Volkswagen scheint bei der Software-Einheit Cariad hart durchgreifen zu wollen
Das Drama setzt sich fort
Die Software ist noch immer die Achillesferse im Volkswagen-Konzern, was wohl auch mehr und mehr den Töchtern Audi und Porsche missfällt. Laut einem Artikel der „FAZ“ haben jene wohl ordentlich Druck gemacht, um einen Neuanfang auf die Beine stellen zu können. Eben jener zeichnet sich nun mit weitreichenden Änderungen in der Chefetage der Software-Sparte Cariad ab.
Aus informierten Kreisen heißt es, dass der Abschied vom bisherigen Software-Chef Dirk Hilgenberg schon beschlossene Sache sei. Auch andere Chefposten scheinen zu wackeln, darunter jener der Technikchefin Lynn Longo und der von Finanzchef Thomas Sedran. „Business Insider“ will gar in Erfahrung gebracht haben, dass die komplette Chefetage bei Cariad durch Volkswagen (DE0007664039) ausgetauscht werden soll.
Bestätigt sind all diese Informationen bisher noch nicht, doch die Hinweise sind erdrückend. Stellt sich das Ganze als zutreffend heraus, wird wohl schon am Donnerstag endgültig über mögliche Änderungen beim Führungspersonal von Cariad entschieden. Tags zuvor steht bei Volkswagen noch die diesjährige Hauptversammlung statt. Für Anleger dürfte es also eine spannende und bewegte Woche werden. Was von einem neuen Management bei Cariad zu erwarten wäre, darüber lässt sich natürlich trefflich spekulieren.
Neustart für Volkswagen bei der Software?
Volkswagen-Chef Oliver Blume machte bereits kurz nach seinem Amtsantritt deutlich, dass er sich die nicht enden wollenden Probleme bei Cariad genauer ansehen möchte. Recht früh könnten auf solche Worte nun Taten folgen und damit vermutlich auch ein Umschwung der bisherigen Strategie. In der Vergangenheit setzte Ex-Volkswagen-Chef Herbert Diess noch darauf, möglichst alles aus einer Hand zu liefern. Von Tech-Riesen wollte Diess sich nicht abhängig machen, landete damit aber letztlich in einer Sackgasse und die Konkurrenz zog in vielerlei Hinsicht vorbei.
Es spricht viel dafür, dass dieser Ansatz endgültig der Vergangenheit angehört und Volkswagen sich künftig Partnerschaften im Software-Bereich weitaus weniger verschließen wird. Das birgt die Chance, hier endlich wieder Boden gutzumachen. Denn um die Errungenschaften anderer Player aus eigener Kraft aufzuholen, dürfte es vermutlich noch Jahre brauchen, und die Konkurrenz wird in dieser Zeit kaum schlafen. Aus Anlegersicht wäre ein Neuanfang in Sachen Software daher wahrscheinlich zu begrüßen, die Meinungen mögen hier aber freilich auch auseinandergehen.
Für den Moment bleibt abzuwarten, ob aus den Gerüchten Wahrheit wird und wer bei der Software von Volkswagen künftig das Zepter in die Hand nehmen könnte. Über einen möglichen Nachfolger gibt es bisher noch keine Informationen und damit bleibt auch offen, in welche Richtung die Sparte in Zukunft gelenkt werden könnte. Es ist aber davon auszugehen, dass die meisten Anleger jede Veränderung begrüßen werden, da die Probleme bei Cariad schon viel zu lange auf dem Aktienkurs lasten und Lösungen bisher weitgehend theoretischer Natur blieben.
Da ist noch Luft nach oben
Genügend Aufwärtspotenzial ist bei der Volkswagen-Aktie auch zweifellos vorhanden, denn in jüngster Vergangenheit performte jene lange nicht so, wie es sich die Anteilseigner wünschen würden. Zuletzt ging es zwar wieder etwas aufwärts, doch auf Jahressicht sind mit einem Schlusskurs von 127,16 Euro am Freitag noch immer Verluste von knapp elf Prozent zu beklagen. Die weiteren Aussichten sind belastet von vielen Unsicherheiten.
Die Software ist da auch nicht das einzige potenzielle Problem. Sorgen machen sich viele Beobachter vor allem um das strauchelnde China-Geschäft, noch immer der größte und wichtigste Markt für Volkswagen. Im Reich der Mitte spielt man bei Elektroautos kaum eine nennenswerte Rolle, und jene gewinnen in China derzeit massiv an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund gibt es angesichts der Meldungen vom Wochenende noch keinen Grund zur Euphorie, wohl aber für vorsichtigen Optimismus. Recht ordentliche Zahlen aus der vergangenen Woche verleihen den Bullen ebenfalls Selbstbewusstsein.
08.05.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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