Südewo-Verkauf: Stärke oder Schwäche?
Vonovia stärkt die Liquidität mit einem Beteiligungsverkauf an Apollo
Wenn ein Vulture-Fonds wie Apollo Global Management auftaucht, ist allen klar, dass die Lage schwierig ist. Apollo, die aus dem Dunstkreis der legendären Drexel Burnham Lambert Investmentbank entstanden war, ist ein Spezialist für Werte, die in eine Schieflage geraten sind. Man kauft „beschädigte Ware“ zu einem Discountpreis auf, poliert die Ware auf Hochglanz und verkauft dann, wenn es opportun ist. Ein legitimes Geschäftsmodell, wo jedoch mit harten Bandagen gekämpft wird.
Dass Vonovia (DE000A1ML7J1) einen Deal mit Apollo einfädelt, sagt mehr über Vonovia als über Apollo aus. Noch vor ein bis zwei Jahren hätte Vonovia sich einen Käufer für eine Beteiligung quasi aussuchen können. Die Investoren hätten Schlange gestanden. Nach einer der stärksten Zinserhöhungen seit Einführung des Euro und den höchsten Inflationsraten seit mehr als einem halben Jahrhundert sind die Bewertungen von Immobilien jedoch auf die schiefe Bahn geraten. Und da die Inflation nicht verschwinden will und die EZB weiter die Zinsen anheben wird, halten alle prospektiven Käufer ihr Pulver trocken.
Doch Vonovia braucht Kapital und Liquidität. Da die Kosten für Fremdkapital von den Banken und vom Anleihemarkt derzeit prohibitiv hoch sind, meidet man diese Liquiditätsquellen wie der Teufel das Weihwasser. Man spart lieber, stellt Investitionen zurück und verkauft Teile des Portfolios. Das hat einen weiteren Vorteil, denn die sinkenden Immobilienbewertungen führen nicht nur zu (Papier-)Verlusten, sondern senken effektiv das Eigenkapital. Das wiederum belastet das Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital, das nicht zu tief fallen darf, weil sonst die Gläubiger anklopfen und ihr Fremdkapital zurückhaben wollen.
Südewo-Verkauf: Stärke oder Schwäche?
Da der Aktienkurs im Keller ist, wäre eine Kapitalerhöhung ebenfalls nur eine Notlösung. Ein Verkauf aus dem Immobilienportfolio löst daher viele Probleme. Man stärkt die Liquidität, kann den Schuldendienst bedienen, reduziert marginal weitere Verluste durch den Bewertungsverfall und beweist, dass man weiterhin handlungsfähig ist. Man heizt aber auch im nächsten Schritt den Preisverfall am Immobilienmarkt weiter an.
Vonovia hatte sich als Ziel für 2023 die Schaffung eines freien Cashflows aus Investmenttätigkeiten in Höhe von 2 Mrd. Euro gesetzt. Dieses Ziel hat man nun im 2. Quartal schon zu 50 % erreicht, nachdem man eine 30 % Beteiligung am Südewo Portfolio für 1,0 Mrd. Euro an Apollo verkauft hat. Was aber auch nichts anderes bedeutet, als dass weitere Verkäufe noch folgen werden. Entweder eine vergleichbar grosse Transaktion oder mehrere kleinere Verkäufe. Wobei gilt: Je früher, desto besser, denn die zu erzielenden Preise werden kurzfristig nicht besser, sondern schlechter.
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27.04.2023 - Mikey Fritz
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