Volkswagen wieder im roten Bereich, Mercedes-Benz liefert kaum noch Taxis aus, Aston Martin schockt mit Gewinnwarnung und auch bei Stellantis läuft es nicht rund
Der Krise im Autosektor scheint sich immer mehr auszuweiten
Die einst so starke europäische Autoindustrie hat sich längst zum Sorgenkinde entwickelt und Besserung ist weiterhin nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: auch zu Beginn der neuen Woche aren die Schlagzeilen wieder einmal von negativen Neuigkeiten geprägt. Am meisten auf die Stimmung drückten wieder einmal schwache Absatzzahlen und müde Prognosen.
Bereits am Freitag senkte Volkswagen (DE0007664039) die eigene Prognose erneut, nun konnten die Anleger darauf auch reagieren. Quittiert wurde das Ganze mit Kursverlusten in Höhe von zwei Prozent am Montag und der Kurs segelte auf 95,16 Euro hinab. Analysten zeigen sich allerdings wenig überrascht, zeichnete sich doch schon lange ab, dass die Absatzzahlen eher mau ausfallen dürften. Darauf wiesen kürzlich auch Gewinnwarnung diverser Mitbewerber hin.
Doch dass die Krise nicht unbedingt eine Neuigkeit darstellt, ist für die Anteilseigner freilich ein schwacher Trost. Vermissen lässt Volkswagen wenigstens leise Anzeichen dafür, dass es irgendwann wieder zu alter Stärke zurückfinden könnte. Stattdessen wird munter über Sparmaßnahmen diskutiert, worum das Management sich absehbar auch mit Gewerkschaften und vielleicht sogar der Politik streiten muss. Aus Anlegersicht ist es nicht verkehrt, weiterhin Abstand zu wahren.
Mercedes-Benz: Luxus statt Taxis!
Immerhin konnte Volkswagen laut Informationen der Marktforschungsfirma Dataforce zum Marktführer bei Taxis in Deutschland avancieren. Stibitzt wurde diese Stellung von Mercedes-Benz (DE0007100000), wo die Zulassungszahlen von Taxis sich im freien Fall befanden. Wie im „Handelsblatt“ zu lesen ist, konnten von Januar bis August bescheidene 127 Fahrzeuge der E-Klasse und eine einsame B-Klasse als Taxi zugelassen werden. Im Jahresvergleich gingen die Verkaufszahlen in diesem Segment um 90 bis 95 Prozent zurück.
Der Grund für den massiven Einbruch dürfte die Luxusstrategie sein, in deren Rahmen Mercedes-Benz sich von margenschwachen Autos schlicht verabschiedet hat. Das Unternehmen bestätigte auf Anfrage der Presse, keine Taximodelle mehr ab Werk anzubieten, da dies unter Berücksichtigung von Marktanalysen nicht länger tragfähig sei. Die Anleger zeigen sich nicht schockiert, aber auch nicht eben erfreut. Die Mercedes-Benz-Aktie sackte gestern um 2,4 Prozent bis auf 58,04 Euro ab.
Aston Martin rudert zurück
Das wirkt allerdings noch recht vertretbar im Vergleich zu den gut 20 Prozent an Kursverlusten, welche die Aktie von Aston Martin (GB00BN7CG237) gestern verkraften musste. Der britische Sportwagenhersteller reduzierte seine Prognose für das laufende Jahr um 1.000 Fahrzeuge nach unten, was im ersten Moment vielleicht noch harmlos klingt. Doch angesichts der Tatsache, dass nun nur noch 6.000 statt 7.000 verkaufte Luxus-Autos angepeilt werden, ergibt sich eine massive Lücke.
Aston Martin begründet die geringere Prognose nicht nur mit einem schwachen China-Geschäft, sondern auch mit Problemen bei Zulieferern. Neben den absoluten Verkaufszahlen sollen auch die Margen nachlassen und leicht unter dem bisherigen Wert liegen, der bei etwas mehr als 20 Prozent angesetzt wurde. Die Aston Martin-Aktie erlebte ihren heftigsten Einbruch seit dem Frühjahr und ging in Stuttgart mit 1,52 Euro aus dem Handel; der Tagesverlust belief sich auf knapp 20,5 Prozent.
Stellantis reiht sich ein
Es fällt immer schwerer, noch europäische Autobauer zu finden, die noch keine Gewinnwarnung für das laufende Jahr ausgesprochen hätten. Auch Stellantis (NL00150001Q9) stimmte die eigenen Aktionäre nun auf schwierige Zeiten ein. Probleme scheint die Opel-Mutter sowohl in China als auch in Nordamerika zu haben. Das Unternehmen spricht selbst von einer Verschlechterung der Dynamik der weltweiten Autobranche. Die Gewinnmarge soll noch bei 5,5 bis sieben Prozent liegen. 2023 konnte Stellantis an dieser Stelle noch 12,8 Prozent vermelden.
Wenig überraschend reagierte die Stellantis-Aktie mit Verkäufen im großen Stil. Um 14,7 Prozent ließ der Titel nach und landete schließlich bei 12,42 Euro, was auf Schlusskursbasis einem neuen 52-Wochne-Tief entspricht. Vielleicht kommt auch all das kaum wirklich überraschend. Doch wie auch bei Volkswagen und Konsorten fehlt es vollständig an einer Perspektive für eine nachhaltige Erholung.
Auf dem absteigenden Ast
Die Krise der europäischen Autobauer intensiviert sich immer weiter, und das in einem atemberaubenden Tempo. Zuletzt verging kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Hersteller vor schrumpfenden Gewinnen gewarnt hätte. Das ist ein mehr als deutliches Anzeichen für strukturelle Herausforderungen, auf die bislang noch keine überzeugenden Antworten gefunden werden konnten. Folgerichtig lassen sich Anleger auf keine großen Experimente ein und bleiben bis auf Weiteres auf der Seitenlinie.
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01.10.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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