BÖRSE TO GO - mit Thyssenkrupp, Scout24 und Safran
Markt zeigt relative Stärke
Guten Morgen,
das ist neu: der DAX schreitet in der begonnen Herbstrally voran, die Wall Street läuft etwas hinterher. Zugegeben, die Wall Street startet von einem deutlich höherem Niveau aus und der DAX muss aufholen, aber dennoch: Im Augenblick liegt der deutsche Markt vorne.
Zumindest aus technischer Sicht darf hier wieder einmal die Aussagekraft der technischen Analyse unterstrichen werden, denn auch diesmal scheint sich die Bedeutung einer Schulter-Kopf-Schulter Formation (diesmal auf den Kopf gestellt) zu bewahrheiten. Nun geht es darum, wie weit sie trägt und ob sie dem Brexit-Kopfschmerz standhalten kann.
Einfach wird es nicht. Auf der einen Seite steht die Erwartung an die Notenbanken, die Zinsen weiter zu locker, auf der anderen Seite die mediale Geräuschkulissse um den Brexit. Dazwischen die Unwägbarkeit um den Handelsstreit. Eines ist aber schon jetzt auf beiden Seiten des Atlantiks zu erkennen: Die Kurse wollen eher nach oben als nach unten. Denn auffällig ist: Trotz unsteter Wirtschaftsdaten und Rezessionsgerede entsteht kein Verkaufsdruck.
Relative Stärke
Das bedeutet: Entweder haben alle Pessimisten bereits verkauft oder der Anlagedruck im 0%-Umfeld sorgt für das notwendige Fundament um den vielfach herbeibeschworenen Rezessions-Crash zu vermeiden. Diese relative Stärke der Märkte sollte, wie schon 2018, nicht unterschätzt werden, auch wenn in den Vorjahren die Aktienrückkäufe seitens der US-Unternehmen die Kurse gut gestützt hatten. Mehr dazu später hier.
Gestern öffnete die Fed ihr Beige Book, den Bericht zur Konjunktur. Dieser gibt Hinweise darauf, ob und wie am 18. September die Fed die Zinsen steuert. Aussage seitens der Währungshüter: Die US-Wirtschaft hat zuletzt zwar ein eher mäßiges Tempo angeschlagen, doch die meisten Unternehmen der USA treibt derzeit keine Rezessionsangst um. Zitat: «Obwohl weiter Sorgen wegen der Unsicherheit bezüglich der Zölle und Handelspolitik bestehen, ist die Mehrheit der Unternehmen optimistisch, was den kurzfristigen Ausblick betrifft». U.E. deutet das entgegen der allgemeinen Erwartungen noch nicht auf einen weiteren Zinsschritt hin.
Stühlerücken im DAX
Jetzt ist es quasi amtlich: THYSSENKRUPP steigt aus dem wichtigsten Börsenbarometer Deutschlands ab. Gestern Abend hat die Deutsche Börse bzw. ihr Arbeitskreis Indices beschlossen, dass der Industriekonzern zukünftig im MDAX notiert wird. Aufsteiger in den DAX ist der Triebwerksbauer MTU AERO ENGINES. Für THYSSENKRUPP könnte dieser Abstieg sogar ein Segen sein. Denn natürlich stand man als DAX-Mitglied bei der mehr als problematischen Neuausrichtung des Konzerns deutlich stärker im Marktfokus als es vielleicht im MDAX der Fall sein wird. Vor allem der Druck großer Investoren könnte hier nach einer Übergangsphase deutlich abnehmen.
Weitere Änderungen, die beschlossen wurden: Neu in den MDAX kommen der Ticketverkäufer CTS EVENTIM und COMPUGROUP MEDICAL, das unter anderem Arzt-Informationssysteme anbietet. Beide waren bislang im SDAX. Die frei werdenden Plätze im Nebenwerte-Index werden durch NORMA und DEUTSCHE EUROSHOP besetzt, die aus dem SDAX absteigen. Einen weiteren Wechsel gibt es bei AUMANN, der Maschinenbauer muss den SDAX verlassen, neu hereinkommt die VW-Nutzfahrzeugsparte TRATON.
SCOUT24: Was kommt jetzt?
Zu den Verlierern des Tages gehört derzeit SCOUT24. Nachdem die beiden Finanzinvestoren Hellmann & Friedmann mit ihrem Übernahmeversuch für den Betreiber von Kleinanzeigenportalen scheiterten, haben sich diese von ihren bislang erworbenen Aktien - immerhin 6,7 Millionen Stück - wieder getrennt. Verkauft wurden die Aktien an institutionelle Investoren zum Preis von 52 Euro je Aktie, rund 2 % unter dem Mittwochsschluss, was sich auch in dem heutigen Minus niederschlägt.
Immerhin: Mit dem Rückzug dieser Investoren könnte SCOUT24 vor einer Neubewertung stehen. Dies auch mit Hinweis auf einige Hedgefonds, die im Zuge der Übernahmespekulation eingestiegen waren und nun stärker auf entsprechende Strategieanpassungen, inklusive Asset-Verkäufen, drängen könnten. Wir werden uns das Unternehmen entsprechend etwas näher anschauen.
SAFRAN erhöht Prognose
Und noch ein Blick nach Europa. Während die deutsche MTU sich über ihre neue DAX-Mitgliedschaft freuen kann, hat der französische Konkurrent SAFRAN trotz bestehender Probleme beim Großkunden BOEING seine Umsatz- und Gewinnprognose für dieses Jahr angehoben. Ging man bislang von einem Umsatzplus im Jahr zwischen 7-9 % aus, peilt SAFRAN nun rund 15 % an. Der operative Gewinn soll um rund 25 % zulegen. Bislang lautete hier die Wortwahl „niedriger zweistelliger Prozentbereich“.
Die Börse belohnt diesen verbesserten Ausblick mit einem Aufschlag heute von gut 7 %, womit SAFRAN ein neues Allzeithoch markiert. Mit einem 2020er KGV von rund 20 ist die Aktie zwar nicht mehr billig. Hier dürften allerdings noch nicht die entsprechenden Wachstumsanpassungen eingepreist sein. Deshalb schauen wir uns auch hier den Wert in den nächsten Tagen etwas genauer an.
05.09.2019 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de
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