Volkswagen stellt den lange erwarteten ID.7 erstmals genauer vor und kündigt einen Marktstart noch für dieses Jahr an
Es riecht wieder nach Premium-Segment
Bereits zu Jahresbeginn teaserte Volkswagen den neuen ID.7, damals allerdings nur mit einer speziellen Lackierung und mit wenigen Details. Nun hat das Unternehmen die offizielle Vorstellung nachgeholt und versucht auf diesem Wege, die Kundschaft schon mal heiß auf das neue Modell zu machen, das in gleich mehreren Varianten an den Start gehen wird. Losgehen soll es schon im Herbst in Europa und China, die Vereinigten Staaten folgen im kommenden Jahr.
Viel Aufmerksamkeit erntete Volkswagen (DE0007664039) mit der Reichweite, auch wenn jene bereits im Vorfeld bekannt war. Wie bereits angekündigt soll es der ID.7 auf bis zu 700 km nach WLTP bringen – zumindest in der Version ID.7 Pro S. Der ID.7 Pro hingegen muss sich mit einer Reichweite von 615 Kilometern und einer geringeren Ladeleistung von 170 statt 200 kW DC begnügen. Ob das im Alltag bemerkbar sein wird oder nicht mag jeder für sich selbst entscheiden.
Um ein Kleinfahrzeug handelt es sich beim neuen VW in jedem Fall nicht mit einer Länge von 4,96 m und einem Radabstand von 2,97 m. Auch bei der Ausstattung lässt Volkswagen sich nicht lumpen und bietet serienmäßig Spielereien wie ein AR-Head-up-Display. Zudem werden eine neue Klimatisierung sowie Fortschritte bei der Software in Aussicht gestellt. An der umstrittenen Touch-Bedienung scheint man in Wolfsburg aber weiterhin festzuhalten.
Das dürfte kein billiger Spaß werden
Volkswagen wird derzeit gerne vorgeworfen, dass das Unternehmen seinem Namen nicht mehr gerecht werden würde und die Verkaufspreise deutlich über jenem liegen, was sich mit einem durchschnittlichen Einkommen bestreiten lässt. Der ID.7 wird voraussichtlich auch nicht eben günstig ausfallen. Offiziell hat der Hersteller zwar noch keine Preise genannt. Experten rechnen aber damit, dass die Basisvariante bei rund 60.000 Euro landen könnte. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre das durchaus selbstbewusst.
Schließlich schrauben so manche Konkurrenten derzeit kräftig an der Preisschraube, und das nach unten. Der neue VW mag über einige Vorzüge im Vergleich zu einem Model 3 von Tesla verfügen. Sollten sich bei letzterem die Preisnachlässe bis zum Herbst noch fortsetzen, könnte es aber mehr oder weniger für die Hälfte zu haben sein. Da stellt sich schon die Frage, wie viel Erfolg Volkswagen mit den neuen E-Fahrzeugen beschert sein könnte.
Diesbezüglich lässt sich aber freilich nur in die Glaskugel blicken. Bisher hat sich der Fokus auf das Premiumsegment für Volkswagen mehr als ausgezahlt und trotz absolut gesunkener Verkaufszahlen bewegten die Umsätze sich im vergangenen Jahr auf einem ansehnlichen Niveau. Zudem hat der Konzern bezahlbarere E-Autos mittlerweile zumindest schon in Aussicht gestellt, unter anderem in Form des ID.2, der aber erst in einigen Jahren an den Start gehen wird.
Keine Begeisterung bei der Volkswagen-Aktie
Letztlich gab es rund um die Vorstellung des ID.7 keine allzu großen Überraschungen zu sehen. Dass Volkswagen hier den einen oder anderen neuen Weg beschreiten würde, war nur zu erwarten und bezüglich der zunächst eindrucksvollen Reichweite müssen noch Tests unter Realbedingungen abgewartet werden. Bei den Anlegern stellt sich da im Vorfeld offensichtlich noch keine Euphorie ein. Die VW-Aktie reagierte am Montag mit leichten Verlusten von 0,6 Prozent und fiel auf 126,90 Euro zurück.
Der ID.7 dürfte mit Sicherheit seine Abnehmer finden, gleichwohl handelt es sich aber nicht um die ganz große Revolution im Elektroautomarkt. Bis zum Herbst wird die Konkurrenz auch immer größer und ein sich ankündigender Preiskampf könnte dem Ganzen ordentlich Wind aus den Segeln nehmen. Das neue Fahrzeug soll an dieser Stelle in keiner Weise schlechtgeredet werden. Doch aus Anlegersicht ist es eben nicht genug, um schon die nächste Kursrallye voraussehen zu wollen.
18.04.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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