Volkswagen verabschiedet sich von seinem Standort in Xinjiang und kommt damit Forderungen von Menschenrechtlern und Investoren mit einiger Verspätung nach
Die Volkswagen-Aktie bleibt weiterhin schwach
Im Jahr 2013 entstand die Volkswagen-Fabrik in Xinjiang, die von einem Joint Venture mit dem chinesischen Autobauer Saic betrieben wurde. Seit Jahren schon gibt es heftige Kritik an dem Standort. Im Raum steht der Verdacht, dass die chinesische Regierung in der Region Zwangsarbeiter aus der Volksgruppe der Uiguren einsetzt, welche auch bei Volkswagen untergekommen sein könnte. Der Konzern ließ mehrere Untersuchungen durchführen, wobei die Vorwürfe aber nie bestätigt werden konnten.
Unabhängig von Volkswagen (DE0007664039) gab es in der Region auch immer wieder Berichte über Umerziehungslager, in denen bis zu eine Million Menschen aus der muslimischen Minderheit unter teils unmenschlichen Bedingungen festgehalten würden. Schon allein deshalb ist es aus Sicht von Menschenrechtlern kaum zu vertreten, in der Region aktiv zu sein und von dem Vorgehen der chinesischen Regierung direkt oder indirekt zu profitieren.
Volkswagen verweigerte sich die meiste Zeit über eine Aufgabe des Standorts, lenkte nun aber überraschend doch noch ein. Sowohl die Fabrik als auch dazugehörige Teststrecken wurden an SMVIC verkauft. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Experten vermuten aber, dass er unter den 170 Millionen Euro liegen dürfte, welche VW einst für den Aufbau in die Hand nahm.
Volkswagen auf Schrumpfkurs
Der Verkauf hat sofortige Wirkung und somit ist Volkswagen nicht länger in Xinjiang vertreten. Woher das plötzliche Umdenken kommt, bleibt offen. Der Konzern selbst teilte lediglich mit, dass die Veräußerung aus wirtschaftlichen Gründen und im Zuge einer „strategischen Neuausrichtung“ des Joint Ventures mit Saic geschehen sei. Die Reaktionen darauf fielen weitgehend positiv aus. Begrüßt wurde es unter anderem vom Land Niedersachen, einem der größten Anteilseigner von Volkswagen. Natürlich melden sich aber auch wieder Kritiker zu Wort.
Jene werfen Volkswagen vor, erst aufgrund von wirtschaftlichem Druck eingelenkt zu haben und dass weiterhin nicht genügend Wert auf Menschenrechte gelegt werden. Tatsächlich kämpft der Konzern in China mit zurückgehenden Absatzzahlen und findet bislang kein Mittel, diesem Trend etwas entgegenzusetzen. Ob allein deshalb ein Verkauf des Werks ermöglichst werden konnte, das bleibt aber erst einmal eine Unterstellung. Im Zweifel ist bekanntlich für den Angeklagten zu entscheiden und es ist möglich, dass auch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben. In den Medien ist die Rede davon, dass vor allem der Druck im englischsprachigen Raum immer weiter zugenommen habe.
Nüchtern betrachtet setzt sich der Schrumpfkurs bei Volkswagen fort. Auch hierzulande liebäugelt der Konzern mit Werksschließungen, stößt dabei aber auf erbitterten Widerstand der Arbeitnehmervertreter. Ausgelastet sind die Standorte allerdings schon lange nicht mehr. Irgendeine Veränderung wird es in der nahen Zukunft geben müssen, um vor allem die wichtige Kernmarke wieder auf Kurs zu bringen. Dort rutschten die Margen zuletzt auf nur noch knapp zwei Prozent. Bis 2026 sollen es 6,5 Prozent werden.
Die Anleger halten sich zurück
Obschon das Ende von Volkswagen in Xinjiang allgemein als eine erfreuliche Entwicklung aufgefasst wird und Investments in den Wolfsburger Konzern nun als etwas unproblematischer betrachtet werden, blieb eine positive Reaktion an den Märkten aus. Die Volkswagen-Aktie gab am Mittwoch leicht um 0,2 Prozent nach und fand sich zu Handelsschluss bei 80,32 Euro wieder. Damit bleibt der Titel in direkter Nähe zum 52-Wochen-Tief knapp unterhalb von 80 Euro.
Tatsächlich dürfte das Leiden der Uiguren auch die Anleger zuletzt eher weniger beschäftigt haben. Kursstürze führten die anhaltend mauen Geschäftszahlen und teils noch traurigere Aussichten herbei. Daran hat sich leider noch immer nichts geändert und schon in der kommenden Woche ist mit ersten Warnstreiks in Deutschland zu rechnen. Das Jahr dürfte für Volkswagen wenig besinnlich ausklingen und etwas Abstand zur Aktie ist Anlegern angesichts der enormen Unsicherheiten kaum zu verdenken.
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28.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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