Walt Disney wächst rasant im Streaming-Sektor und erhebt gegenüber dem schwächelnden Netflix Anspruch auf die Marktführerschaft
Das lässt keinen Anleger kalt
Das Streaming-Geschäft entwickelt sich immer mehr zum wichtigsten Standbein des Mediengiganten Walt Disney. Dem Aktienkurs tut das richtig gut, denn zuletzt konnte vor allem in diesem Bereich ein mehr als ansehnliches Wachstum verzeichnet werden, welches die Konkurrenz vor Neid erblassen lässt.
Besonders stark präsentierte sich offiziellen Unternehmenszahlen zufolge die Dienste Disney+ und ESPN+. Die Nutzerzahlen konnten hier um 31 respektive 53 Prozent zulegen. Das Flaggschiff Disney+ bringt es nun auf satte 152 Millionen Abonennten und ist damit vom Platzhirsch Netflix nicht mehr allzu weit entfernt. In Kombination mit den Abonnenten von ESPN+ und Hulu schafft es Walt Disney (US2546871060) sogar, mit Netflix (US64110L1061) gleichzuziehen. Nachdem letzterer Anbieter im ersten Halbjahr mit einem Rückgang bei den Abozahlen zu kämpfen hatte, liegen nun beide Anbieter insgesamt bei rund 221 Millionen zahlenden Kunden.
Natürlich soll das Wachstum hier nicht enden und für die Zukunft setzt Disney auf ein ähnliches Modell wie der große Konkurrent. Gegen Ende des Jahres sollen wohl werbefinanzierte Abos an den Start gehen, die aber Medienberichten zufolge nicht günstiger als aktuell verfügbare Abos werden sollen. Stattdessen wird der aktuelle Service anscheinend in „Disney+ Premium“ umbenannt und erfährt eine nicht unerhebliche Preiserhöhung. Das werbefinanzierte Modell könnte dann etwas günstiger zu den aktuellen Preisen erhältlich sein.
Ob noch weitere Änderungen geplant sind, um die Kundschaft bei der Stange zu halten und nicht aufgrund der Preiserhöhung einen schmerzhafte Rückgang zu erleben, ist derzeit noch nicht bekannt. Letztlich ließ sich ein solcher Schritt aber kaum vermeiden, denn trotz des imposanten Wachstums verliert Disney noch immer enorme Summen mit seinen Streaming-Geschäften.
Ein teurer Spaß für Walt Disney
Allein im vergangenen Jahr vermeldete Disney Verluste von 1,1 Milliarden USD mit seinen Streaming-Diensten. Das veranschaulicht recht deutlich, welche enormen Investitionen notwendig sind, um die Kunden zum Abschluss eines Abos zu animieren. Das macht sich bei den Gewinnen bemerkbar, die in der Unterhaltungssparte um 32 Prozent auf 1,38 Milliarden USD zurückgingen. Immerhin blieb Disney damit unter dem Strich aber im grünen Bereich.
Die Börsianer hoffen natürlich darauf, dass der Streaming-Sektor eines Tages auch ansehnliche Gewinne abwerfen wird und Netflix auch in dieser Hinsicht eingeholt werden kann. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht und der Sektor ist heute deutlich schwieriger als noch vor einigen Jahren, als Netflix mehr oder weniger ungestört das Feld übernehmen konnte. So erfolgreich Disney bisher sein mag, die Konkurrenz schläft nicht und besteht aus riesigen Playern wie Amazon oder Apple.
Beste Laune bei den Aktionären von Disney
An derlei Kleinigkeiten störte sich aber im gestrigen Handel kaum jemand. Zu groß war die Freude über die Wachstumszahlen, welche mehr als deutlich über den Erwartungen der Analysten lagen. Die Anteilseigner bedankten sich artig dafür und schickten die Disney-Aktie um 4,68 Prozent auf 117,69 USD in die Höhe. Im frühen Handel fielen die Gewinne sogar noch deutlicher aus und es konnte erstmals seit April kurzzeitig die Marke bei 120 USD geknackt werden.
Die jüngsten Quartalszahlen haben der Disney-Aktie offenbar neuen Schub verliehen und damit im Gepäck könnten die Bullen jetzt mit etwas Nachdruck auch eine endgültige Trendwende auf die Beine stellen. Noch bleibt aber abzuwarten, ob die Euphorie aus dem gestrigen Handel noch länger Bestand haben wird. Die Gewinnmitnahmen am Donnerstag deuteten bereits darauf hin, dass es um die Geduld der Anleger nicht allzu gut bestellt ist. Nach vielen Enttäuschungen im laufenden Jahr werden Gelegenheiten zum Realisieren von Gewinnen oder Begrenzen von Verlusten eher früher denn später wahrgenommen. Auch mit Blick auf die allgemeine Marktlage gibt es noch keinen Grund, um schon die Füße hochzulegen.
12.08.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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