Volkswagen im Plus, auch Mercedes-Benz legt vor dem Wochenende zu, BMW trotzt den beschlossenen Import-Zöllen der EU ebenfalls und BYD zeigt sich unbeeindruckt
Die EU beschließt Importzölle für chinesische E-Autos und tut deutschen Autobauern keinen Gefallen
Gegen den Willen der Bundesregierung hat die EU am Freitag den Weg freigemacht, um Importzölle für chinesische E-Autos zu erheben. Jene können bei bis zu 35,3 Prozent liegen, welche auf den Standardzoll in Höhe von zehn Prozent noch einmal draufkommen. Geschützt werden sollen damit heimische Autohersteller vor einer Flut von günstigen, weil stark subventionierten chinesischen Elektrofahrzeugen. Es wird jedoch befürchtet, dass das Ganze nach hinten losgehen könnte.
Besonders für Volkswagen (DE0007664039) könnten die Zölle noch problematisch werden. Schließlich produziert der Konzern schon längst ebenfalls in China und verkauft zudem rund ein Drittel seiner Fahrzeuge in der Volksrepublik. Die Sorge ist nun, dass Peking auf die Zölle mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren und seinerseits höhere Abgaben für ausländische Hersteller einführen könnte. Die ohnehin schwächelnden Verkaufszahlen von Volkswagen könnten in der Folge noch weiter leiden.
Im Handel am Freitag wurden derartige Szenarien an der Börse gekonnt ausgeblendet. Die Volkswagen-Aktie konnte sich um 2,85 Prozent bis um 93,98 Euro verbessern und damit tief im Kurskeller wieder etwas Boden gutmachen. Beobachter führen dies auf die Hoffnung zurück, dass die EU in Verhandlungen mit China vielleicht doch noch eine Einigung erzielen könnte, sodass die Zölle wieder vergessen werden können. Konkrete Fortschritte in dieser Hinsicht wurden allerdings nicht vermeldet.
Mercedes-Benz: Der falsche Weg?
Die Aktie von Mercedes-Benz (DE0007100000) musste sich gestern mit Aufschlägen von etwas mehr als einem Prozent begnügen und der Kurs ging mit müden 57,32 Euro ins Wochenende. Auch bei den Schwaben spielt die Zollfrage eine gewichtige Rolle. Es zeigt sich aber auch, dass die Luxusstrategie endgültig ihre Grenzen gefunden zu haben scheint. Chinesische Kunden greifen immer öfter zu heimischen Modellen und hierzulande könnten sich laut einer ADAC-Umfrage immer mehr Verbraucher vorstellen, chinesische Autos zu kaufen.
Jeweils über 70 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sowie der 30- bis 39-Jährigen haben mit dieser Vorstellung offenbar kein Problem. Bei E-Autos sind es sogar über 80 Prozent, welche chinesische Fabrikate nicht grundsätzlich ausschließen. Mit überwältigender Mehrheit wird der Preis als Hauptgrund für derartige Überlegungen genannt, gefolgt von innovativen Technologien. Das scheint ein wenig ein Weckruf an westliche Hersteller zu sein, die über Jahre vor allem an üppigen Margen arbeiteten und den Volumenmarkt dezent aus den Augen verloren haben.
BMW bleibt technologieoffen
Wie heftig der Gegenwind bei Elektroautos derzeit ausfällt, zeigen verringerte Prognosen des Automobilverbands VDA. Jener rechnet für das laufende Jahr nur noch mit 551.000 verkauften E-Autos und Plug-in-Hybriden. Das wäre ein Rückgang von über 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zuvor wurde „nur“ ein Minus von 17 Prozent in Aussicht gestellt. Vielleicht auch deshalb bleibt BMW (DE0005190003) hinsichtlich der Antriebstechnologie sehr offen. Als einziger deutscher Hersteller verfolgt das Münchner Unternehmen derzeit noch Wasserstoff-Autos, welche in wenigen Jahren in Serie gefertigt werden sollen.
Allein damit wird BMW die vielen Herausforderungen in diesen Tagen freilich nicht meistern können. Trotz der negativen Implikationen der jüngsten Entwicklungen geben die Anleger sich aber betont optimistisch. Vielleicht auch aufgrund von US-Jobdaten und einer insgesamt freundlichen Stimmung konnte die BMW-Aktie am Freitag um 1,75 Prozent bis auf 77,76 Euro zulegen. Wie auch bei den Kollegen ist das aber lediglich ein kleines Aufbäumen inmitten eines noch immer recht lebendigen Abwärtstrends.
BYD bleibt unbeeindruckt
Treffen will die EU mit ihren Importzöllen vornehmlich chinesische Autobauer, wenngleich die immer wieder heraufbeschworene Schwemme an chinesischen E-Autos bislang weit und breit nicht zu sehen ist. Die Aktie von BYD (CNE100000296) zeigt sich zudem gänzlich unbeeindruckt. Jene konnte an den hiesigen Handelsplätzen gestern um 1,8 Prozent zulegen und sich mit 35,31 Euro ins Wochenende verabschieden. Auf Schlusskursbasis ist das wieder einmal ein neues 52-Wochen-Hoch und damit etwas, wovon Volkswagen und Co. momentan nicht einmal zu träumen wagen dürften.
BYD reitet auf einer Erfolgswelle. Denn was westliche Autobauer irgendwann einmal haben wollen, das ist beim chinesischen Autobauer schon längst Realität. Günstige E-Autos stehlen der Konkurrenz die Show und es lässt sich argumentieren, dass selbst mit Importzöllen die Preise hiesiger Hersteller noch unterboten werden könnten. Noch dazu zeigt sich in China, dem zweitgrößten Automarkt der Welt, ein schwer positiver Trend.
Die Unsicherheit wächst
Es lässt sich nur abwarten, welche Effekte die EU mit ihren Zöllen heraufbeschwören mag. Da aber eine Reaktion Pekings noch auf sich warten lässt, schürt der Staatenbund mit seiner Entscheidung an den Märkten erst einmal zusätzliche Verunsicherung. Noch haben die Bullen deshalb nicht das Handtuch geworfen. Es ist aber nicht verkehrt, sich bei Auto-Aktien für die nahe Zukunft auf weitere Verwerfungen und Bewegung einzustellen, in welche Richtung es dabei auch immer gehen mag.
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05.10.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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Ulrich Knemeyer
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06.10.2024 16:54:23 Uhr
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