Volkswagen nach Sonderdividende um Porsche wenig gefragt, Lebenszeichen bei Steinhoff, Nel ASA kämpft mit Gegenwind und auch Plug Power hinterlässt keine gute Figur
Der Abwärtstrend hält an
Erneut mussten die Anleger einen eher ernüchternden Handelstag verkraften, der wieder einmal von Zinssorgen geprägt war. Nachdem die jüngsten Aussagen von EZB und Fed gerade erst verkraftet wurden, schocket überraschend die Bank of Japan die Börsianer. Auch im Land der aufgehenden Sonne wurde nun der Weg für steigende Zinsen bereitet, was durch die Bank für fallende Kurse sorgte.
Besonders dramatisch sieht es momentan auf den ersten Blick bei Volkswagen (DE0007664039) aus, wo es seit Wochenbeginn schon um 12,4 Prozent in die Tiefe ging. Das lässt sich allerdings mit der Sonderdividende aus dem Börsengang der Porsche AG (DE000PAG9113) erklären. Jene wurde jüngst von den Anlegern nahezu einstimmig beschlossen und fällt entsprechend aus dem Kurs heraus. Tatsächlich lässt sich sogar argumentieren, dass noch etwas mehr Luft nach unten dagewesen wäre.
Eine schnelle Gegenbewegung blieb aber zunächst aus und im gestrigen Handel ging es um weitere 2,26 Prozent abwärts auf 119,22 Euro. Das entspricht dem niedrigsten Schlusskurs des laufenden Jahres. Viele Anleger scheinen sich mit der Sonderdividende zufriedenzugeben und verabschieden sich nun von der Volkswagen-Aktie. Dabei bietet die für das kommende Jahr durchaus noch ansehnliche Chancen. Die vielen Ungewissheiten ob kaum einschätzbarer Herausforderungen verschrecken die Börsianer aber für den Moment.
Steinhoff springt an
Um Fassung ringen derzeit die Anleger von Steinhoff (NL0011375019), die kürzlich nicht weniger als eine mittelschwere Katastrophe verkraften mussten. Das Management hat endlich eine (zeitweilige) Lösung für das massive Schuldenproblem gefunden. Jenes wird mehr oder weniger noch etwas in die Zukunft verlagert und die Aktionäre sind die Leidtragenden. Die Gläubiger sollen 80 Prozent der Unternehmensanteile erhalten und den Anlegern sollen kurzum die Stimmrechte entzogen werden.
Die Alternative wäre der Kahlschlag, woran niemand ernsthaft interessiert sein dürfte. Die Steinhoff-Aktie purzelte als Reaktion auf die jüngsten Entwicklungen um über 70 Prozent in die Tiefe. Nachdem es schon am Montag wieder etwas aufwärts ging, konnte der Titel gestern um weitere 16,3 Prozent auf immerhin 0,031 Euro zulegen. Das reicht aber noch immer nicht ansatzweise, um den Crash aus der Vorwoche wieder auszugleichen.
Nel ASA: Ist der Kampf verloren?
Schwer erwischt hat es im gestrigen Handel auch den Wasserstoffsektor und Nel ASA (NO0010081235) musste hier die höchsten Verluste wegstecken. Schon seit einer Weile tut der Titel sich sehr schwer mit Ausbrüchen nach oben, auch wenn die Käufer recht erfolgreich an einer Erholung bastelten. Nun scheint der Geduldsfaden gerissen zu sein und nachdem die Marke bei 1,40 Euro verpasst wurde, zogen nicht wenige Anteilseigner die Reißleine.
Durch das charttechnische Verkaufssignal kam es zu heftigen Abwertungen und bei Handelsschluss blickten die Anleger auf ein Minus von 9,18 Prozent. Der Kurs pendelte sich letztlich bei 1,29 Euro ein und der Blick wandert nun für den Moment wieder nach unten. Dort kann Nel ASA sich zunächst noch auf einen Support rund um die Marke von 1,20 Euro verlassen. Darunter wartet aber kaum mehr als ein Abgrund. Dass die Bullen letztlich keine neuen Erfolge erzielen konnten, ist enttäuschend.
Plug Power wieder am Schwächeln
Schon etwas länger im Kurskeller bequem gemacht hat es sich Plug Power (US72919P2020) und auch hier scheiterten die Käufer zuletzt an Versuchen einer Gegenbewegung. In der letzten Woche noch erholten sich die Kurse bis über die Marke bei 14 Euro, nachdem zuvor neue Jahrestiefs aufgestellt wurden. Solche rücken nun wieder in greifbare Nähe. Bei Handelsschluss am Dienstag standen nur noch 12,21 Euro auf dem Ticker und schon bei 11,84 Euro wartet das derzeiitge 52-Wochen-Tief.
Auch wenn es gestern letztlich „nur“ um 0,5 Prozent in die Tiefe ging, so scheint sich damit der generelle Abwärtstrend einmal mehr zu bestätigen. Selbst euphorische Analysten mit besten Aussichten bis zum Ende des Jahrzehnts können die Laune der Anleger momentan nicht bessern. Zu groß sind die Zinssorgen, welche Wachstumsmärkte klassischerweise besonders hart treffen. Ob das im Falle von Plug Power, Nel und Konsorten berechtigt ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. Die Kursverluste sprechen momentan aber eine klare Sprache.
Es ist zum Mäusemelken
So sehr die Bullen es auch versuchen, es will ihnen einfach kein weiterer Ausbruch in die Höhe gelingen, geschweige denn eine Jahresendrallye. Zwar ergab sich an den Märkten auch schon mal ein deutlich düstereres Bild. Die Skepsis scheint aber weiterhin groß zu sein. Erst vor Kurzem haben die Sorgen um die Rezession sich wieder etwas abemildert. Mit ihrem anhaltenden Kurs der Zinserhöhungen befeuern die Notenbanken solche Ängste aber wieder und solange solche Themen im Vordergrund stehen, dürften weitere schwere Tage auf uns zukommen.
21.12.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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