Walt Disney: Ist das Kaufsignal gerechtfertigt?
Bringt Streaming neue Fantasie?
Im Laufe der Jahre war Walt Disney immer schon mein Favorit im Medien- und Unterhaltungssegment. Eigentlich war es noch mehr: Disney ist seit meinem Börsendebüt vor 30 Jahren einer meiner Lieblingsfirmen an der gesamten Wall Street. Für mich machen die Stärke seines Markennamens, die gut diversifizierten Einnahmequellen und der globale „Rückenwind“ hinter der Aktie, der eine erhöhte Nachfrage nach Unterhaltung spiegelt (egal ob inhaltlich oder erfahrungsbezogen), das Unternehmen zu einer wundervollen langfristigen Investitionsmöglichkeit.
Disney versteht es auch die demografischen Trends richtig einzuordnen und sich entsprechend zu positionieren, teils neu zu erfinden. Denn Disney ist schon lange sehr viel mehr als „Micky Maus“ und „Donald Duck“, sondern ein breit aufgestellter Entertainmentkonzern der im Zeitalter der Digitalisierung auf der Höhe der Zeit mitschwimmt.
Disney hat gerade die Ergebnisse des vierten Quartals offengelegt, und damit meine optimistische Einschätzung unterfüttert. Kurz gesagt, ich fand die Zahlen großartig und bin sehr gespannt was die Zukunft für diesen Blue-Chip bringt. Aber ist der Kurs nicht etwas teuer?
Das Unternehmen setzte sich sowohl in der Gewinn- als auch in der Verlustrechnung durch: Der nicht GAAP-konforme Gewinn je Aktie belief sich auf 1,07 Dollar (0,10 höher als erwartet) und der Umsatz auf 19,1 Mrd. Dollar (schätzungsweise um 80 Mio. Dollar übertroffen). Der nicht GAAP-konforme Gewinn je Aktie weisst ein Wachstum von -28% im Jahresvergleich auf, während der Umsatz im Jahresvergleich um 34% zulegte. Das Betriebsergebnis belief sich im Quartal auf 3,436 Mrd. Dollar, ein Anstieg von 5% gegenüber dem Vorjahr. Ich sollte allerdings darauf hinweisen, dass sowohl der Cash from Operations als auch der Free Cash Flow im Quartal dramatisch zurückgegangen sind: Der FCF belief sich auf 1,1 Mrd. Dollar nach knapp 10 Mrd. Dollar im Vorjahr und der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit belief sich auf rund 6 Mrd. Dollar nach 14,3 Mrd. Dollar im Vorjahr. Was steckt dahinter?
Disney gliedert sein Geschäft in vier Segmente.
Media Networks erzielte einen Umsatz von 6,51 Mrd. Dollar, ein Plus von 22% im Jahresvergleich. Das Betriebsergebnis von Media Networks belief sich auf 1,783 Mrd. Dollar, was einem Rückgang von 3% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieses Segment verzeichnete im Jahresvergleich ein starkes Umsatzwachstum aufgrund der Integration der Vermögenswerte von Twenty-First Century Fox, nämlich FX und National Geographic. Belastet wurde das Betriebsergebnis aufgrund gestiegener Kosten (Programm-, Produktions- und Marketingkosten) im Zusammenhang mit ESPN (Sport Kanal).
Das Segment Parks und Resorts ist weiterhin auf dem Vormarsch und das seit vielen Jahren. Obwohl dieses Segment zyklisch sind, weil es an der wirtschaftlichen Verfassung des Verbrauchers gebunden ist, habe ich das Gefühl, dass dies das wahre Kronjuwel des Disney-Geschäfts ist. Freitzeitparks geniessen in den USA seit Jahrzehnten eine hohe Beliebtheit, trotz Digitalisierung und online-Entertainment. Diese Stärke unterscheidet Disney denn auch von anderen großen Medien- und Unterhaltungsunternehmen und das Unternehmen sieht hier weiterhin eine steigende Nachfrage, die es ihm ermöglicht, die Preise zu erhöhen. Das Management investiert auch weiterhin stark in neue Attraktionen. Spannend ist dabei der langfristige ROI, den ich hier sehe. Darüber hinaus spielen Parks eine wichtige Rolle im klebrigen DIS-Ökosystem denn sie steigern die Nachfrage nach Inhalten und umgekehrt.
Apropos Nachfrage nach Content: Bei Disney kann es kaum besser laufen als im Studio-Segment des Unternehmens. „Der König der Löwen“, „Toy Story 4“ und „Aladdin“ hoben den Q4-Plan des Unternehmens hervor, und diese Filme brachten bzw. bringen noch immer Geld ein. Disney wird 2019 vorrausichtlich den jährlichen Kassenrekord knacken, und diese drei Filme spielten alle eine bedeutende Rolle bei dieser Gesamtleistung. Im Dezember folgt nun der finale Teil der „Star Wars“ Saga und auch hier dürfte schon klar sein wie diese Produktion den Ertrag stützen wird.
Wie sieht es mit dem neuen streaming Geschäft aus? Das Management hebt fortlaufend die Tatsache hervor, dass Disney+ den Nutzern einzigartige Erlebnisse für Konsumenteninhalte aus den verschiedenen Universen bietet, die Disney besitzt. „Der Mandalorianer“ (Star Wars) ist z.B. eines der am meisten erwarteten Serien auf der neuen Plattform denn es ist das erste Mal, dass Fans des Star Wars-Universums eine Live-Action-Show erhalten. Disney teilte mit, dass es im ersten Jahr nach dem Start geplant sei, mehr als 45 Originalserien herauszubringen. Und bis zum fünften Jahr erwartet das Management, dass der Dienst mehr als 60 Originalprojekte pro Jahr produziert. Das ist eine klare Kampfansage an Netflix.
Zur Bewertung: gut, aber teuer
Das durchschnittliche KGV der Aktie für die letzten 20 Jahre beträgt 20,7. Das durchschnittliche KGV über die letzten 10 Jahre beträgt 17,8. Mit anderen Worten, die jüngste Rallye hat die Aktie auf ein Niveau gehoben, welches weit über dem historischen Durchschnitt liegt. Diese Bewertung kann m.E. nur gehalten werden sofern Disney in einem Netflix-ähnlichen Licht gesehen wird. Ich bin auch der Überzeugung, dass dieses Modell ein absolut notwendiges langfristige Spiel für das Unternehmen seine Geschäftstätigkeit darstellt und, aber aus Sicht der Bewertung würde es mich nicht überraschen, wenn der Kurs nach dem anfänglichen Überschwang aufgrund der Streaming-Transformation wieder etwas konsolidiert.
Fazit: Alles in allem scheint der Markt dem Optimismus des Managements zu folgen da die Aktie im Quartalsvergleich bereits um 4% zulegte. Das Unternehmen hat in den kommenden Quartalen mit großen Kinostarts sowie den mit Spannung erwarteten Streaming-Teilergebnissen sicherlich eine Menge Überraschungen auf Lager. Ich wäre auch nicht überrascht wenn die aktuelle Aufregung den Kurs kurzfristig auf 160 Dollar zum Jahresende hievt. Mein Rat: Anfangsposition zum aktuellen Kurs um dabei zu sein, Nachkauf wenn die Euphorie etwas nachlässt. So oder so: Für mich ist Disney eine Aktie, die in jedes Depot gehört.
14.11.2019 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de
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