Mit einer großen Neumodell-Offensive will Volkswagen die Märkte in diesem Jahr aufmischen, doch den Anlegern fehlt es an Zuversicht
Jetzt erst recht?
Die Geschäfte im E-Auto-Sektor laufen derzeit eher schleppend, was Volkswagen im Besonderen zu spüren bekommt. Den Wolfsburgern fehlt im elektrischen Segment ein echter Verkaufsschlager und nach dem Wegfall staatlicher Subventionen ist zuletzt das Interesse an Verbrennern wieder gestiegen. Noch dazu fallen die Preise für gebrauchte Stromer teilweise ins Bodenlose, was auch das Interesse an Neuwagen abschwächt.
Trotz dieser Entwicklung will Volkswagen (DE0007664039) im laufenden Jahr eine große Offensive wagen, bei der rund 30 neue Modell auf den Markt kommen sollen. Das Unternehmen spricht selbst von der „größten Produktoffensive in der Geschichte des Volkswagen-Konzerns“. Damit begegnet man sowohl der Furcht vor sinkenden Absatzzahlen als auch der Sorge vor möglichen Strafzahlungen von Seiten der EU, welche die CO2-Flottengrenzwerte immer strenger ansetzt.
Sichtlich unzufrieden zeigte sich Konzernchef Oliver Blume bei Vorlage der Zahlen für 2023 allgemein über Grenzwerte. Von der Politik fordert er bessere Rahmenbedingungen, darunter flexible CO2-Ziele sowie einen Ausbau der Ladeinfrastruktur. Um den Ausbau der Elektromobilität weiter nach vorne zu bringen, dafür sieht der Volkswagen-Chef auch die Regierung in der Verantwortung. Derweil zeigte sich in der Bilanz für 2023 ein gemischtes Bild.
Die Volkswagen-Aktie gibt nach
322,3 Milliarden Euro konnte Volkswagen im vergangenen Jahr umsetzen und damit etwa 15 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn konnte ebenfalls leicht zulegen und wurde auf 22,6 Milliarden Euro beziffert. Es gab aber auch manche Enttäuschung wie die Software-Sparte Cariad, die einen Verlust von 2,4 Milliarden Euro auswies. Begründet wurde dies damit, dass bei der Software-Entwicklung in Vorleistung gegangen werde und die Einnahmen erst über längere Zeit via Lizenzzahlungen zu erwarten seien.
Für die Zukunft stellt Volkswagen weiteres Wachstum in Aussicht. Die Umsätze sollen um rund fünf Prozent zulegen, allerdings dürfte die angekündigte Produktoffensive für hohe Kosten sorgen. Allzu rosig sind die kurzfristigen Aussichten da nicht und beim Netto-Cashflow wird sogar mit einem leichten Rückgang gerechnet. Volkswagen hält aber am Ziel fest, die Gewinnmarge künftig konzernweit über zehn Prozent zu befördern. Die heute getätigten Investitionen sollen sich also bis zum Ende des Jahrzehnts auszahlen.
Den Anlegern scheint etwas der Glaube an die Strategie zu fehlen. Die Volkswagen-Aktie reagierte auf Zahlen und Ausblick am Mittwoch mit Abschlägen von 5,9 Prozent und der Kurs gab bis auf 113,76 Euro nach. Die Ambitionen in Wolfsburg sind durchaus nicht verkehrt und die Worte des Managements hören sich angenehm an. Ob Volkswagen seine Ziele gerade im E-Auto-Segment auch tatsächlich erreichen kann, dafür steht ein Beweis allerdings noch aus.
Die Baustellen bei Volkswagen verschwinden nicht
Im krassen Gegensatz zu den teils blumigen Worten aus Richtung Volkswagen steht aktuell die Realität, in der die Preise für E-Autos fröhlich fallen, ohne dass die Nachfrage dadurch größere Sprünge erfahren würde. Besonders herausfordernd für VW bleibt der wichtige chinesische Markt. Dort ging die Produktion im letzten Jahr einmal mehr zurück und betrug lediglich noch 3,1 statt zuvor 3,2 Millionen Fahrzeuge. Mittlerweile erhebt Volkswagen im Reich der Mitte auch keinen Anspruch mehr auf die Marktführerschaft. Man gibt sich damit zufrieden, zu den Top-drei-Automarken zählen zu wollen.
Weiterhin durch Abwesenheit glänzt bei Volkswagen ein günstiges Volumenmodell im elektrischen Bereich. BYD und Co. mischen damit bereits die Märkte auf und die chinesischen Hersteller bringen sich schon in Stellung, solche Fahrzeuge auch nach Europa zu bringen. VW hingegen stellt das erste E-Auto für weniger als 25.000 Euro frühestens für 2026 in Aussicht. Bis dahin bleibt noch viel Zeit, um weitere Marktanteile an die Konkurrenz abzutreten. Die angekündigte Produktoffensive mag für etwas frischen Schwung sorgen. Ob es reicht, um in einem immer schwierigeren Marktumfeld bestehen zu können, dahingehend sind sich viele Beobachter aber alles andere als sicher.
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14.03.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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