Bei Volkswagen steht die nächste Verhandlungsrunde mit der Gewerkschaft IG Metall an
Die Zeichen stehen bei Volkswagen nicht auf seliges Einvernehmen
Am morgigen Montag kommen Volkswagen und Vertreter der Gewerkschaft IG Metall zusammen. Es wird voraussichtlich das letzte Treffen sein, bevor zu Anfang Dezember die noch laufende Friedenspflicht abläuft und damit Warnstreiks möglich wären. Im Vorfeld könnten die Vorstellungen der beiden Parteien kaum weiter auseinanderliegen. Medienberichten zufolge scheint es aber zumindest Annäherungsversuche zu geben, mit denen Schlimmeres vielleicht noch vermieden werden könnte.
Volkswagen (DE0007664039) plant bekanntlich einen rigorosen Sparkurs, bei dem auch Werksschließungen nicht ausgeschlossen werden. Bereits aufgekündigt wurde die Beschäftigungsgarantie, um Entlassungen im größeren Stil vorzubereiten. Betriebsratschefin Daniela Cavallo warnte öffentlichkeitswirksam davor, dass drei Standorte geschlossen und „Zehntausende“ Arbeitsplätze wegfallen könnten. Gleichzeitig kündigte sie an, dass Standortschließungen mit ihr nicht zu machen seien. Abseits von Stellenstreichungen will Volkswagen das Gehalt sämtlicher Angestellten pauschal um zehn Prozent kürzen.
Die IG Metall hingegen pocht derzeit noch auf eine Lohnerhöhung um sieben Prozent und zusätzliche Zuwendungen für Auszubildende. Wie unter einer solchen Prämisse ein Konsens zu finden sein soll, steht in den Sternen. Volkswagen weist immer wieder auf die schlechte Ausgangslage und die Notwendigkeit für Sparmaßnahmen hin. Der Konzern will die Marge bei seiner Kernmarke bis auf 6,5 Prozent im Jahr 2026 hieven. Zuletzt wurden nicht einmal zwei Prozent gemeldet. Angesichts der noch immer herrschenden Flaute im Segment und den enormen Problemen auf dem chinesischen Markt ist das tatsächlich eine Mammutaufgabe.
Volkswagen steht unter Druck
Dennoch muss Volkswagen wohl notgedrungen den einen oder anderen Schritt auf die Arbeitnehmerseite zugehen. Geschieht dies nicht, könnten schon im kommenden Monat Warnstreiks drohen, an denen sich schätzungsweise 50.000 der insgesamt 120.000 Beschäftigten beteiligen könnten. Spätestens im kommenden Jahr wären auch Ausstände über 24 Stunden möglich und als letztes Mittel könnte eine Urabstimmung über einen unbefristeten Streik stattfinden. Das wäre für VW mit enormen Kosten verbunden und würde den Sparplänen zuwiderlaufen.
Nach dem letzten Termin im Oktober signalisierte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel immerhin Gesprächsbereitschaft bei den Themen Standorterhalt und Beschäftigungssicherung. Möglich sei dies jedoch nur, wenn dabei auch die Kostenziele des Konzerns eingehalten werden können. Die Gewerkschafter hoffen, eine Verhandlungsgrundlage zu finden, bei der Werksschließungen und Massenentlassungen nicht länger eine Rolle spielen. Von VW wird aber auch erwartet, nicht ständig nur eine Abwärtsspirale zu zeichnen, sondern auch aktiv nach Lösungen für die schwierige Ausgangslage zu suchen.
Gefordert werden auch von Daniela Cavallo zukunftsfähige Produkte, wettbewerbsfähige Preise und „maximale Synergien“ in den Bereichen Elektroautos und Software. In letzterem Punkt konnte Volkswagen kürzlich die ersten Demonstrationsfahrzeuge aus einer Partnerschaft mit Rivian vorstellen. Einige Medienvertreter durften bereits Probe fahren und unter anderem das „Handelsblatt“ stellten ein recht positives Zeugnis aus. Volkswagen scheint in diesem wichtigen Bereich aufzuholen, wenngleich serienreife Fahrzeuge noch etwas auf sich warten lassen dürften.
Kein Glück für die Volkswagen-Aktie
Obschon es hier und dort kleine Hoffnungsschimmer gibt, bleiben die Verhandlungen zwischen Volkswagen und IG Metall ein Börsenkrimi. Die Anteilseigner können die damit verbundenen Risiken nicht ignorieren, welche auf die zahllosen Baustellen im Konzern noch hinzukommen. Dementsprechend überrascht es nicht, dass die Aktie von Volkswagen weiterhin kein besonders gutes Bild abgibt. Am Dienstag fiel der Titel um 1,1 Prozent auf magere 82,98 Euro zurück. Dort angekommen ist es bis zum 52-Wochen-Tief bei 80,58 Euro nicht mehr weit.
Volkswagen kämpft in diesen Tagen um nicht weniger als die eigene Zukunftsperspektive. Solange der Horizont diesbezüglich nicht etwas aufklart, gibt es aus Anlegersicht auch keinerlei Grund, die Seitenlinie zu verlassen. Dass mit der Gewerkschaft noch vor Weihnachten eine Einigung gefunden werden kann, ist momentan nur ein Wunschtraum.
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20.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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