Bei seiner Kernmarke scheint Volkswagen noch einmal nachjustieren und Anstrengungen zur Kostensenkung intensivieren zu wollen
Volkswagen muss den Gürtel wohl noch etwas enger schnallen
Die Marge bei der Marke VW betrug im ersten Halbjahr nur noch müde 2,3 Prozent, nachdem ein Jahr zuvor noch 3,8 Prozent erreicht werden konnte. Volkswagen arbeitet unter Hochdruck daran, nachzubessern. Allein in diesem Jahr sollen die Kosten um rund zehn Milliarden Euro sinken und bis zum Jahr 2026 soll die Marge auf 6,5 Prozent steigen. Doch bisherige Bemühungen scheinen dafür nicht auszureichen.
Laut einem Bericht des „Handelsblatt“, der sich auf Konzernkreise beruft, lud VW-Markenchef Anfang der Woche Führungskräfte zu einem Treffen in Isenbüttel ein, bei dem Präsenz gefordert wird. Vorgestellt werden sollen wohl einige neue Modelle. Darüber hinaus soll aber auch der Sparkurs bei der Kernmarke von Volkswagen (DE0007664039) im Vordergrund stehen, denn im Vergleich zu anderen Töchtern wie Seat oder Skoda schneidet VW momentan mehr als schlecht ab. Im vergangenen Halbjahr konnte Skoda beim operativen Gewinn an der Kernmarke sogar schon vorbeiziehen.
Wie Insider berichten, kann VW seine angepeilten Ziele bislang wohl nicht erreichten. Ein Fehlbetrag von zwei bis drei Milliarden Euro sei demnach noch offen. Zum Teil wird auch berichtet, dass die bisherige Summe des Sparprogramms noch einmal nach oben angepasst werden könnte. Offen bleibt bislang allerdings, wo genau der Konzern noch die Schere ansetzen möchte. Bereits angekündigt wurde ein Personalabbau um 20 Prozent in Bereichen außerhalb der Produktion, also vornehmlich der Verwaltung und dem Vertrieb.
Volkswagen hält sich bedeckt
Zu den neuerlichen Gerüchten äußerte sich Volkswagen bisher nicht und sprach damit weder eine Bestätigung noch ein klares Dementi aus. Dass die Kernmarke unter Druck steht, ist aber mit Blick auf die Marktgegebenheiten recht offensichtlich. Die Flaute bei Elektroautos zwingt den Hersteller zu teils hohen Rabatten, was die Marge nach unten drückt. Verbrenner sind zwar wieder etwas gefragter, doch auch insgesamt ist zu beobachten, dass die Kauflaune bei den Verbrauchern stark nachgelassen hat.
Gleichzeitig steigen die Kosten und als wäre das nicht schon übel genug, kündigt sich bereits der nächste Gegenwind an. Die Gewerkschaft IG Metall ordert sieben Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, was die Personalkosten noch einmal deutlich nach oben katapultieren würde. Derartige Aufschläge bei den Gehältern würden weite Teile der bisherigen Sparpläne erfolgreich torpedieren.
Dementsprechend machen sich schon Sorgen breit, dass Volkswagen im großen Stil weitere Stellenstreichungen vorbereiten könnte. Bisher setzt die Marke in erster Linie auf Abfindungsangebote und Altersteilzeit, um die Kosten zu drücken. Im Unternehmen befürchtet der eine oder andere, dass beim Verpassen der ambitionierten Sparziele in Zukunft eine härtere Gangart eingelegt werden könnte. Doch auch diesbezüglich lässt sich VW nicht in die Karten schauen und über mögliche neue Maßnahmen lässt sich nur spekulieren.
Es scheint nicht besser zu werden
Was derweil vollkommen fehlt, das sind Anzeichen für erste Erfolge beim rigorosen Sparkurs von Volkswagen. Das entgeht den Aktionären freilich nicht, die mit immer größerer Skepsis auftreten. Die Volkswagen-Aktie gab am Mittwoch um weitere 0,5 Prozent bis auf 96,30 Euro nach. Allein seit Jahresbeginn segelte der Titel um 14,7 Prozent in die Tiefe und aus charttechnischer Sicht ist eine Trendwende noch nicht abzusehen.
Im Prinzip spielen momentan alle nur vorstellbaren Faktoren gegen Volkswagen. Sinkende Absatzzahlen und ein noch immer anhaltender Preiskampf bei E-Autos sowie immer deutlichere Schwächen im chinesischen Markt stehen der anvisierten Verbesserung der Margen im Weg. Es lässt sich nur abwarten, ob dem Management unter diesen widrigen Bedingungen tatsächlich ein Coup gelingen kann. Der Aktienkurs zeigt recht deutlich, dass die Börsianer daran so ihre Zweifel haben. Doch mit niedrigen Erwartungen geht letztlich auch die Möglichkeit positiver Überraschungen einher – auch wenn sich auf solche tunlichst niemand verlassen sollte.
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29.08.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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