneunfacht), BMW einen Tag später am 07.05. (Analystenkonsens: Umsatz + 12 %, Nettogewinn + 340 % ggü. Vorjahr).
Aktien alternativer Energieerzeuger im Wochenvergleich rückläufig
Der führende asiatische Betreiber von Photovoltaik-Anlagen, JINKOSOLAR (US47759T1007), baute seinen herben Kursverlust aus der vorherigen Woche (- 9 %) in der letzten Woche nochmals aus und büßte weitere - 2 % ein. Die Performance der Aktie beläuft sich seit Jahresbeginn (in Euro) damit aktuell bereits auf - 41 %.
Die Aktie litt unübersehbar weiter unter der am 09.04. erfolgten Publikation eines verheerenden und alle Analysten völlig auf dem falschen Fuß erwischenden Konzernergebnisses zum 4. Quartal 2020 (Verwandlung des Vorjahres-Nettogewinns von 370 Mio. RMB nun in einen Nettoverlust von - 377 Mio. RMB), wie auch der weitergehenden Prognose eines stärkeren Umsatzrückgangs im 1. Quartal 2021, als dieser bislang ebenfalls von Analysten erwartet worden war (voraussichtlich 1,18 – 1,30 Mrd. USD, verglichen mit dem bis dahin gültigen Analystenkonsens von 1,31 Mrd. USD sowie einer Umsatzerzielung im 4. Quartal 2020 von 1,44 Mrd. USD).
Noch stärker, und zwar um - 6 % rückläufig, entwickelte sich in der letzten Woche sogar die Aktie des weltführenden deutschen Windenergieanlagenherstellers NORDEX SE (DE000A0D6554).
Die Aktie korrigierte deutlich, nachdem der Konzern am 16.04. für das 1. Quartal 2021 zwar einen auf den ersten Blick stolze Auftragseingang über 279 Windenergieanlagen in einer Gesamterzeugungsleistung von 1,25 GW vermeldete, jedoch stellt dies de facto sogar einen beträchtlichen Auftragseingangsrückgang um – 24 % ggü. dem Vorjahr dar.
Da trotz des noch weit stärkeren Auftragseingangs im 1. Quartal 2020 Nordex das Gesamtjahr 2020 sogar mit einer weiteren Nettoverlust-Ausweitung von - 73 auf - 130 Mio. EUR abschloss, könnte der aktuelle Analystenkonsens einer prognostizierten Nettogewinnerzielung von 17 Mio. EUR im Gesamtjahr 2021 nach dieser enttäuschenden Auftragseingangsmeldung für das 1. Quartal somit künftig schnell zur Makulatur werden (wie derartige ständige Anpassungen der Analystenschätzungen nach unten historisch im Übrigen auch bereits seit 2016 in Serie der Fall waren).
Selbst wenn sich das KGV der Nordex-Aktie nach herrschendem Analysten-Konsens im Zuge einer bis dahin unterstellten (aus unserer Sicht jedoch noch völlig unabsehbaren) weiteren Nettogewinnsteigerung von 2021e – 2023e (angeblich) schlagartig von rd. 211 auf rd. 26 ermäßigen dürfte, halten wir aufgrund der bestehenden operativen Intransparenz und der unzweifelhaft auch weiterhin gegebenen Margen- und Profitabilitätsprobleme von Nordex die Aktie auf ihrem aktuellen Kurs- und Bewertungsniveau jedoch auch weiterhin für klar überbewertet und empfehlen daher, den jüngsten Kursanstieg bei einer sich derzeit immer mehr abzeichnenden charttechnischen Widerstandsbildung unterhalb von 30 Euro nun zu einem Ausstieg aus der Aktie zu nutzen.
Einen weiteren Aufschluss über den künftigen Aktienkursverlauf dürfte jedoch die Vorlage der Zahlen zum 1. Quartal 2021 am 11.05. liefern, bei der die Analysten trotz einer erwarteten 7 %igen Umsatzsteigerung dennoch erneut eine weitere Nettoverlustausweitung um ca. 37 % gegenüber dem Vorjahr, d.h. von – 38 Mio. EUR auf ca. - 52 Mio. EUR, erwarten.
Außerdem verdient Erwähnung, dass die Aktie von SAP (DE0007164600) in der letzten Woche um weitere + 4 % zulegen konnte, nachdem sich das Anlegersentiment nach der bereits zurückliegenden Meldung der Neukundengewinnung von Google für ihre Buchhaltungssoftware zu Lasten von Oracle auch nach der am 13.04. erfolgten Präsentation vorläufiger Zahlen zum 1. Quartals nochmals aufhellte.
So konnte SAP gemäß dieser Meldung in ihren Kernbereichen Cloud und Software (Ende 1. Quartal ca. 84 % des Konzernumsatzes) im 1. Quartal währungsbereinigt einen Umsatzzuwachs um + 6 % gegenüber dem Vorjahr verbuchen, der gesamte Konzernumsatz erhöhte sich allerdings nur um + 2 %. Das Betriebsergebnis stieg währungsbereinigt gleichzeitig deutlich um + 24 %, der Nettogewinn je Aktie schoss sogar um + 63 % hoch.
Diese vorläufigen Zahlen wurden auch im Rahmen der heute am 22.04. offiziell erfolgten finalen Quartalergebnis-Bekanntgabe exakt so bestätigt.
Für das Jahr 2021 erwartet SAP trotz einer fortgesetzten Beschleunigung der operativen EBIT-Gewinndynamik des 1. Quartals (= EBIT von 1,74 Mrd. EUR) mit einer gesamten EBIT-Erzielung von ca. 7,8 – 8,2 Mrd. EUR aber dennoch ein operatives Resultat, was damit um rd. 1 – 6 % hinter dem in 2020 verbuchten EBIT-Gewinn von 8,28 Mrd. EUR zurückbleiben dürfte.
Im Hinblick darauf, dass SAP somit allein aufgrund ihres zunehmend rasanten Cloud-Geschäfts erst ab 2022 endgültig wieder in den historisch üblichen Trend zumindest zweistelliger Umsatz- und Gewinnwachstumsraten einschwenken dürfte (Analystenkonsens 2022e: Wachstum jeweils um ca. + 10 %) halten wir die Aktie mit einem aktuellen KGV (2022e) von rd. 30 im Vergleich zu anderen qualitativ hochwertigsten internationalen IT-Konzernen aktuell für anspruchsvoll bewertet und stufen bestehende Positionen daher derzeit allenfalls als haltenswert ein.
22.04.2021 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de & Nils Schilling - ns@ntg24.de
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